Der Tod von Alessio in Freiburg hat für den Stiefvater schlimme Folgen. Foto: Rothermel

Dreijährigen zu Tode geprügelt: Stiefvater soll auch Tochter misshandelt haben. Mutter hatte Partner immer wieder gedeckt.

Freiburg - Fünf Monate nach dem gewaltsamen Tod des dreijährigen Alessio aus Lenzkirch/Breisgau-Hochschwarzwald hat die Freiburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 32-jährigen Stiefvater des Buben erhoben. Er soll den Dreijährigen Anfang des Jahres so stark verprügelt haben, dass der Knabe noch am gleichen Tag an seinen schweren inneren Verletzungen starb.

Vorausgegangen war ein monatelanges Martyrium für den kleinen Jungen: Die Staatsanwaltschaft ist am Ende ihrer Ermittlungen zu der Überzeugung gekommen, dass Alessio von dem Mann immer wieder geschlagen und verletzt wurde. Die Rede ist von „einer Vielzahl von Fällen“, die im Einzelnen nicht mehr rekonstruierbar gewesen seien. Mehrfach musste der Bub ambulant und stationär behandelt werden. Dazu kommen nun noch neue, schwere Vorwürfe gegen den inhaftierten Stiefvater: Er soll auch das gemeinsame Töchterchen, das er mit Alessios 24 Jahre alter Mutter hat und das zum Zeitpunkt von Alessios Tod gerade zehn Monate alt war, wiederholt geschlagen und geschüttelt haben.

Die Mutter, die zum Zeitpunkt von Alessios Tod in der Psychiatrie war, hatte in den Monaten vor dem Tod des Jungen immer wieder ihren Partner gegenüber Ärzten und Behörden gedeckt: Alessios Verletzungen seien durch Unfälle auf dem heimischen Bauernhof hervorgerufen worden, so eine der Thesen. Nach dem Tod des Jungen machte sie hingegen Aussagen zum Verhalten ihres Partners und belastete ihn schwer. Gegen die junge Frau laufen derzeit noch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung und der Vernachlässigung der Fürsorgepflicht.

Die Familie war beim zuständigen Sozialamt des Landkreises in Betreuung: Eine Dorfhelferin war im Einsatz, um die Familie zu unterstützen. Zeitweise waren der Stiefvater und seine Partnerin mit den Kindern auf Geheiß der Behörde getrennt, weil gegen den Mann Ermittlungen wegen der Misshandlungen liefen. Da es aber keine Zeugen gab, die den mutmaßlichen Täter hinreichend belastet hätten, verliefen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Nichts. Es erging allerdings ein Hinweis an die Behörden, dass man aus Sicht der Ermittler von den Misshandlungen überzeugt sei, selbst wenn sich keine Anklage daraus erheben ließ.

Seit dem Tode Alessios steht nun die Sozialbehörde in Freiburg im Kreuzfeuer der Kritik, weil sie den Jungen nicht in Obhut genommen hat, obwohl sein Stiefvater als Gewalttäter im Verdacht stand. Im April hat das Landratsamt einen Experten aus München mit der unabhängigen Aufarbeitung des Falles beauftragt. Wann der Prozess gegen den Stiefvater beginnt ist derzeit noch offen, das Landgericht muss zunächst entscheiden, ob es eine Verurteilung für wahrscheinlich hält und die Anklage annimmt und wann das Verfahren beginnt.