In Genua haben starke Regenfälle zu einer Flut-Katastrophe geführt. Foto: ANSA

Ein Mensch stirbt bei Unwettern im Norden Italiens, ein Zug springt aus den Gleisen. Hunderte Retter sind in der Region im Dauereinsatz. Haben die Behörden möglicherweise zu spät reagiert?

Genua - Heftige Unwetter haben die norditalienische Hafenstadt Genua ins Chaos gestürzt und mindestens einen Menschen das Leben gekostet. Nach massiven Regenfällen verwandelten sich Flüsse in reißende Fluten. Autos wurden mitgerissen, ein Zug sprang wegen eines Erdrutsches aus den Schienen. Die Hilfsmannschaften waren im Dauereinsatz. Noch während des Rettungsarbeiten begann der Streit über mögliche Versäumnisse der Behörden. Für die Region um die ligurische Stadt gilt inzwischen die höchste Warnstufe. Die Schäden dürften in die Millionen gehen.

Ministerpräsident Matteo Renzi ließ sich laufend von den Zivilschutzbehörden über die Entwicklungen vor Ort informieren. In einem Ortsteil, das bereits von folgenschweren Überflutungen 2011 heimgesucht worden war, wurden Einsatzkräfte von Bewohnern angegriffen und beschimpft. Der Bürgermeister von Genua, Marco Dario, setzte sich gegen dagegen zur Wehr, es sei zu spät reagiert worden. Umweltschützer beklagten, viel Geld werde nur für große Projekte wie Autobahnen ausgegeben und forderten mehr Mittel für den Schutz der von Bevölkerung und Umwelt.

Bei dem Todesopfer handelt es sich den Erkenntnissen zufolge laut Ansa um einen 57 Jahre alten Krankenpfleger, der wohl beim Betreten des Hauses von den Wassermassen mitgerissen wurde. Die Feuerwehr barg seine Leiche später aus den Fluten, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Einsatzkräfte berichtete.

Die Polizei nahm mehrere Menschen fest, die versuchten, die Notlage auszunutzen und Geschäfte zu plündern. Es habe zahlreiche solcher Versuche gegeben.

Einige Stadtbezirke waren zunächst ohne Strom. Schulen und öffentliche Gebäude blieben geschlossen. Teilweise stieg das Wasser in den Straßen auf eine Höhe von bis zu 1,80 Metern. Die Menschen wurden aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen und sich in den oberen Stockwerken in Sicherheit zu bringen. Zahlreiche Gebäude mussten evakuiert, die nahe gelegene Autobahn A 12 teilweise gesperrt werden.

Mit dem Schrecken kamen rund 150 Fahrgäste eines Zuges davon, der laut Ansa in Genua gestartet war und wenig später vermutlich wegen eines Erdrutsches aus den Gleisen sprang, aber nicht umfiel. Von den Passagieren sei niemand verletzt worden, der Lokomotivführer habe leichte Blessuren davon getragen. Den ersten Erkenntnissen zufolge waren nur die Lokomotive und zwei weitere Wagen des Zuges entleist, der sich auf dem Weg nach Turin befand.

Auch an diesem Samstag sollen öffentliche Gebäude in der Hafenstadt geschlossen bleiben. Die Rettungskräfte schätzten die Schäden in den betroffenen Bezirken laut Zeitung „La Repubblica“ auf mehrere Millionen Euro.

Die Bilder ähnelten denen von 2011. Damals war die Hafenstadt ebenfalls von heftigen Überschwemmungen heimgesucht worden. Es starben sechs Menschen.