Ein Mann blickt vom Dach seines Hauses auf die überflutete Straße in Pozega, 200 Kilometer süd-westlich von Belgrad. Foto: dpa

Die Flutkatastrophe auf dem Balkan hat Dutzende Tote gefordert. Auch wenn das Hochwasser sich zurückzieht, bergen die 120.000 Landminen aus dem Krieg zwischen Serben, Kroaten und Muslimen eine tödliche Gefahr.

Die Flutkatastrophe auf dem Balkan hat Dutzende Tote gefordert. Auch wenn das Hochwasser sich zurückzieht, bergen die 120.000 Landminen aus dem Krieg zwischen Serben, Kroaten und Muslimen eine tödliche Gefahr.

Belgrad - Das verheerende Hochwasser auf dem Balkan hat Dutzende Menschen in Serbien und Bosnien-Herzegowina in den Tod gerissen. Zehntausende Menschen flohen vor den Wassermassen.

Allein in der Stadt Doboj im Norden von Bosnien-Herzegowina brachten Einsatzkräfte bis Sonntag 20 Opfer in die städtische Leichenhalle, wie Bürgermeister Obren Petrovic sagte. In anderen Orten gab es mindestens sieben weitere Todesopfer. Im serbischen Obrenovac nahe Belgrad bargen Helfer zwölf Leichen. In Bosnien warnte das Minenaktionszentrum, dass Landminen weggespült werden könnten.

BOSNIEN-HERZEGOWINA: In Doboj stand das Wasser stellenweise noch bis zu vier Meter hoch. "Höchste Priorität hat jetzt das Auffinden der Toten", sagte Bürgermeister Petrovic. Man müsse herausfinden, wie viele Menschen in den Fluten umkamen: "Es werden viele Tote sein."

Unter anderem der Fluss Sava war nach tagelangen Regenfällen extrem angeschwollen. Nach mehr als zwei Tagen drangen Rettungskräfte in die Stadt Samac vor. "Das ist die totale Verwüstung, es sieht vom Hubschrauber wie ein Meer aus", sagte Bürgermeister Savo Minic der Nachrichtenagentur Fena.

Das Minenaktionszentrum MAC warnte die Bevölkerung am Sonntag, dass Sprengkörper aus dem Krieg in den 90er Jahren Hunderte Kilometer unter anderem bis zum Schwarzen Meer geschwemmt werden könnten. Aus dem Krieg zwischen Serben, Kroaten und Muslimen liegen noch rund 120.000 Landminen in Bosnien-Herzegowina. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Die Gegenden um Doboj und Olovo, die jetzt besonders vom Hochwasser betroffen sind, sind noch stark vermint.

SERBIEN: In Serbien bargen Helfer zwölf Leichen in der am schlimmsten betroffenen Stadt Obrenovac, die auch an der Sava liegt. Ministerpräsident Aleksandar Vucic sprach von insgesamt 15 Toten in Serbien, äußerte aber die Befürchtung, die Zahl könne weiter steigen. In den Städten Sabac, Mitrovica und Kostolac sei die Hochwasserlage unter Kontrolle, teilten die Einsatzkräfte mit. Die Flutwelle der Sava erreichte am Sonntagabend die Hauptstadt Belgrad. Ein weitere Welle wurde bis zur Wochenmitte erwartet.

In KROATIEN starb ein Mann in einem zusammenbrechenden Haus. Die Tageszeitung "Vecernji List" berichtete, nur wenige Minuten zuvor sei eine Frau aus dem Haus gerettet worden.