Terminabsprache zwischen Mitarbeiter und Bewohnerin am Küchentisch Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Betreutes Wohnen: Hilfsangebot für den Alltag

Viola Fischer (Name von der Redaktion geändert) ist 20 Jahre alt, arbeitet fünf Tage pro Woche, geht einmal wöchentlich zum Fußballspielen und zum Kegeln und verbringt das Wochenende gern bei Freunden.

Fluorn-Winzeln. Seit einem Jahr lebt sie in Fluorn-Winzeln in einer Wohngemeinschaft (WG) mit einer Mitbewohnerin, mit einem eigenen Zimmer für jede und gemeinschaftlicher Nutzung von Bad und Küche. Manchmal kochen sie gemeinsam oder eine kauft ein und die andere kocht. Es gibt noch ein drittes WG-Zimmer, für das bereits eine Anfrage vorliegt.

Über den Flur leben drei Männer in einer weiteren WG. Man teilt sich die Waschmaschine im Keller, hängt im Gemeinschaftsraum in der "Chill-Ecke" oder vor dem Fernseher ab oder nutzt den Tischkicker und die Fitnessgeräte.

Seit der Schule war Viola Fischer klar, dass sie bei den Eltern auszieht, sobald sie selbst arbeitet und Geld verdient. Für die junge Frau kam das Angebot der BruderhausDiakonie Schwarzwald-Baar-Heuberg zum Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) wie gerufen. Denn durch ein Handicap, das ihr äußerlich nicht anzusehen ist, hat Viola Fischer Betreuungsbedarf.

Mit bisher drei ambulant betreuten Wohngemeinschaften stellt die BruderhausDiakonie für geistig und seelisch behinderte Menschen den Lückenschluss zwischen klassischer Heimunterbringung und einer eigenen Wohnung dar. Wöchentlich kommt an einem festen oder flexiblen Termin ein Mitarbeiter der BruderhausDiakonie vorbei und leistet Hilfe für den Alltag. Es wird besprochen, was während der Woche los war, welche Probleme es gibt und welche Termine anstehen. Da sich ein Büro der BruderhausDiakonie im gleichen Haus befindet, ist sichergestellt, dass dreimal wöchentlich jemand im Haus ist, der bei akuten Problemen zeitnah kontaktiert werden kann.

Heilpädagoge Peter Faisst ist als einer der drei Bezugsmitarbeiter vom ambulanten Dienst der BruderhausDiakonie im ganzen Landkreis unterwegs und erklärt ABW so: "Drei Menschen, die der Wunsch vereint, nicht ins Heim zu ziehen, sondern ihr eigener Herr zu sein, wohnen zusammen und erhalten je nach Bedarf bis zu dreimal pro Woche Hilfestellung in allen Lebenslagen."

Das Konzept habe sich bewährt. Jeder Bewohner habe viele, aber unterschiedliche Fähigkeiten und brauche unterschiedliche Unterstützung. Was tun, wenn zum Beispiel der Fernseher kaputt ist oder das Handy nicht funktioniert? Wo bekommt man welche Formulare? Wie werden sie ausgefüllt?

Wer Probleme hat, sein Geld einzuteilen, bekomme pro Woche einen bestimmten Bargeldbetrag ausgehändigt, der – sofern vorhanden – mit dem gesetzlichen Betreuer abgesprochen ist. Manchmal ist die Begleitung zum Arzt erforderlich, um danach die Diagnose, medizinische Fachbegriffe oder die erforderliche Medikamenteneinnahme nochmals in einfachen Worten zu erklären.

Diese Art der Eingliederungshilfe richtet sich an Menschen mit Behinderung, seelischen oder geistigen Einschränkungen. Wer einziehen darf, muss mit dem Landratsamt des Heimatlandkreises als zuständigem Kostenträger abgestimmt werden.

"Wir bieten aber keinen Hotelservice. Es ist immer unser Ziel, dass man uns eigentlich nicht mehr braucht", betont Peter Faisst.

Die BruderhausDiakonie habe das ehemalige Winzelner Schulhaus von der Gemeinde Fluorn-Winzeln gemietet und an Menschen mit Betreuungsbedarf untervermietet. Wie jeder andere auch, müssen sie selbst einkaufen, kochen, waschen, putzen und dafür sorgen, dass sie pünktlich zur Arbeit kommen. Sie müssen allen üblichen Verpflichtungen für Mieter nachkommen, etwa an Abfuhrtagen die Mülltonnen an die Straße stellen oder im Winter Schneeschippen.

Wo jedoch Assistenz benötigt wird, beraten die Mitarbeiter des ABW oder vermitteln Unterstützung. Im Flur hängt die Hausordnung mit vielen leicht verständlichen Symbolen. Über die Bewohnerbesprechung wird das Zusammenleben organisiert. Einmal pro Monat kochen alle gemeinsam mit einem Bezugs-Mitarbeiter. Auch das ist eine Hilfestellung, um vielleicht im nächsten Schritt eine eigene Wohnung beziehen zu können.

Für jeden gibt es eine Zielplanung. Gemeinsam mit der BruderhausDiakonie wird an der Verfolgung dieser Ziele gearbeitet. Viola Fischers Ziel ist es, selbstständiger zu werden und Stress-Situationen besser bewältigen zu können.

Zuhause kann sie mit Mitbewohnern darüber reden, wie sie den Alltag bewältigen und mit bestimmten Situationen umgehen kann. Gemeinsam finden sie meist einen Weg.

Über die Wohnform ABW sagt sie: "Es ist gut, dass wir alle gemeinsam hier leben und etwas unternehmen können."