Wo vor Kurzem noch eine schattenspendende Linde thronte, klafft jetzt eine Lücke. Die Wurzeln des Baums wurden verletzt, er musste gefällt werden. Fotos: Kaufmann Foto: Schwarzwälder Bote

Baumaßnahme: Optisch prägender Baum fällt der Motorsäge zum Opfer / Innen schon reichlich morsch geworden

Die Linde ist gefallen. Ein Anwohner hatte es befürchtet, nachdem die ersten Baumaschinen an der Ecke Rötenberger Straße / Schulweg in Fluorn anrückten und ihre Arbeit aufnahmen.

Fluorn-Winzeln. Der Standort der dortigen über 120 Jahre alten Linde sei durch die bevorstehende Straßenbaumaßnahme gefährdet. Deshalb brachte er am Wochenende noch schnell zwei Plakate in der Nähe an, wobei er berührend und emotional um den Erhalt des alten Baumes warb.

Aber es war zu spät. Am gestrigen Donnerstagmorgen wurde die 28 Meter hohe und ausladende Linde mit einem unteren Stammdurchmesser von 1,80 Meter von einer Fachfirma gefällt.

Unverständnis herrscht bei vielen Anliegern. "Solange ich lebe, stand dieser Baum hier, ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll", meint schockiert eine Nachbarin, die das Geschehen beobachtet hat. "Musste das wirklich sein?", fragt kopfschüttelnd ein weiterer Beobachter. Man habe nie gehört, dass der wuchtige Baum, der einen ganzen Teil der Rötenberger Straße geprägt hat, krank sei.

Wurzelwerk bei Bauarbeiten beschädigt

Nüchtern betrachtet gab es dagegen keine andere Möglichkeit, wie sowohl der örtliche Bauhofleiter als auch die dort arbeitende Baufirma betonen. Denn bereits beim Ausbau der Rötenberger Straße bis in den vergangenen Herbst war das weitverzweigte Wurzelwerk der alten Linde in Mitleidenschaft gezogen worden.

Dort entstehen sechs neue Parkplätze, und wieder ist man dem Baum sehr nahe auf die Pelle gerückt. Weil am Schulweg bald auch vier Bauplätze geschaffen werden und der Weg mitsamt Gehsteig und Schmutzwasserableitungen erneuert wird, sei zu befürchten gewesen, dass weitere irreparable Schäden an dem Baum entstehen.

Naturdenkmale werden zerstört

Und tatsächlich zeigte sich nach der fachmännischen Baumfällung, dass der Stamm im Inneren ziemlich morsch war und es eigentlich keinen längeren Aufschub bis zu seinem endgültigen Aus gab.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt dennoch. Die Rötenberger Straße verliert nach dem ebenfalls sehr markanten Kastanienbaum an der ehemaligen evangelisch-methodistischen Kirche bereits zum zweiten Mal ein ortsbildprägendes Naturdenkmal. Und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch die große Buche am Schönauer Platz im unteren Teil dieser Straße das Zeitliche segnet, nachdem ihr dort beim Bau eines Lagergebäudes fast die Hälfte ihres Geästs weggenommen wurde.