Beim Baggerbiss für die Flüchtlingsunterkunft: Thomas Weigel, Frieda, Hendrik Bednarz, Michael Rau, Joachim Panusch, Nele Betz, Rosa, Stephan Neher, Anette Hähnig. Foto: Juergen Lueck

Baggerbiss für neue Flüchtlingsunterkunft in Rottenburg. Sie bietet Platz für bis zu 80 Personen. Der 3,5 Millionen Euro teure Bau ist Ende 2024 fertig und soll langfristig die Bedingungen verbessern. Das Gebäude sieht sogar schick aus.

OB Stephan Neher (CDU) scherzt: „Ich bin ja jetzt dauernd am baggern. Gestern bei der Mehrzweckhalle, jetzt hier an der Siebenlindenstraße.“ Und dann zeigt das Stadtoberhaupt: Auch beim Baggern ist er ein ganz feiner Typ. Anzug, Weste, Ledersohlen. Vorarbeiter Joachim Panusch zeigt ihm noch die Kabine, dann geht es los.

Neher: „Stadtrat Steur – gehen Sie lieber raus aus dem Gefahrenbereich!“ Dann dreht sich der Bagger. Die Schaufel greift in den Schotter, Neher bugsiert sensibel den Ausleger nach vorne, lädt ab. Elegant. Noch eine Schaufel. Dann noch die Kür: Vorsichtig legt das Stadtoberhaupt die Schaufel eben, zieht noch zweimal über den frischen Haufen, damit er auch eben ist. Steigt dann wieder runter. Der OB baggert reibungslos, konzentriert, ohne Ruckler. Das hatte echt Stil!

OB Neher hat den Bagger im Griff. Foto: Lück

Genau wie der Spatenstich. Baubürgermeister Thomas Weigel (CDU) nimmt den Spaten mit Nele Betz und Tochter Frieda – und die beiden schleudern den Schotter in hohem Bogen gen Fotokameras.

Ein neuer Bau mit drei Geschossen

Ein gutes Zeichen für Rottenburg. Denn: Hier entsteht ein neuer Bau. Drei Geschosse, bodentiefe Fenster, die Fassade aus vergrauten vertikalen Holzstäben. Auf dem Dach eine Photovoltaikanlage. Architektin Annette Hähnig: „Das ist keine Luxusbauweise, sondern entspricht dem Standard für die Obdachlosenunterbringung. Dennoch bin ich froh, dass sich die Stadt nicht für die kostengünstigste Variante entschieden hat, sondern berücksichtigt, dass das Gebäude auch ein Stadteingang sein wird!“

Die Kosten betragen 3,5 Millionen Euro. 720.000 Euro Förderung gibt es – weil es als Flüchtlingsunterkunft konzipiert ist.

Zimmer für unterschiedliche Bedürfnisse

Hähnig: „Dabei ist der Grundriss modular. Es gibt Zimmer für Familien, alleinstehende Frauen mit Kindern, aber auch für alleinstehende Männer.“

Bürgermeister Hendrik Bednarz (SPD), zuständig für Wirtschaft, Ordnungsamt und Kämmerei: „Dieser Neubau ist ein Baustein in unserem Bemühen, langfristig die Wohnungssituation auch für Bedürftige zu verbessern. Der Neubau hat beispielsweise auch einen Raum für Sozial-Beratung.“

In den Hammerwasen gibt es auch gut 15 Wohnungen nach dem Standard für die Obdachlosenunterbringung. Dazu laufen auch Bindungsfristen für den sozialen Wohnungsbau aus, so Bednarz. Man könne sich auch vorstellen, den nächsten alten Block für Obdachlose an der Siebenlindenstraße durch solch einen Neubau zu ersetzen.

Rottenburgs OB Neher: „Hier stand auch so ein Bau. Da die Vorplanungen ergeben haben, dass die Sanierung genauso teuer wie Neubau gewesen wäre, haben wir uns gleich für den Neubau entschieden.“

Genügend Unterkünfte für Flüchtlinge

Muss das Gebäude nicht schneller fertig werden? Neher: „Derzeit können wir alle Geflüchteten unterbringen. Aber nach den schrecklichen Ereignissen in Israel wird uns das Thema der Flüchtlinge sicherlich noch weiter begleiten.“

Am Tag vor dem Spatenstich hatte der Bagger erst ein Telefonkabel zertrennt. Die Bau-Experten: „Das war nicht im Plan eingezeichnet.“ Ein echter Baggerbiss – und kein eleganter Bagger-Schwung wie von Rottenburgs OB Neher.