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Die Nachfrage nach Brennholz ist auf einem Höhepunkt. Immer mehr Besitzer von Kamin- und Bolleröfen sägen den Rohstoff im Wald selbst zurecht.

Esslingen - Die Nachfrage nach Brennholz ist auf einem Höhepunkt. Immer mehr Besitzer von Kamin- und Bolleröfen sägen den Rohstoff im Wald selbst zurecht. In einigen Revieren in der Region sind die Stämme bereits ausverkauft oder reserviert. Die Preise allerdings sind seit zwei Jahren stabil geblieben.

Mit 1700 Hektar ist der Esslinger Stadtwald einer der größten Forstbezirke im ganzen Land. Dort hat jetzt, wie an vielen Orten in der Region, die Versteigerung von Flächenlosen begonnen. Das sind bestimmte Parzellen im Wald, in denen nach Baumfällarbeiten noch armdicke Aststücke herumliegen. 36 Lose kamen unter den Hammer, mit einem Holzvorrat von jeweils zwischen zwei und zehn Raummetern (0,7 Festmeter oder Kubikmeter).

Der stellvertretende Revierförster Jens Denzinger machte auch dieses Jahr viele bekannte Gesichter aus: "Manche sehen die Arbeit im Wald als Sport und als Ausgleich zur Schreibtischarbeit." Nur so erklärt sich, dass sie für die Stämme in Flächenlosen fast ebenso viel bieten, wie sie für Brennholz bezahlen müssten, das bereits fein säuberlich aufgeschichtet am Wegrand liegt.

An den Versteigerungen kann jeder teilnehmen, die Kommunen benennen die Lose in der Regel vorher, damit sich die Interessenten ein Bild über Gefälle und Zugänglichkeit des Waldstücks machen können. Der Holzertrag entspreche pro Los ungefähr dem Jahresbedarf eines Haushalts, in dem aber auch noch mit anderem Material geheizt wird, sagt Denzinger. Er kalkuliert dabei mit fünf bis sieben Raummetern. Gesteigert wird in Fünf-Euro-Schritten, der Basis-Preis liegt bei 10 bis 15 Euro pro Raummeter.

Nach wenigen Minuten gibt der Forstwirtschaftsmeister einem Bieter den Zuschlag. In der Regel investieren sie das zwei- bis dreifache des Grundpreises, profitieren außer vom Holz aber auch noch davon, freie Fahrt im Wald zu haben. Manch einer hat dieses Recht missbraucht. Dann wird es teuer: Wer sonntags oder außerhalb der erlaubten Nutzungsfrist der Lose (in Esslingen bis 31. März) erwischt wird, zahlt genauso wie jeder andere, der illegal einen Feld- oder Waldweg nutzt.

Beliebter bei den Verbrauchern als Flächenlose sind die kurzen Stämme, die von der Forstverwaltung entlang der Waldwege aufgeschichtet werden. Im Jahr 2000 wurden im Esslinger Stadtwald noch 2000 Festmeter davon verkauft, dieses Jahr sind es 4400 Festmeter. Die Käufer müssen die Stämme mit der Motorsäge auf Kamingröße bringen. "Ein Festmeter Buche kostet bei uns 50 Euro", sagt Denzinger. Andernorts würden zu diesem Preis die Versteigerungen erst eröffnet. "Wir sehen dieses Angebot aber als Dienst am Bürger", betont er. Wenn das Holz preiswert sei, werde es stärker genutzt als das Angebot in den Baumärkten, das vielfach aus Osteuropa stamme. "So können wir einen Brennholztourismus vermeiden." Käufer sind zu 90 Prozent Esslinger Bürger: "Der Brennstoff ist bei kurzen Strecken CO2-neutral".

Neben der Buche wird in offenen Kaminen und Öfen am liebsten Eiche oder Esche verheizt. Beides bietet der Esslinger Forst zu 45 Euro pro Festmeter an. Neu ist dieses Jahr ein großer Überschuss an Palettenholz. Wegen rückläufiger Exportgeschäfte liege die Palettenindustrie am Boden, sagt Denzinger. Die Nachfrage aus den Sägewerken sei deshalb gering. Dieses eigentlich höherwertige Holz werde in diesem Winter nun ebenfalls als Brennholz verkauft.

Für die kommende Saison kündigt Denzinger ein Novum an: "Wir verlangen dann definitiv ein Zertifikat über einen Motorsägenkurs." Aus Unkenntnis und weil die Schutzkleidung fehle, komme es immer wieder zu schweren Unfällen: "Die Motorsäge ist eines der gefährlichsten Werkzeuge überhaupt." Vor allem Verletzungen an den Beinen sind häufig, weil die Hobby-Waldarbeiter keine Schutzhose tragen. Pflicht sind aber auch Stiefel mit Kappen sowie ein Helm mit Gesichts- und Gehörschutz. Die Kurse werden von Berufsgenossenschaften und von Motorsägenhändlern angeboten - ein Faltblatt aus dem Baumarkt genügt nicht mehr. Den frisch gebackenen Besitzern eines Flächenloses gab Denzinger noch den Rat mit auf den Weg, das frisch gesägte Holz möglichst rasch abzutransportieren: "Diebstähle gibt es leider immer noch."