Bürgermeister Thomas Schneider (von links), Schulleiter Ralf Prantner, Landtagsabgeordnete Sandra Boser und Kindergartenleiterin Cornelia Rauber bei der Vorstellung des "Kleinen Bildungshauses" in Fischerbach Foto: Störr

Ralf Prantner macht Unzufriedenheit über Lehrerstellen Luft / Boser informiert sich bei Besuch

Die Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) hat am gestrigen Freitag die Gemeinde Fischerbach besucht. Nach einem informellen Treffen mit Bürgermeister Thomas Schneider stand der Besuch des "Kleinen Bildungshauses" in Schule und Kindergarten auf dem Programm.

Fischerbach. Schulleiter Ralf Prantner und Kindergartenleiterin Cornelia Rauber erzählten zu Beginn von der langjährigen, intensiven Zusammenarbeit beider Einrichtungen. "Da hat es das Wort ›Bildungshaus‹ noch gar nicht geben", erklärte Prantner.

Eigentlich sei er der zufriedenste Schulleiter des Kinzigtals und renne mit seinen Mini-Sorgen und Nöten offene Türen bei der Verwaltung ein. "Wenn da nicht die Landespolitik wäre", relativierte Prantner seine Zufriedenheit.

Dass drei der vier Fischerbacher Lehrer nicht verbeamtet wären und in den kommenden sechs Wochen "stempeln" gehen müssten, stimme ihn sehr unzufrieden. Sandra Boser sprach von unterschiedlichen Anstellungsvarianten "wie in jeder anderen Firma auch" und verwies auf die angespannte Situation im Lehrerbereich. "Es sind jetzt 600 Stellen offen, die ausgeschrieben und nach dem Sommer besetzt werden. Das Land stellt die Lehrer zum nächstmöglichen Termin ein – und das ist nun mal im September." Dass die Lehrer ihren Urlaub unbezahlt nehmen müssten, sei trotzdem nicht richtig, befand Prantner.

Die andere Schattenseite wäre die Regelung der Krankheitsvertretung, die ein kurzfristiges Einspringen von Lehrern so gut wie unmöglich mache. Selbst wenn die Lehrkräfte arbeiten wollten, werde seitens des Schulamts gebremst, wenn die Lehrer nicht verbeamtet seien. Die ersten drei Wochen müssten in der Schule überbrückt werden. Für eine kleine Schule wie Fischerbach mit nur vier Lehrern sei das kaum zu schaffen. Selbst die sogenannten "Handschlagverträge" für Vertretungslehrer bräuchten sieben bis zehn Tage, bis sie unterschriftsreif wären.

Boser verwies auf die grundsätzliche drei Wochen Regelung im Krankheitsfall und bedauerte: "Ausnahmen zu machen ist da schwierig." Doch Prantner machte klar: "Diese Flexibilität erwarte ich von Stuttgart. Von uns wird sie auch jeden Tag erwartet." Obwohl die Landtagsabgeordnete um die Themen wisse und das Land sich sehr um Lehrer bemühe, bewege es sich trotzdem in engen juristischen Konstruktionen, versuchte Boser zu verdeutlichen.

Geübte Wackelzahnkinder

Kindergartenleiterin Rauber erzählte dann zusammen mit Lehrerin Andrea Moser vom guten Funktionieren des "Kleinen Bildungshauses", von der Verzahnung der Einrichtungen und vor allen Dingen dem Gewinn für die Kinder. "Einen ersten Schultag gibt es für die Kinder eigentlich nicht, weil sie als ›Wackelzahnkinder‹ die Schule bereits ein Jahr lang regelmäßig besucht haben", erklärte Rauber. "Derzeit haben wir 25 Erstklässler und 21 ›Wackelzahnkinder‹ aus dem Kindergarten, die einmal wöchentlich Konzentrationsspiele mit Bewegung verbinden", gewährte Moser Einblicke in die Life-Kinetik. "Wir bespaßen die Kinder nicht, sondern führen sie an die Schule heran."

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen sei man trotz der großen Kinderzahl nicht auf die Idee gekommen, die Ältesten des Kindergartens (Wackelzahnkinder) und die Erstklässler in verschiedene Gruppen aufzuteilen. "Durch die Strukturierung der Angebote funktioniert das Miteinander sehr gut, die Sozialkompetenz wird gestärkt", betonte Rauber. Für sie ist es grundlegend wichtig, dass der Schulstart gut gelingt. Beim anschließenden Rundgang verschaffte sich Boser einen Einblick ins Schulhaus und die Kindertagesstätte "Wunderfitz".