Der Vogelsberghof soll restauriert und, so weit möglich, zurückgebaut werden. Foto: Reinhard

Anwesen für 2,3 Millionen Euro an Alexander Stein verkauft. Gemeinde spricht von Glücksgriff.    

Fischerbach - Der Vogelsberghof in Fischerbach hat einen neuen Besitzer. Für 2,3 Millionen Euro hat die Gemeinde ihn veräußert. Der Käufer ist in der Region kein Unbekannter. Bürgermeister Thomas Schneider spricht von einem "Glücksgriff".

Beim Neujahrsempfang am Sonntag hatte Schneider verkündet, dass die Gemeinde den Hof für 2,3 Millionen Euro erfolgreich verkauft habe, nachdem lange ein geeigneter neuer Besitzer gesucht worden war. Immer wieder war das Thema Vogelsberghof im Gemeinderat angesprochen worden. Schneider betonte damals, dass die Gemeinde bei der Veräußerung nicht nur auf den Verkaufspreis achte, sondern auch Wert darauf lege, dass die weitere Nutzung des Hofs zu Fischerbach passe. Schneider verkündete beim Neujahrsempfang, dass Alexander Stein, Erfinder des Schwarzwälder Gins "Monkey 47", den Vogelsberghof gekauft hat.

"Ein echter Glücksgriff", meinte der Bürgermeister auf Nachfrage des Schwabo. Mit Stein habe man nicht nur einen Käufer gefunden, der den Namen der Region in die Welt trage und zu Fischerbach passe. Mit 2,3 Millionen Euro sei auch ein guter Preis erzielt worden, was angesichts der finanziellen Lage der Gemeinde nicht unerheblich sei. Unter den etwa ein Dutzend Bietern sei Steins Angebot das überzeugendste und höchste gewesen, das auch den von einem Gutachter festgestellten Wert des Anwesens mehr als entsprach.

Die Verhandlungen mit Stein seien bereits im Sommer angelaufen, berichtete der Bürgermeister weiter; in etwa zu dem Zeitpunkt, als die Gemeinde im Bürgerblatt Interessenten aufrief, Gebote und Nutzungskonzepte bei der Gemeinde einzureichen. Da sich schon im Vorfeld immer wieder Kaufinteressierte gemeldet hätten, die genau so berücksichtigt werden sollten, sei die Bieterfrist recht kurz gehalten worden, so Schneider. Sie endete Mitte September. Im vergangenen Monat wurde der Kauf beim Notar abgeschlossen.

Damit nahm das Verfahren auch für Stein ein glückliches Ende. Er sei von einem Bekannten auf den Vogelsberghof hingewiesen worden und sei dann im vergangenen Juni nach Fischerbach gefahren, um ihn sich anzuschauen. "Ich wusste schnell: Das ist es. Es hat mich sofort gepackt. Die Lage, das Grundstück und die Historie haben mir richtig gut gefallen", erinnert er sich. Die folgenden Gespräche mit der Gemeinde seien konstruktiv verlaufen. Auch dem Rat habe er sich und seine Pläne vorgestellt. Da er im beruflichen Rahmen bereits einen Hof in Loßburg gekauft hatte und restaurieren ließ, weiß Stein auch, was auf ihn zukommt.

Pressegespräch zur Nutzung soll noch folgen

Was genau er mit dem Vogelsberghof vor hat, will Alexander Stein noch nicht verraten. Das soll bei einem Pressegespräch bekannt gegeben werden. Auf Anfrage des Schwabo erklärte er aber, dass er das Anwesen wieder beleben will und auch vorhat, mit seiner Familie dort einzuziehen. Vor allem aber will er das Hofgut erhalten, es soweit möglich zurückbauen, restaurieren und als Kulturgut auch der Öffentlichkeit zugänglich machen, beispielsweise bei Hoffesten oder ähnlichem. "Mir geht es nicht darum, den Vogelsberghof kaputt zu renovieren", betont er. Deswegen solle ein Experte, der sich auf die Restauration von historischen Höfen spezialisiert hat, den Rückbau übernehmen. Stein schätzt, dass dies mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen werde.

Momentan laufe für den Vogelsberghof eine Bestandsaufnahme, danach soll in Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde ein Konzept für die Restaurierung erarbeite werden, erklärt Stein. Er erwartet ihn also viel Arbeit, doch er freut sich darauf: "Das ist eine tolle Möglichkeit, so etwas zu erhalten. Solche Höfe sind Kulturgut", meint der 46-Jährige.

Alexander Stein ist in Weinstadt geboren und lebt momentan in Stuttgart. Er arbeitete in den USA als Manager bei Nokia, kehrte 2008 zurück in die Heimat und gründete dort die "Black Forest Distillers GmbH". 2010 entwickelte er zusammen mit dem Destiallateur Christoph Keller den Gin "Monkey 47". Der zeichnet sich dadurch aus, dass er 47 Zutaten miteinander kombiniert. Der Gin entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager, Stein baute aus, investiert und exportiert. Stein hat zusammen mit seiner Frau Christine, einer Rechtsanwältin, 2017 die Stiftung "Wolkenputzer" gegründet. Sie unterstützt Kinder und Jugendliche, die aus Heimen oder einkommensschwachen Familien kommen. Das Ziel ist es, ihnen den Zugang zu Bildung, Sport und Kultur zu ermöglichen.