Wie hier zwischen Hausach und Fischerbach setzt die Dürre den Flächen deutlich zu. Der Mais allerdings, hofft Ulrich Müller, hätte noch eine Chance – wenn es endlich regnet. Fotos: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Fehlende Regenfälle setzen Kinzigtäler Landwirten zu / Futternot bei Milchviehhaltern

Die anhaltende Trockenperiode setzt Feldern, Wiesen und dem Obstbestand zu. Für die Kinzigtäler Landwirte kann die Dürre existenzbedrohend werden.

Mittleres Kinzigtal. Die Lage spitzt sich zu: "Einige der Kollegen sind schon dabei, ihr Vieh mit Winterfutter zu füttern", sagt Ulrich Müller. Der Kreisverbandsvorsitzende des Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) deutet beim Besuch auf die Flächen, die seinen Hof in Fischerbach umgeben. "Sie sehen es ja: Die Wiesen sind braun."

Insbesondere die Milchviehbetriebe im Tal treffe die Situation gerade hart, erklärt Müller. "Im Moment werden hier zwar noch keine Tiere notgeschlachtet, aber viehstarke Betriebe sind schon dabei, Tiere zu verkaufen. Sie geben im Grunde jetzt schon ab, was geht, um der Futterknappheit entgegen zu wirken."

Müller weiß, wovon er redet. Er lebt auf dem Ramsteinerhof in Fischerbach. Die Familie hält normalerweise 15 bis 20 Mastfersen, bewirtschaftet rund 50 Hektar Fläche – davon 36 Hektar Wald, 14 Hektar Grünland –, betreibt eine Kleinbrennerei, eine Bäckerei, die Berghauptener Marktscheune, hat ab der kommenden Woche eine vierte Ferienwohnung auf dem Hof – kurzum: Müller steckt mitten im Geschehen. So weiß er auch, dass kurze Gewitter, wie es sie in den vergangenen Tagen vereinzelt gegeben hat, nicht mehr helfen. "Was wir brauchen, ist ein länger andauernder, leichter Landregen", sagt Müller. Denn der Boden ist inzwischen so trocken, dass eine große Regenmenge einfach abfließen würde. Das Erdreich kann sie nicht mehr aufnehmen.

Mais könnte noch eine Chance haben

Auch auf Getreide und Obst sehen die Bauern inzwischen mit Sorge. "Würde sich die Lage jetzt entspannen, hätte der Mais noch eine Chance, da bin ich mir sicher", sagt der BLHV-Kreisvorsitzende. Und das Obst? Das war noch im vergangenen Jahr durch den späten Frost verfroren. "Das Frühjahr hat gut begonnen, die Bäume hängen voll mit Früchten." Aber: "Inzwischen sind die Äste schwach und brechen. Außerdem setzt so langsam eine Notreife ein." Von seinen neu angepflanzten Weihnachtsbäumen sind zirka 98 Prozent eingegangen, schätzt Müller.

In normalen Sommern wäre es in Ordnung, Wasser zur Bewässerung von Flächen aus den umliegenden Bächen zu entnehmen. Inzwischen hat aber das Landratsamt (LRA) Ortenaukreis ein Verbot ausgesprochen. Außerdem, berichtet Müller, seien viele der Bäche ohnehin ausgetrocknet. "Wir müssten das Wasser aus unseren Brandweihern entnehmen. Aber wenn dann etwas passiert, haben wir noch ganz andere Probleme."

Als BLHV-Kreiverbandsvorsitzender werde er von seinen Kollegen natürlich auch gefragt, was der Verband in dieser Notsituation für die Landwirte tue. In den kommenden Tagen werde es dazu eine Besprechung in der Zentrale in Freiburg geben, bei der unter anderem eine Bedarfsanalyse ansteht. Hilfen für Geschädigte findet er sinnvoll, mögliche Kredite aber nicht. "Das sind absolute Bürokratiemonster." Das allerwichtigste ist derzeit aber: "Wir brauchen dringend Regen. Die Gefahren sind immens."

Im Rahmen der Schwabo-Sommerserie "Unser Wasser im Kinzigtal" beschäftigt unsere Redaktion sich mit Fragestellungen rund um den Einfluss, den die Kinzig, die Wasserversorgung und die Trockenheit auf das Leben im Tal haben. In 13 Teilen, die jeweils samstags und mittwochs erscheinen, beleuchten wir verschiedene Aspekte des Lebens mit (oder ohne) das Wasser. Am Mittwoch, 8. August, geht es um die Renaturierung der Kinzig und die Rückkehr des Lachses.