Überschwemmungen gab es kürzlich in Schwenningen. Foto: Marc Eich

Die vergangenen Wochen hatte Villingen-Schwenningen immer wieder mit Unwettern in Form von Starkregen zu kämpfen. Wie die Bürger sich bei diesen Wetterlagen verhalten sollen, zeigt die Feuerwehr VS auf.

Von Starkregen spricht man bei überdurchschnittlich großen Niederschlagsmengen in kurzer Zeit. Der Deutsche Wetterdienst erstellt zum Beispiel eine Unwetterwarnung ab einer zu erwartenden Regenmenge von 25 bis 40 Litern pro Quadratmetern innerhalb einer Stunde.

Werden Regenmengen von mehr als 40 Litern pro Quadratmetern innerhalb einer Stunde erwartet, erfolgt eine Warnung vor extremen Unwetter, teilt die Stadtverwaltung VS mit.

So wurden beispielsweise beim Starkregenereignis am 16. August in Villingen-Schwenningen laut Deutschem Wetterdienst Regenmengen von mehr als 68 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde gemessen.

Große Belastung

Solche Ereignisse sind für die Betroffenen eine große Belastung. Wenn zum Beispiel der eigene Keller auf einmal mit Wasser vollläuft oder das Regenwasser von außen über einen Lichtschacht oder ein Fenster ins Haus zu laufen droht, ist dies für viele eine Situation, mit der sie bisher noch nicht konfrontiert waren. Manche Betroffene sind hierdurch so sehr verunsichert, dass als erstes der Notruf 112 gewählt wird.

Wann der Notruf 112 gewählt werden soll

Die Feuerwehr Villingen-Schwenningen weist hier auf folgendes hin: „Der Notruf 112 sollte nicht die erste Anlaufstelle für wenige Zentimeter Wasser im Keller sein. Wasserpumpen oder das Aufnehmen von Wasser, zum Beispiel mit dem Wassersauger, ist keine Pflichtaufgabe der Feuerwehr. Der Gesetzgeber sieht solche Ereignisse in der Eigenverantwortung der Betroffenen und setzt hier primär auf die Selbsthilfe.

Was die wenigsten wissen: Die Feuerwehr ist verpflichtet, solche Einsätze in Rechnung zu stellen. Es kommt auch vor, dass die Feuerwehr, bei vielen gleichzeitigen Einsätzen, wie etwa „Wasser im Keller/Gebäude“, schnell an ihre Ressourcengrenze kommt. Es ist aber nicht so, dass es an Einsatzkräften mangelt, sondern dass die vorhandene Technik (Pumpen, Wassersauger, Wasserschieber) begrenzt ist. So ist man gezwungen, Einsätze nach und nach abzuarbeiten. Manch Anrufer ist dann doch erstaunt, wenn die Feuerwehr erst nach einer Stunde bei ihm ankommt, um zu helfen oder er keine Geräte bei uns ausleihen kann.

Wie im gesamten Landkreis ist auch die Feuerwehr Villingen-Schwenningen eine Freiwillige Feuerwehr. Das heißt: Die Einsatzkräfte sind nicht, wie zum Beispiel bei einer Berufsfeuerwehr, 24 Stunden im Feuerwehrhaus. Sie werden bei jedem Notruf und für jeden Einsatz, von der Arbeit, von Zuhause oder in der Freizeit alarmiert, fahren ans Feuerwehrhaus und von dort mit den Einsatzfahrzeugen an die Einsatzstelle.

Wie es zu Starkregen kommt

Bei solchen Starkregen-Ereignissen ist eines der häufigsten Alarmstichworte „Wasser im Keller/Gebäude“. Bei den Starkregenereignissen der vergangenen Wochen kam es hier zu über 50 Einsatzstellen im Stadtgebiet Villingen-Schwenningen.

Doch wie kommt es dazu? Die Ursache: Zu viel Wasser in sehr kurzer Zeit. Die Folgen: Die Kanalisation kann diese großen Mengen an Wasser nicht schnell genug aufnehmen. Auch Abflussmöglichkeiten stoßen hierbei an ihre Grenzen. Es bildet sich ein Rückstau, wodurch es vorübergehend zu Überschwemmungen auf Straßen, in Unterführungen, vor Häusern, in Tiefgaragen oder im eigenen Keller kommt.

Was Bürger in diesen Situationen tun können

Die zwei wichtigsten Hinweise der Feuerwehr in solchen Situationen: „Bewahren Sie Ruhe und begeben Sie sich nicht selbst in Gefahr.“ Die Erfahrung zeigt: Lässt der Starkregen nach oder hört ganz auf, kann das Wasser schnell wieder ablaufen. Oft ist das Wasser schon abgelaufen, wenn die Feuerwehr bei den Anrufern ankommt.

Was können die Bürger in solch einem Moment selbst tun? In der akuten Situation, also, wenn bereits Wasser in ihre Räume läuft, sollte man nicht selbst in dem betroffenen Bereich tätig werden. Die Feuerwehr rät: „Gehen Sie nicht mehr in den Keller oder die Tiefgarage, versuchen Sie nicht, irgendwelche Abläufe freizumachen, öffnen Sie keine Gullydeckel. So schwer dies auch ist, hier geht das eigene Leben, die eigene Sicherheit vor“.

Hat sich die Wetterlage entspannt, können Bürger selbst tätig werden. Foto: Marc Eich

Besteht zu diesem Zeitpunkt keine akute Notlage, muss auch nicht die Feuerwehr angerufen werden. „Hat der Regen aufgehört und man sieht, dass die Überschwemmung zurückgeht, dann kann man wieder tätig werden. Bereits mit einem einfachen Besen, sogar mit einer Schneeschaufel, kann man das Wasser beim Abfließen unterstützen“, rät die Feuerwehr. Bei größeren Flächen empfehlen sich Wasserschieber mit Stiel oder Wassersauger. Gibt es im Keller eine Sickergrube oder eine tieferliegende Stelle, an der sich das Wasser stets sammelt, kann man ab zwei bis drei Zentimeter Wasserhöhe schon eine Tauchpumpe einsetzen, um das Wasser nach außen abzupumpen. In der Regel reichen hier bereits kostengünstige Modelle aus dem Baumarkt aus.

Sich gegenseitig unterstützen

Bei allen Maßnahmen empfiehlt die Feuerwehr: „Unterstützen Sie sich gegenseitig. Gehen Sie auf Mitbewohner, Nachbarn, die Hausverwaltung, den Hausmeister zu und bitten Sie um Unterstützung oder bieten Sie diese an. Gerade alleinstehende Menschen kommen hier schnell an ihre Grenzen. Ein kurzes Nachfragen, ob alles in Ordnung ist oder ob man helfen kann, ist hier eine wichtige Geste“.

Ist das gröbste Wasser weg, empfiehlt die Feuerwehr eine gute Belüftung der Räume und den zeitnahen Kontakt mit der Versicherung, die die Betroffenen in den nächsten Schritten unterstützen kann.

Vorbeugen lohnt

Wie so oft gilt auch bei solchen Ereignissen, dass sich eine rechtzeitige und umfassende Vorbeugung lohnt. Kennt man beispielsweise Stellen am Gebäude, die anfällig für einlaufendes Wasser sein können, empfiehlt es sich hier gegebenenfalls ein paar Sandsäcke vorzuhalten und mit diesen bei einer Unwetterwarnung eine kleine Barriere aufzubauen. Es ist nicht das Ziel, in jedem Haushalt eine eigene Tauchpumpe oder einen eigenen Wassersauger vorzuhalten. „Sprechen Sie mit Freunden, Verwandten, Mitbewohnern, Nachbarn und bereiten Sie gemeinsam gegenseitige Unterstützung vor. Schon das Wissen, dass man über diese Gruppe, zum Beispiel an einen Wassersauger oder eine Pumpe kommt, hilft ihnen weiter“, so die Wehr weiter.

Auch ein Gespräch mit dem Hausmeister, mit der Hausverwaltung oder dem Vermieter ist hilfreich. Dieser Personenkreis weiß in der Regel, wer zu informieren ist und wer helfen kann. Wer die entsprechenden Nummern notiert oder gespeichert hat, kann hier schnell reagieren.

Wie kommen Warnungen bei der Bevölkerung an?

Über Radio und Fernsehen wird bei verdächtigen Wetterlagen bereits früh gewarnt. Diese Warnungen beziehen sich meist auf größere Gebiete und viele wundern sich über diese Warnungen, da es bei einem selbst vielleicht nur ein wenig geregnet hat. Hier ist es wichtig zu wissen, dass Gewitterzellen oder Starkregen-Ereignisse sehr dynamische Wetterlagen sind, die sich schnell verändern.

Am Beispiel der vergangenen Wochen in Villingen-Schwenningen ist zu sehen, dass anfangs Schwenningen verstärkt betroffen war und in Villingen nur ein starker Regenschauer runterging. Kürzlich, vom 16. auf den 17. August, war dann beim jüngsten Ereignis Villingen von der Hauptlast des Unwetters betroffen, Schwenningen nur weniger.

Eine weitere Ergänzung der Warnmittel sind WarnApps die auf Mobiltelefonen installiert werden können, so die Feuerwehr. Viele nutzen bereits die WarnApp NINA des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe oder die App des Deutschen Wetterdienstes. Auf diesem Weg werden aktualisierte Warnungen am schnellsten verteilt.