Auf Konto der Einbrecher gehen Taten in Baiersbronn und Schenkenzell. Beamte stellen drei weitere Verdächtige.

Kreis Freudenstadt/Kreis Rottweil - Über 200 Einbrüche - darunter die in Baiersbronn und Schenkenzell - gehen auf das Konto einer Einbrecherbande, deren Hauptverdächtiger am Wochenende in Frankreich festgenommen wurde.

Bereits seit letztem Sommer kam es im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg zu einer bis heute andauernden Serie von Einbruchsdiebstählen in Wohnhäuser. Auffällig an der Vorgehensweise war, dass die Täter mitten in der Nacht über die Eingangstür oder Fenster in die Wohnungen kamen und im Erdgeschoss aufgefundene Wertsachen einpackten. Die als wertlos erachteten Sachen wurden sofort wieder auf der Straße entsorgt. Beim Einbruch geklaute Fahrzeugschlüssel nutzten die Täter, um das dazugehörige Auto gleich mitzunehmen.

Ganz offensichtlich wurden die geklauten Autos in den folgenden Tagen dann für weitere Einbrüche benutzt. Insgesamt wurden im Zeitraum vom Sommer bis jetzt 16 Fahrzeuge gestohlen. Immer wieder wurden die geklauten Autos benutzt, um neue Taten auszuführen. Aufgefunden wurden die Fahrzeuge entweder im Bereich eines neuen Tatortes oder im Bereich von Straßburg.

Geklaute Autos wurden für weitere Taten benützt

Dank eines aufmerksamen Bürgers war es Ende August 2014 im Bereich Sasbachwalden (Oretnaukreis) zur Festnahme eines Einbrechers gekommen, der seither in Untersuchungshaft sitzt. Schon zu diesem Zeitpunkt ging die Polizei von weiteren Tatverdächtigen aus. Der Verdacht lag nahe, dass sich die Tatverdächtigen bei ihrem Diebeszug nicht nur auf Wohnungen beschränkten, sondern vereinzelt Firmen, Gaststätten und Rathäuser heimsuchten.

So auch im November 2014 bei einer Reinigungsfirma in Appenweier-Urloffen (Ortenaukreis). Dort wurden ein Firmentresor sowie zwei Kleintransporter entwendet. Genau diese Transporter wurden in der gleichen Nacht in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) zum Abtransport von Diebesgut benutzt. Dort war es nach einem Einbruch in ein Fahrradgeschäft zum Diebstahl von mehreren hochwertigen Fahrrädern, insbesondere E-Bikes, gekommen. Die abgestellten Transportfahrzeuge wurden in Straßburg wieder aufgefunden.

Anfang Dezember 2014 konnte dann bei einem Einbruchsdiebstahl in Baiersbronn-Mitteltal (Kreis Freudenstadt) ein weiterer Einbrecher aus dieser Gruppe auf frischer Tat festgenommen werden. Seine Komplizen ließen sich nicht von weiteren Einbrüchen abhalten und begingen in der Folge im Bereich Offenburg, aber auch im Bereich des Kriminalkommissariats Freudenstadt, weitere Eigentumsdelikte.

In der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag wurde in Wohnungen in Kappelrodeck und in Oberachern (Ortenaukreis), sowie in eine Firma in Oberwolfach eingebrochen. Vom dortigen Parkplatz wurde ein Kia Sorento gestohlen. Genau dieses Auto hatte am 8. Januar im Bereich Schenkenzell im Landkreis Rottweil einen Verkehrsunfall. Da der Unfallwagen nicht mehr fahrbereit war, flüchteten die Insassen in das nächste Wohngebiet und brachen dort in mehrere Wohnhäuser ein.

Da ihnen durch den Unfall ein fahrbarer Untersatz fehlte, entwendeten sie in einem Haus zunächst die Schlüssel und dann den dazugehörigen BMW. Nach jetzigen Erkenntnissen der Polizei war dieser orangefarbene BMW noch am selben Tag in Straßburg unterwegs und überquerte in der Folgenacht den Grenzübergang bei Rheinau, durchbrach dort eine von der Bundespolizei eingerichtete Kontrollstelle und flüchtete. Nach Fahndungsmaßnahmen konnte der BMW im Bereich Schutterwald (Ortenaukreis) wieder aufgefunden werden. Die Insassen hatte zwar schon das Weite gesucht, aber im Fahrzeug konnte eine Vielzahl von Einbruchswerkzeugen sichergestellt werden.

Täter durchbrechen Kontrollstelle der Polizei und flüchten

Nach Überzeugung der Kriminalpolizei Offenburg hatten sich die Tätverdächtigen vom 9. bis 10. Januar im Bereich von Schutterwald versteckt. Um wieder an ein Fahrzeug zu kommen, entwendeten sie in der Nacht zum 11. Januar bei einem Einbruch in Hohberg-Niederschopfheim (Ortenaukreis) einen schwarzen BMW 535 GT.

Am vergangenen Wochenende wurde genau dieser schwarze BMW in Straßburg von einer Polizeistreife festgestellt. Der dazugehörige Fahrer flüchtet sofort beim Erkennen des Streifenwagens. Die französischen Polizeibeamten observierten das am Fahrzeugrand abgestellte Auto. Nach kurzer Zeit kehrte der Flüchtige zurück und konnte am BMW festgenommen werden. Unmittelbar darauf gelang es einen zweiten Mann festzunehmen, der sich im Dachbereich eines Hauses versteckt hatte.

Französische Polizei nimmt Banden-Chef fest

Durch den sofortigen Informationsaustausch der Polizeidienststellen aus Straßburg, Offenburg und Freudenstadt stellte sich schnell heraus, dass der Mann bereits 2014 ins Visier der Kriminalpolizei Offenburg geraten war. Es war bekannt, dass er sich an einer Vielzahl von Einbruchsdiebstählen beteiligt hatte und gegen ihn bereits ein europäischer Haftbefehl, beantragt von der Staatsanwaltschaft Baden-Baden, bestand. Daraufhin wurde ihm die Festnahme erklärt. Derzeit sitzt er noch in einem französischen Gefängnis, soll aber in der nächsten Zeit an die deutschen Behörden überstellt werden.

Die Ermittlungen der Offenburger und der Freudenstädter Kriminalpolizei, die eng mit den Staatsanwaltschaften in Offenburg und Baden-Baden zusammenarbeitet, ergaben, dass der Festgenommene zwar als einer der führenden Mitglieder der Diebesbande gesehen wird, weitere Komplizen mit unbekanntem Aufenthalt aber immer noch auf freiem Fuß sind. Die Polizei geht davon aus, dass mittlerweile über 200 Einbruchsdiebstähle auf das Konto dieser Tätergruppe gehen.

Komplizen sind immer noch auf freiem Fuß

Ob die restliche Bande mit den Einbrüchen weitermacht, kann derzeit nicht gesagt werden. Von einem silberfarbenen Audi A4 Avant mit dem Kennzeichen OG-EN 251, der in der Nacht zum 10 . Januar in Kippenheim-Schmieheim (Ortenaukreis) und einem weißen VW Bus T4, FDS-JG 15, der am 16. Dezember in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) geklaut wurde, fehlt immer noch jede Spur.

Nach Erkenntnissen der Kriminalpolizei waren die Täter von der Schweizer Grenze, über den nordbadischen Bereich bis in die Pfalz tätig. Aber auch die Bereiche des Polizeipräsidiums Tuttlingen, insbesondere Freudenstadt und Rottweil, lagen auf der Strecke der Diebesbande.

Die Ermittlungsgruppe "Murgtal" des Kriminalkommissariats Freudenstadt steht deswegen in enger Verbindung mit der Ermittlungsgruppe "Bruch" der Offenburger Kriminalpolizei. Derzeit werden durch das Kriminalkommissariat Freudenstadt weitere polizeiliche Maßnahmen eingeleitet beziehungsweise durchgeführt sowie Hinweise aus der Bevölkerung ausgewertet.

Hinweise zu den noch fehlenden Autos, insbesondere zum weißen VW Bus T 4, FDS-JG 15, nimmt das Kriminalkommissariat Freudenstadt, Telefon 07441/563-0, entgegen.