Wahre Liebe: Die Fans der Schwenninger Wild Wings. Foto: Sigwart

Faszination Sport: Rückblende - Schwenninger Play-off-Zeiten gestern und heute – Stadion war überfüllt. Mit Video

Wahnsinn – diese Wild Wings! Die Schwenninger haben zum ersten Mal seit der Rückkehr in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zur Saison 2013/14 wieder die Play-offs erreicht.

"Die Stimmung ist wie früher", spielt ein langjährige Fan auf die besten Zeiten der Schwenninger in der Beletage an. Größter Erfolg war – noch zu Bundesliga-Zeiten und ohne den Zusatz Wild Wings – der Sprung ins Halbfinale in der Saison 1989/90.  Zuletzt standen die Neckarstädter in der Runde 1997/98 in den damaligen Qualifikations-Play-offs. Genau 20 Jahre später ist es also  nach turbulenten Zeiten, einem Insolvenzverfahren und Zweitliga-Final-Teilnahmen wieder so weit: Schwenningen erlebt wieder Play-offs.

"Vorbereitungsspiele sind kein wirkliches Eishockey, Hauptrundenpartien ein bisschen und die Play-offs eben echtes Eishockey. Dafür lebt ein Spieler", betonte schon der frühere Stürmer und Wild-Wings-Trainer Mike Bullard immer wieder. Wie aber war es genau damals? 

Wir blicken zurück. In der 2. Bundesliga-Saison qualifizierte sich der SERC zum ersten Mal für die Play-offs. Der Gegner war am 11. Februar 1983 der Kölner EC. Das erste Spiel in der Domstadt verloren die Schwenninger mit 2:7. Im  Bauchenbergstadion, das mit 5 300 Zuschauern sogar überfüllt war, gewannen die Schwenninger gegen das Star-Ensemble der Haie das zweite Spiel mit 3:1. Drei Minuten vor dem Ende hatte Helmut "Raider" Bauer mit seinem zweiten Tor von der eigenen Verteidigungszone bis zum Torabschluss einschließlich Nationaltorhüter Suttner vier Kölner ausgetrickst. Somit war der  Karneval am Rosenmontag für die Kölner Stars Udo Kießling, Gerd Truntschka, Holger Meitinger, Markus Kuhl, Rainer Philipp, Mike Ford, Bill Nyrop und einem gewissen 17-jährigen Uwe Krupp  in 1983 passé.

Mit vager Hoffnung fuhr der SERC dann wieder nach Köln. Die Truppe des damaligen SERC-Trainers Peter Ustorf mit Matthias Hoppe, Kirk Bowman, Brian Young, Jaro Maly, Werner Klatt, Karl Altmann, Ralph Krueger, George Fritz verlor mit 1:5. Auch der heutige Mannschaftsarzt Christian Benzing kam als Eigengewächs zum Einsatz.

In der Saison 1983/84 belegte der Schwenninger ERC nach der Doppelrunde den fünften Platz. Wegen der Olympischen Spiele wurde auf das  Viertelfinale verzichtet und dafür eine Zwischenrunde mit zwei Gruppen gespielt. Der SERC wurde Dritter in seiner Gruppe und verpasste die Play-offs. 1984/85 trafen die Schwenninger Kufenkünstler als Sechster auf den baden-württembergischen Rivalen Mannheimer ERC. Spektakulär war dabei: Im Trikot der Mannheimer spielte Paul Messier, während sein Vater Doug Messier als Interimstrainer an der Schwenninger Bande stand. Mit drei Siegen zogen die Mannheimer ins Halbfinale ein. Paul Messier verbuchte drei Tore und drei Assists.  Außerdem wurde der Stürmer in der damals erscheinenden Fachzeitschrift "Sportkurier" ins All-Star-Team der Woche berufen.

In den nächsten beiden Jahren waren wiederum die Kölner Haie Play-off-Gegner des SERC. Mit je drei Niederlagen zogen die Neckarstädter gegen den späteren deutschen Meister, der  mit Trainer Hardy Nilsson eine Erfolgsserie gestartet hatte, den Kürzeren.

Unvergessen ist die Play-off-Serie in der Saison 1987/88. Im Viertelfinale spielten die Cracks von Trainer Vaclav Nedomansky gegen den SB Rosenheim. Nach der Niederlage im ersten Duell kam es im Schwenninger Bauchenbergstadion zu dem Spiel, das große Geschichte schrieb. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung war  die Partie immer noch nicht entschieden. Ein Penaltyschießen stand an. Erst Michal Stejskal verwandelte den zwölften Penalty zugunsten des SERC und entschied die Partie. Im dritten Spiel in Rosenheim kamen die Schwenninger zu ihrem ersten Auswärtssieg in den Play-Offs. Das Halbfinale war schon in Sichtweite, man musste nur noch das Heimspiel gewinnen. Doch die Oberbayern ließen es nicht so weit kommen und gewannen das vierte Spiel am Neckarursprung sowie das fünfte Duell  zu Hause.

Ein Jahr später war die Düsseldorfer EG zu stark für die Schwenninger. 3:0 hieß es  im Viertelfinale. Die bisher erfolgreichste Saison im Oberhaus für den SERC  war die Runde 1989/90. Kurz vorm Ende der Doppelrunde wurde auf Intervention des Vorstands   der Weltstar Nedomansky auf dem Trainerstuhl entlassen. Ehrenspielführer Jaro Maly führte mit seinem Kumpel Werner Klatt die spielerisch starke Mannschaft als Interimstrainer in das  Halbfinale. </p><p>Im Viertelfinale hatten die Neckarstädter Preußen Berlin ausgeschaltet, obgleich der SERC als schlechter platzierte Mannschaft der Hauptrunde im fünften Spiele auswärts hatte antreten müssen. Kurios dabei war, dass die beiden Teams jeweils ihre Heimspiele verloren, dafür aber auswärts gewannen. Doch dieser Akt kostete dem SERC dann im Halbfinale zu viel Kraft, so dass der Halbfinal-Gegner  Düsseldorf unterm Strich ein   leichtes Spiel hatte, Schwenningen  auszuschalten.

Im Spiel um den dritten Platz  – damals noch die Regel – verlor das Schwenninger Team gegen Köln , war aber dennoch  guter  Vierter.

In den folgenden Jahren 1991 und 1992 kamen die Schwenninger jeweils  nicht übers Viertelfinale hinaus. 1995 –  in der neugegründeten DEL – spielten die Schwenninger Wild Wings im Achtelfinale gegen  SB Rosenheim. In der Serie "Best of 7" setzten sich die Schwaben mit 4:3 durch. Unvergessen dabei war,  dass  Nationalverteidiger Daniel Nowak im letzten Spiel in Oberbayern  in der Verlängerung sein Team zum Weiterkommen ins Viertelfinale schoss. Hier war Preußen Berlin (4:0 in der Serie) zu stark für den SERC. 1996 lief dann für die  Wild Wings  die vorerst letzte Play-off-Teilnahme. 

Als Fünfter nach der Doppelrunde traf man im Achtelfinale    auf die Augsburger Panther, die sich mit 3:1 durchsetzten. Im zweiten Spiel  dieser Serie hatte es Turbulenzen gegeben, als  Linienrichter Aumüller beim  damaligen Schwenninger Star  Rich Chernomaz einen Faustschlag gesehen haben wollte. Obgleich die Fernsehbilder das Gegenteil bewiesen, wurde  Chernomaz aufgrund der Tatsachenentscheidung mit einer Disziplinarstrafe gesperrt und konnte in den restlichen beiden Partien nicht mitwirken.

Nach 1996 sah man die Schwenninger Kufenkünstler nie mehr in den Play-offs um die Meisterschaft. Lediglich 1998 erreichten die Wild Wings die damals sogenannten Qualifikations-Play-Offs. In der ersten Runde schalteten die Schwaben in einer hartumkämpften Serie Nürnberg mit 3:2 aus, scheiterten dann jedoch in der zweiten Runde an Krefeld deutlich.