Auch närrische Buß- und Reinigungszeremonien weisen auf einen rituellen religiösen Ursprung hin - wie hier die Fiaßwäsch in Lauffen. Foto: Raimund Fussnegger

Viele Rituale während der Fastnacht gehen auf katholische Gepflogenheiten zurück. Kostüm früher erst ab Lichtmess.

Region - Viele närrische Rituale gehen auf alte katholische Gepflogenheiten zurück.

Im Mittelalter war es im Südwesten gängig, verderbliche Nahrungsmittel vor der anstehenden vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern aufzuessen. Oft wurden Eier, Milch und Zucker zu süßem Gebäck verarbeitet und an besonderen Festen verspeist. Diese Sitte hat später in die schwäbisch-alemannische Fastnacht Einzug gehalten: Bei Umzügen oder anderen Veranstaltungen verteilen Narren heute selbst gebackene "Fasnetsküchle" (frittiertes Gebäck), Brezeln oder "Guatsle" (Bonbons) an Kinder.

Auch närrische Buß- und Reinigungszeremonien weisen auf einen rituellen religiösen Ursprung hin: In Deißlingen-Lauffen (Kreis Rottweil) reinigt sich der Narrenrat am Dreikönigstag vor Beginn der Fastnachtzeit bei der sogenannten Lofiner Fiaßwäsch im eiskalten Brunnenwasser die Füße. Am selben Tag gibt es bei den Cannstatter Küblern in Stuttgart eine frühmorgendliche Erfrischung: Durch einen Taufakt werden neue Narren in den Kreis der "Hästräger" aufgenommen.

Beim Narrengericht in Stockach (Kreis Konstanz) müssen dagegen am "Schmotzigen Dunschtig" Politiker Abbitte leisten und sich für ihre "Missetaten" vor der närrischen Justiz verantworten.

Der katholische Lichtmesstag "Mariä Lichtmess" am 2. Februar ist ein weiterer Angelpunkt im Narrenkalender. Ab da nimmt die Zahl der Veranstaltungen bis zur Fastnachtswoche stetig zu; noch vor 40 Jahren war es nach Angaben der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gebräuchlich, erst ab diesem Datum ein Narrenkostüm überzustreifen. Mancherorts ziehen noch heute Narren nach der Lichterprozession von Wirtshaus zu Wirtshaus und tragen Ereignisse des Vorjahrs in Vierzeilern vor. Diese Tradition trägt je nach Region verschiedene Namen: vom "Maschgern" (Oberschwaben) über "Strählen" (Villingen) bis "Welschen" (Schömberg im Zollernalbkreis).