Ein echter Narr kennt keine Jahreszeit Foto: Volker Schweizer

Guggenmusik, bunte Häser und furchterregende Masken auf der Gartenschau liefern den Beweis: Balingen ist zu einer Narrenhochburg geworden.

Wenn der Planet vom Himmel sticht, denken nicht einmal die ganz „Verrückten“ an Jubel, Trubel, Heiterkeit. In Balingen ticken die Uhren jedoch etwas anders. Einst als Fasnetsdiaspora verschrien, mausert sich die Stadt samt ihren Ortsteilen zu einem richtigen Narrennest. Und da kann es natürlich schon vorkommen, dass bei T-Shirt-Wetter gerätscht wird, das Geschell erklingt und sogar Guggenmusiker spielen. Die Gartenschau gab einen ersten Vorgeschmack auf die nächste fünfte Jahreszeit, denn dort präsentierten sich am Samstag alle Narrenzünfte und -vereine an und rund um die Eyach.

Die Idee für die „Fasnet auf der Gartenschau“ kam von der Stadt, denn die wollte, dass sich die (auswärtigen) Besucher nicht nur an der Blumenpracht erfreuen, sondern auch erfahren, was das Kulturleben zu bieten hat. Und da gehört zweifelsohne die schwäbisch-alemannische Narretei mit dazu. Andreas Hebrank, der Chef der Balinger Loable, Feuerhexen und Mühltor-Gerber, nahm also gleich Anfang des Jahres Kontakt mit den anderen Balinger Narrenzünften, die sich während der Coronazeit zu einer Vereinsgemeinschaft zusammengeschlossen hatten, um einen Narrensprung zu organisieren, auf.

Plaza verwandelt sich in Narrendorf

Der Anklang war gut, und so verwandelte sich der lange Weg auf der Plaza in ein kleines Narrendorf. Gejuckt und Besen geschwungen wurde freilich nicht – Schaufensterpuppen präsentierten die Häser, auf Tischen waren weitere Utensilien zu sehen und die Entstehungsgeschichten nachzulesen. Auch standen profunde Kenner der Materie Rede und Antwort.

Dass sich Balingen zu einer Hochburg gemausert hat, zeigte sich an der Zahl der Aussteller. Denn zur neugegründeten Vereinsgemeinschaft gehören neben Hebranks Leuten auch die Binsen- und die Eyachhexen, die Zünfte aus Engstlatt, Frommern und Roßwangen, der Narrenverein Erzinger Pflommasäck und die Kaunta-Hexa aus Ostdorf.

„Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel.“

In ihren Kostümen kamen nur die Guggenmusiker, die von der ersten Minute an mächtig Stimmung verbreiteten. Den Auftakt machten die „Feierdeifel“ aus Roßwangen mit ihrem musikalischen Leiter Manuel „Mulay“ Weinmann. Sie stiegen mit dem „Party-Planet“ ins Programm ein und unternahmen später eine „80er-Kultour“. 54 Aktive zählt der bunt zusammengewürfelte Haufen aus (ehemaligen) Musikanten des Musikvereins Roßwangen. „Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel“, versicherte ihr Ansager Ingolf Kraft. Vom Schmotziga bis zum Fasnetsdienstag werde überhaupt nicht geschlafen, nach der Fasnet brauche er erstmal Urlaub.

Geklatscht und geschunkelt wurde hinterher natürlich auch zu den ohrenbetäubenden Klängen zweier weiterer Gruppen, die aus der Fasnet nicht mehr wegzudenken sind: den „Zäpfle-Bombern“ aus Frommern und der „Lombakabell halba HEH“ aus Engstlatt.

Auch 2024 gibt es einen Narrensprung

Da es mittlerweile „mächtig dagegen goht“, bereiten sich die Vereine nun mit Hochdruck auf die nächste Saison vor. In Balingen ist die schon in trockenen Tüchern. „Unser Fahrplan steht, wir sind fast jedes Wochenende unterwegs“, wie Andreas Hebrank berichtet. Wer mal Fasnetsluft schnuppern wolle, dürfe gerne in ein Leihhäs schlüpfen – auch innerhalb der Stadt. Denn 2024 wird es am Freitag nach dem Schmotziga wieder einen Narrensprung in Richtung Marktplatz geben. Zum eigenen Nachtumzug mit anschließendem Brauchtumsabend am Samstag vor der Hauptfasnet werden rund 2500 Hästräger aus über 70 Zünften erwartet.