Vor dem Landgericht Konstanz geht es derzeit um die Hintergründe, die zum Familiendrama in Dauchingen führten. Foto: © Romolo Tavani – adobe.stock.com

Dramatische Szenen haben sich in Dauchingen abgespielt, als ein 32-Jähriger seine Mutter umbrachte und das Haus in Brand setzte. Vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Konstanz schilderte nun eine Zeugin den Tag der Tat. Zudem berichteten Verwandte und Freunde des Angeklagten, dass dieser wohl psychisch krank war.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Konstanz hat am Donnerstag den Prozess zum Dauchinger Familiendrama fortgesetzt. Einen Schwerpunkt bildete die akribische Befragung von Nachbarn, einer Haushaltshilfe, den Halbschwestern und seinen Musikfreunden zum psychischen Gesundheitszustand des Angeklagten und den Verhältnissen innerhalb der Familie. Micha-Simon G. wirkte im Gegensatz zum ersten Verhandlungstag aufmerksam, interessiert und nahm immer wieder Blickkontakt mit den Zeugen auf.

Hinweise auf psychische Erkrankung

Eine Haushaltshilfe berichtete, dass sie am Tattag kurz vor der Mittagszeit aus dem Obergeschoss Schreie gehört habe und die Mutter des Angeklagten sofort nach oben geeilt sei. Daraufhin habe ihr der Vater zu verstehen gegeben, dass sie ihre Arbeit beenden und gehen könne.

Eine Nachbarin hatte sich beim Brandausbruch im Garten aufgehalten und war auf den Rauchgeruch aufmerksam geworden. Danach habe sie den Angeklagten aus dem Haus heraustreten sehen, er hinterließ bei ihr einen verwirrten Eindruck. Sie schilderte, dass er sich vor dem Haus ohne Unterlass mit sich selbst unterhalten und auf ein Ansprechen keine Reaktion gezeigt habe.

Bei ihr sei der Eindruck entstanden, dass er sich in einer "eigenen Welt" befindet und "psychisch nicht ganz auf der Höhe" war. Ihr waren seine blutverschmierten Hände aufgefallen, und dass er sich komplett entkleidet hatte. Die Zeugin war ins Wohnhaus geeilt, habe den Vater des Angeklagten auf den Rauch hingewiesen und die Rettungsleitstelle alarmiert. Der Vater habe sich ins Obergeschoss begeben und wenig später nach Hilfe gerufen. Als sie ihm zu Hilfe eilen wollte und am Treppenabsatz zum Obergeschoss angekommen war, sei es ihr aber wegen des dichten Rauches und der starken Hitze nicht mehr möglich gewesen, weiter vorzudringen.

Micha-Simon G. litt unter psychischen Problemen

Zusammenfassend wurde der Angeklagte von den folgenden Zeugen als freundlich, nett, kommunikativ, sehr musikalisch und aufgeschlossen beschrieben. Aber es war wohl bekannt gewesen, dass Micha-Simon G. unter psychischen Problemen litt, in den zurückliegenden Jahren Cannabis konsumiert hatte und auch schon in einer psychiatrischen Fachklinik untergebracht war. Seine beiden Halbschwestern berichteten von einer unglücklichen Ehe ihres Vaters. Es habe viel Streit und immer wieder Trennungen gegeben.

Die Mutter des 32-Jährigen habe im fortgeschrittenen Alter depressive und manische Phasen durchlebt. Am letzten Geburtstag der Mutter, vier Wochen vor den schrecklichen Geschehnissen, war eine der Halbschwestern zu Besuch und hatte den Angeklagten nach langer Zeit wieder gesehen. Micha-Simon G. hatte sich komplett verändert und sah aus, als ob er schon monatelang das Haus nicht mehr verlassen hatte. Er habe kein Regungen gezeigt und apathisch vor sich hingestarrt.

Mit seiner Stimme prägte der Frontmann die Band

Durch die Aussagen seiner ehemaligen Bandmitglieder wurde deutlich, dass der Angeklagte musikalisch talentiert ist und mit seiner Stimme als Frontmann die Band prägte. Aber ihnen war immer öfter aufgefallen, dass der 32-Jährige unter einem gewissen Verfolgungswahn leidet. Mit der Zeit dürfte sich sein Zustand verschlechtert haben.

Der Prozess findet am 8. Dezember seine Fortsetzung. Gutachter und Sachverständige werden ihre Ergebnisse und Befunde darlegen.