Auf Facebook kursieren viele Geschichten, die sich nicht überprüfen lassen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Geschichte in Blaulicht-Gruppe geteilt. Vermeintlichen Spaß nicht als solchen gekennzeichnet. Mit Kommentar

Region - Immer mehr Menschen halten sich über Facebook-Seiten auf dem Laufenden. Doch wie soll im Netz bewertet werden, was fake ist und was wahr? Die Online-Portale haben Tücken. Ein Beispiel.

"Blaulichtreport Tuttlingen und Umgebung" ist eine Facebook-Gruppe, die - wie der Name schon vermuten lässt - über Einsätze von Feuerwehren, der Polizei und dem Rotem Kreuz berichtet. Sie wurde am 12. Februar 2013 gegründet und ist von 22.347 Facebook-Nutzern abonniert. Im Impressum steht der Name eines Mannes und dessen vermeintliche Adresse in Neuhausen ob Eck.

Mehrmals am Tag werden auf der Plattform Nachrichten geteilt: Es werden beispielsweise Bilder von Feuerwehrseiten, Meldungen von Polizei-Presseportalen und Artikel von Lokalzeitungen weiterverbreitet. In der Regel ist in den Beiträgen erkennbar, wo und wann sich die Vorfälle ereignet haben.

Ein Post vom Sonntag fällt dadurch auf, dass es sich um eine Ich-Erzählung handelt und dazu noch die Ortsangabe fehlt. Mit dem Satz "Ich war gerade auf dem Weg ins Bett, als meine Tochter mich aufmerksam machte, dass ich Licht im Carport brennen lassen hatte“ fängt der Post an. Dann wird erzählt, wie die Person einen gerade stattfindenden Einbruch bemerkt, die Polizei ruft, von dieser aber vertröstet wird mit der Begründung "Alle Einsatzwagen sind beschäftigt".

Die Person berichtet weiter, wie sie erneut bei der Polizei anruft und dort erklärt, die Beamten brauchten sich nicht mehr zu beeilen, beide Einbrecher seien nun erschossen worden. Der Ich-Erzähler schildert dann, dass keine fünf Minuten später ein Großaufgebot an Einsatzkräften vor seiner Türe steht. Der vermeintliche Bericht endet mit den Sätzen: "Einer der Polizisten sagte dann zu mir: 'Sie haben doch gesagt, Sie hätten die Einbrecher erschossen?!' Ich antwortete: 'Und Sie haben gesagt, es wäre niemand verfügbar!'"

232 Facebook-Nutzer haben auf diesen Beitrag reagiert, er wurde bislang 63 Mal geteilt. Zu dem Beitrag gehört ein Bild, auf dem ein Polizeiauto aus DDR-Zeiten zu sehen ist.

Was hat diese Geschichte neben all den Meldungen aus der Region zu suchen? Zwischen den ganzen teils tragischen Meldungen müsse man auch mal Spaß bringen - diese Antwort bekam schwarzwaelder-bote.de im Chat mit einer Person der Facebook-Gruppe. Weiter wird von dem Chat-Partner die Auskunft gegeben: "Man kann drüber lachen, aber man kann sich auch Gedanken drüber machen. Leider ist ein Funken Realität dran, da die Polizei anhand der Flüchtlinge etc nicht mehr so schnell kommen kann für 'nicht so dringende' Sachen. Und das merkt die Bevölkerung spürbar. Wie es jetzt jemand sieht, bleibt jedem selber überlassen."

Müsste man diesen vermeintlichen "Spaß" als solchen kenntlich machen? Oder kann man von den Facebook-Usern erwarten, dass sie die Fake-Geschichte als solche erkennen? Eines ist zumindest klar: Die Polizei hat bei der Sache keine Handhabe. "Da müsste eine Straftat dahinter stecken“, erklärt Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen. Die Seite denunziere mit dem Beitrag niemanden.

Er berichtet indes: "Es gibt Situationen, in denen alle Streifen eingebunden sind." In herausragenden Nächten - wie etwa während des Sturmtiefs Fabienne - komme es vor, dass es Verzögerungen gebe. Da werde natürlich gewertet, welche Vorfälle warten müssten. In einer wie in dem Post geschilderten Situation könne man aber sicher sein: "Bei so etwas 'fliegen' die Kollegen. Da kommen wir, so schnell es möglich ist."

Den Vorwurf, dass die Polizei wegen der Flüchtlinge nicht mehr so schnell vor Ort sei, will Popp so nicht stehen lassen. "Wir sind in Städten wie etwa Donaueschingen mit der Flüchtlingsunterkunft entsprechend personell aufgestellt.“ Die Polizei habe dort Zusatzkräfte bekommen.

Die Geschichte, die in der Gruppe geteilt wurde, ist indes ein "alter Hut": Wer sie googelt, findet zahlreiche Versionen von ihr auf verschiedenen Portalen.

Kommentar: Brandgefährlich

Von Natascha Kübler

In Zeiten, in denen sich Journalisten mit Lügenpresse-Vorwürfen konfrontiert sehen, sind solche "Spaß"-Geschichten Öl, das ins Feuer gegossen wird. Online ist es nicht mehr ersichtlich, bei was es sich um seriöse Nachrichten handelt und bei was nicht. Wenn zwischen wahren Begebenheiten plötzlich eine "Spaß"-Geschichte auftaucht, kann nicht davon ausgegangen werden, dass die Nutzer dies auch als solche erkennen. Dass der Gruppen-Betreiber außerdem auf mehr abzielt, als darauf, seinen Abonnenten Spaß zu bieten, wird im Chat äußerst deutlich: Er will eigentlich seine Meinung äußern. Und die lautet: Die Polizei ist nicht mehr so wie früher für die Bürger da, stattdessen aber für die Flüchtlinge.