Ein Mann joggt durch ein Waldstück. Foto: dpa/Christoph Schmidt

In Freiburg haben Experten aus Politik und Forst über die Wälder in Baden-Württemberg diskutiert. Wegen des Klimawandels verändern sich diese „dramatisch schnell“ – die Zeit drängt.

Der Wald ist in Not und braucht eine Zukunft. Gerade in Baden-Württemberg, wo 40 Prozent der Landesfläche aus Wäldern bestehen. Doch der Klimawandel stellt Politik und Forstwirtschaft vor Herausforderungen. Beim „2. Forum Waldzukunft“ in Freiburg ging es daher auch um die von der Koalition in Stuttgart vereinbarte Novellierungen des Waldgesetzes.

„Der Wald steht im Zentrum vieler gesellschaftlicher Entwicklungen“, sagt Landesforstpräsident Martin Strittmatter. Es gelte, den Wald „klimafit“ für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu machen – als nachhaltigen Rohstofflieferant, in seiner Erholungsfunktion und in seiner Funktion als CO₂- und Trinkwasserspeicher.

Das gehe laut Strittmatter nicht ohne die Bürger: Bevor man sich in Stuttgart daran mache, sensible Bereiche wie die Rechte und Pflichten der Waldbesitzer zu überarbeiten, habe man daher das Gespräch mit den Verbänden gesucht und deren Wünsche und Ideen für den Wald der Zukunft in Baden-Württemberg abgefragt.

Mehr Engagement und Geld gefordert

Wenig überraschend: der Naturschutz habe mehr Engagement und Geld für den Schutz heimischer Bäume und den Boden eingefordert, den Sportlern gehe es darum, die „2-Meter-Regel“ für Mountainbiker zu kippen, und die Waldwirtschaft wolle weniger Bürokratie und Regulierungen, so Strittmatter. Am Ende brauche es einen „Freiheitsspielraum“, um eine erfolgreiche Waldpolitik in Einklang mit den unterschiedlichen lokalen Verhältnissen umzusetzen, mit denen die Waldbesitzer leben müssen.

Klar ist: Die Fichte ist in unseren Breiten auf dem Rückzug, der Trend geht zum Mischwald. Mehr Trockenheit sorgt für mehr Waldbrandgefahr. Und die Bannwälder im Land sind noch zu jung, um eine echte „Urwaldfunktion“ zu bieten. Die Leistungsfähigkeit der Forstwirtschaft und die Zahl der im Land tätigen Landwirte ist rückläufig. Eckdaten und Erkenntnisse gibt es also auf vielen Ebenen.

Klimawandel sorgt für Zeitdruck

Aber: Mit den bisherigen Daten – erhoben im Abstand von zehn Jahren – komme man mittlerweile nicht mehr weit, erklärt Ulrich Schraml, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Man habe als Institut zwar mehr als 100 Jahre Erfahrung darin, „den Bäumen beim Wachsen zuzuschauen“, doch sorge der Klimawandel für mehr Zeitdruck bei der Wald-Analyse: „Die Wälder verändern sich dramatisch schnell, die Schadflächen nehmen massiv zu“, umreißt Schraml die Lage. Um zu sehen, wo am dringendsten gegengesteuert werden muss, setze man mittlerweile auf Satellitendaten und Künstliche Intelligenz bei der Datenauswertung. Das sei letztlich auch ein Kostenfaktor, den die Landesregierung stemmen müsse, sagt Martin Strittmatter.

„Wir haben noch nie so viele kranke Bäume gesehen wie derzeit“

Doch ist beim Geldausgeben Eile geboten: „Der Wald entwickelt sich im Land in vielen Bereichen gut“, meint Ulrich Schraml. „Doch ist die Belastung hoch, wir haben noch nie so viele kranke Bäume gesehen wie derzeit.“ Mehr als 80 Prozent der Waldfläche in Baden-Württemberg gilt inzwischen als geschädigt, knapp die Hälfte sogar als „deutlich geschädigt“.

Da könne der Blick in die Zukunft auch nicht an der Waldgrenze aufhören, betont Schraml: Längst sei die FVA im Austausch mit anderen Behörden, um zum Beispiel zu untersuchen, ob das Insektenvorkommen in den Wäldern ebenfalls so stark vom Insektensterben betroffen ist wie außerhalb. Beim Wildtiermonitoring schaue man auch über die Landesgrenzen hinweg, um sich ein Gesamtbild von der hiesigen Fauna machen zu können.