Enthüllen der Losung: Andreas Barner, Ellen Ueberschär, Frank O. July(v. li.) Foto: Max Kovalenko

Losung für den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart im Juni 2015 verkündet – Mehr als 100 000 Teilnehmer erwartet.

Stuttgart - Sie wurde sehnlich und mit Spannung erwartet, freudig begrüßt und mit der gebotenen Feierlichkeit am Montag im Theaterhaus verkündet: die Losung für den Deutschen Evangelischen Kirchentag, zu dem vom 3. bis zum 7. Juni 2015 in Stuttgart mehr als 100 000 Teilnehmer und Gläubige erwartet werden. In einer perfekten Inszenierung entrollten Kirchentagspräsident Andreas Barner, Generalsekretärin Ellen Ueberschär und Landesbischof Frank Otfried July das Banner mit der Aufschrift: „Damit wir klug werden“, Psalm 90 Vers 12.

Für Landesbischof July ist die Losung wie ein Signal zum Aufbruch: „Nun können wir richtig anpacken, um einen eindrücklichen und mitreißenden Kirchentag in Stuttgart vorzubereiten und zu erleben.“ Diese Losung, die das Präsidium des Kirchentages am Samstag in Fulda beschlossen habe, löse vielleicht Irritationen und Nachdenken aus, mutmaßte Andreas Barner. Nachdenken darüber, was „klug“ in diesem Zusammenhang bedeute. Vernünftig? Oder gebildet? Nichts davon, wie Barner aufklärte. Denn vollständig heiße die Bibelstelle in der Luther-Übersetzung: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben, auf dass wir klug werden.“ Angesichts der Endlichkeit unseres Lebens solle man sein Denken und Handeln überprüfen.

Einen tief in der Frömmigkeit evangelischer Christen verankerten Text nannte Ellen Ueberschär den Psalm 90, dessen älteste Teile 2500 Jahre alt seien und der Moses zugeschrieben werde. Das biblische Leitwort für den Kirchentag fordere Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Fragen wie Migration und Bildung, Gerechtigkeit oder den Umgang mit Gütern. Auch das Thema Inklusion werde weiter verfolgt.

„Der tägliche digitale Kommunikationswahnsinn mit leicht zugänglichen Informationen und Wissen darf nicht mit der hier gemeinten Klugheit Gottes verwechselt werden“, warnte Landesbischof July. Er kündigte an, dass die Losung auch die drei Regionalprojekte „Evangelisch (nicht nur) in Württemberg“, das Jugendzentrum „FreiRaum Jugend“ und „Stuttgarts Reichtum: kulturelle und religiöse Vielfalt in der Region“ begleiten werde. Auf die Frage, ob sie auch eine kluge Antwort auf die Debatte um Homosexualität geben werde, bekräftigte July das Bekenntnis zur Toleranz. Ob der Homosexualität eine eigene Veranstaltung gewidmet werde, entscheide das Präsidium. Beim ebenfalls angesprochenen Thema Sterbehilfe ließ Ellen Ueberschär die Hoffnung anklingen, die aktuelle Debatte könne sich bis zum Kirchentag erschöpft haben.

In Stuttgart hat mittlerweile ein Organisationsbüro die Arbeit aufgenommen. „Wir freuen uns“, so July, „auf einen lebendigen, diskussionsfreudigen und musikalischen Kirchentag als wunderbares Erlebnis.“

Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet nach 1952, 1969 und 1999 vom 3. bis 7. Juni 2015 zum vierten Mal in Stuttgart statt.