Verkauft: Die evangelische Kirchengemeinde Tailfingen trennt sich von der Erlöserkirche auf Langenwand. Foto: Kistner

Bereits vor fünf Jahren hatte die evangelische Kirchengemeinde beschlossen, das Gotteshaus auf Langenwand zu veräußern. Jetzt hat sie Ernst gemacht: Die Erlöserkirche ist verkauft.

Der Handel war bereits Ende Januar 2023 besiegelt worden; der Kaufvertrag sieht vor, dass Gotteshaus, Gemeindesaal und Pfarrwohnung zwar schon jetzt ins Eigentum der Stadt Albstadt übergehen, aber noch bis Ende 2024 von der evangelischen Kirchengemeinde unentgeltlich genutzt werden können. Danach wird im Zuge der Umsetzung des „Pfarrplans 2024“ die dritte Tailfinger Pfarrstelle gestrichen und das Gebäudeensemble auf Langenwand für die Kirchengemeinde entbehrlich.

Für die evangelische Kirchengemeinde ist diese Regelung, die schwerlich mit einem anderen Käufer hätte getroffen werden können, besonders vorteilhaft, da sie das Gemeindehaus auf Stiegel umbauen und erweitern möchte und bereits vor Baubeginn den Nachweis erbringen muss, dass sie über zwei Drittel des benötigten Eigenkapitals verfügt. Entsprechend dankbar, erklärt sie, sei sie der Käuferin, dass der Verkauf bereits jetzt abgewickelt werden konnte. Die Stadt wiederum verspricht sich von dem Kauf neue städtebauliche Perspektiven für Langenwand; sie will auf dem Gelände neuen Wohnraum schaffen, vorzugsweise für junge Familien. Ob das bedeutet, dass die 70 Jahre alte Kirche samt Nebengebäuden abgerissen wird, ist laut Udo Hollauer, dem Ersten Bürgermeister, offen – man werde alle Optionen sorgfältig prüfen.

Die Zahl der Gemeindeglieder schrumpft

Die Entscheidung, sich mittelfristig von der Erlöserkirche zu trennen, hatte die evangelische Kirchengemeinde bereits im Frühjahr 2018 nach einem intensiven Beratungs- und Entscheidungsprozesses getroffen. Bereits damals war klar gewesen, dass sie erstens die bestehende gemeindliche Infrastruktur – Kirchen, Gemeindehäuser, Pfarrwohnungen – nicht dauerhaft benötigen würde, weil die Zahl der Gemeindeglieder kontinuierlich schrumpfte – und dass sie zweitens finanziell gar nicht in der Lage sein würde, sie zu unterhalten.

Sanierungsbedarf in Millionenhöhe

2016 hatte ein aus zwei Fachfrauen und einem Fachmann bestehendes Beratertrio der landeskirchlichen Projektstelle „Struktur, Pfarrdienst und Immobilien“ den gesamten Immobilienbestand der Gemeinde unter die Lupe genommen und war zu einem vorhersehbaren, aber gleichwohl ernüchternden Ergebnis gelangt: Mit Ausnahme der bereits sanierten Pauluskirche hatten es alle größeren Gebäude bitter nötig. Der Sanierungsbedarf für die Erlöserkirche samt Saal und Wohnung wurde mit 1,3 Millionen Euro beziffert, der des Gemeindehauses Moltkestraße gar mit 1,85 Millionen Euro und der des Gemeindezentrums Stiegel mit 600 000 Euro. Die Gesamtsumme der erforderlichen Aufwendungen betrug 4,6 Millionen Euro und überstieg die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde schon damals weit. Fast sechs Jahre und einen gewaltigen Inflationsschub später sind die Zahlen ohnehin Makulatur; heute wäre oder ist alles noch beträchtlich teurer.

Gemeindehaus Moltkestraße wurde zuerst verkauft

Was freilich nur noch im Falle Stiegel eine Rolle spielt: Das Immobilienkonzept der Gemeinde, das im Frühjahr 2018 unter Schmerzen geboren wurde, sieht vor, dass nur das Gemeindezentrum Stiegel, das Tailfinger Waldheim sowie die Peterskirche und die Pauluskirche samt deren Pfarrhaus im gemeindlichen Eigentum verbleiben – das Pfarrhaus Peterskirche gehört seit jeher dem Land Baden-Württemberg. Was sonst für die Gemeindearbeit benötigt wird – eFas , Kita, Kirchenpflege – wird angemietet. Das Gemeindehaus Moltkestraße wurde bereits 2019 verkauft, und nun schlägt auch der Erlöserkirche das Stündlein.

Noch 20 Monate Nießnutz

Was kostet eine Kirche? Stadt und Gemeinde haben vereinbart, Stillschweigen über den Kaufpreis zu wahren. Pfarrer Johannes Hartmann erklärte auf Anfrage des Schwarzwälder Boten lediglich, dass der Betrag sich an der gutachterlichen Bewertung orientiere – und dass nicht unberücksichtigt bleibe, dass der Kirchengemeinde noch 20 Monate Nießnutz eingeräumt werden.