Tiere wagen sich in Gärten. Angst und Unbehagen bei Bewohnern wächst. Jäger haben noch keine Lösung.

Eutingen-Weitingen- Tiefe Furchen durch die Wiesen, Löcher entlang der Wege und nun auch durchwühlte Gärten. Die Weitinger haben die Schnauze voll und wehren sich gegen das langjährige Wildschwein-Problem.

Was bereits an der Weitinger Fasnet in aller Munde war, kommt nun noch stärker auf: Das Weitinger Wildschwein–Problem. Denn nun ist das Schwarzwild nicht mehr nur auf den Wiesen am Ortsrand auf Nahrungssuche, sondern wagt sich auch in die Gärten vor. Oliver Kalbacher weiß sich nicht mehr zu helfen: "Ich habe zwei Baumwiesen, die seit drei Jahren immer wieder von Wildschweinen durchwühlt werden. Die Löcher wieder zu ebnen, kostet mich Tage. Nun kommen die Wildschweine aber auch ans Haus heran und in den Garten." Er habe schon mit dem zuständigen Jäger gesprochen, die Situation verschlechtere sich seiner Meinung nach weiterhin. Erst am Dienstag habe er 14 Wildschweine gesehen.

Das kann auch sein Nachbar Jürgen Teufel bestätigen: "Bei mir ist es nicht ganz so schlimm. Es sind nur ein paar Löcher in der Wiese, aber die kommen immer näher ans Haus heran." Vor allem wenn die Wildschweine jetzt noch Junge bekommen würden, wäre die Bache bereit, ihr Kind bei Gefahr zu verteidigen. "Die sind dann schon aggressiv. Meine Kinder haben inzwischen sogar Angst vor den Tieren", erklärt Teufel weiter.

Jäger Wendelin Katz, der seit Jahrzehnten für den Bereich zuständig ist, hat auch keine wirklichen Tipps gegen die "deutschlandweite Plage": "Ich habe schon einiges versucht, aber nichts hat Wirkung gezeigt." Ob Menschenhaare, Blinklichter oder spezielle Mittel, Wildschweine seien intelligente Tiere. Das einzig, was sie für ein paar Wochen verschrecken würde: "Wenn man eine Sau schießt. Die anderen erkennen die Gefahr, rennen davon und dann hat man ein paar Wochen seine Ruhe." Das habe er am Donnerstagabend getan, jedoch sei nach dem Schuss die "Bühne erst einmal leer". "Es heißt immer: ›Die Jäger müssen mehr schießen", meint er, eine Wildsau sei aber sehr schnell und eine ganze Gruppe sei deshalb nicht so einfach zu erlegen.

Immer wieder fahre der Göttelfinger nach eigenen Angaben mit dem Auto raus und schaue, wie viele Wildschweine sich rund um Weitingen tummeln. "Das ist ein deutschlandweites Problem", erklärt er. "Wir wollen auch gar nicht sagen, dass der Jäger Schuld ist", sagt Teufel und fügt hinzu: "Mir geht es einfach darum, dass das endlich aufhört." Seit rund zwei Wochen sei der Schaden immens. Anfangs waren die Sauen hauptsächlich auf den Wiesen unterwegs, was die Landwirte geärgert habe. Nun würden sie auch vor dem Wohngebiet keinen Halt mehr machen.

Das Wildschwein-Problem beschäftigt auch Weitingens Ortsvorsteher Roland Raible sowie den Ortschaftsrat, weshalb nach einer Lösung gesucht wurde. "Wir haben eine Teilung des Jagdbogens bewirkt", meint Raible. Zum ersten April ändert sich die Aufteilung. Der bisherige Jäger sei nur noch für einen Teil der Fläche verantwortlich. Weitere Jäger würden sich den Rest teilen. "Wir wollen den Jäger nicht kritisieren, sondern unterstützen. Die Weitinger haben sich sehr oft beschwert und das Wild kommt immer näher an den Ort heran. Wir mussten handeln."

Walter Volk von der Gemeindeverwaltung erhält immer wieder Anrufe und Mitteilungen zu Wildschäden, die er dann an den zuständigen Jäger heranträgt. "Ich kann aber nicht sagen, ob es in den vergangenen Wochen oder Monaten mehr waren", erklärt Volk. Wenn Schaden entstehe, könne dieser dem Jäger gemeldet werden und werde gegebenenfalls beglichen. Das treffe laut Jäger Katz in Bezug auf das Jagdgesetz aber nicht auf die Schäden in den Gärten oder auf Sonderkulturen wie Obst- und Gemüse für den Eigenverbrauch zu. Lediglich Landwirte würden für Schäden, die die Erwerbsfähigkeit mindern, eine Entschädigung erhalten.

"Mir geht’s nicht ums Geld", erklärt Teufel und meint abschließend: "Ich will einfach nur, dass es aufhört, meine Familie keine Angst mehr hat und ich in Ruhe meinen Garten nutzen kann, ohne Löcher zuschaufeln zu müssen."