Winfired Vees lädt die Kartoffelkanone auf dem Energiehof Weitenau. Foto: Lück

SWR 4 zu Besuch in Weitingen. Viel hautnahes aus der Arbeit der Familie. Biogas im Tank besser als E-Autos.

Eutingen-Weitingen - SWR-Reporterin Sabine Gronau bringt es auf den Punkt: "Ich war früher in der Umweltredaktion. Aber es ist was ganz anderes, vor Ort zu sein und die Dinge hautnah zu erleben!"

In der Tat: Winfried Vees hat so einiges vorbereitet, damit die SWR-4-Reporterin und ihr Team das Thema Biogas haunah erleben können. Erst das Schnuppern an der Tüte voller Biogas. Gronau und auch der Schwabo-Reporter schütteln sich. Dann zündet Vees den Beutel an – eine blaurote Flamme züngelt hoch. Als nächstes stopft er mit dem Besenstil die Kartoffelkanone. Unten das Biogas rein, Sauerstoff, ein Funken vom Elektrozünder – und wumms, fliegt die Kartoffel 100 Meter durch die Luft.

Einziger Betrieb, bei dem man Bio-Erdgas direkt tanken kann

Als nächstes fährt Ehefrau Juliane im Audi G-Tron vor. Winfried packt die Zapfpistole, füllt das Auto voll. Er sagt: "Mit der Menge Biogas, die die deutsche Landwirtschaft allein aus Gülle und Mist gewinnen könnte, könnten wir mehr Sprit erzeugen, als alle Landwirte verbrauchen!" Denn: Vees Energiehof ist der einzige Betrieb, bei dem man das Bio-Erdgas direkt tanken kann. Und schon die Tankstelle zeigt, wo die praktischen Probleme der Biogas-Höfe sind. Vees: "Immer mehr Autofahrer entscheiden sich für CNG. Täglich kann ich hier 3500 Liter Benzin-Äquivalent erzeugen. Damit bist du ökologisch besser aufgestellt als mit Elektroautos. Allerdings gibt es nur große Aufbereitungsanlagen für CNG. Für die kleine, die ich habe, muss ich Privatforschung machen. Doch eine Förderung für die Entwicklung von kleinen Aufbereitungsanlagen gibt es nicht. So lege ich im Moment pro Kilogramm 30 Cent drauf."

Und Geld, um diese Technik weiter zu entwickeln, ist auch knapp. Vees: "Im Augenblick sind wir niedergeschlagen. Weil die feste Vergütung für unsere Energie vorbei ist. Wir müssen jetzt an einer Ausschreibung teilnehmen. Das heißt: Ihr dürft Energie machen, aber kein Geld verdienen. Wir wurden aus dem Markt gedrängt. Im Moment sieht es so aus, dass wir mit einem Drittel Geld verdienen, das nächste Drittel geht durch, das letzte Drittel geht kaputt!" Und das sei ökologisch fatal, meint Vees: "Die Deutschen sind führend in der Biogas-Technik. Das ist die Möglichkeit, Gülle oder Mist zu Energie zu verwandeln. Und das Methan wirkt nicht klimaschädlich, sondern wird in Energie oder Sprit umgewandelt."

Wirtschaftliche Sorgen

Ehefrau Juliane erklärt: "Energiepflanzen sind Blühpflanzen – dafür braucht es keine Monokultur. Leider kämpfen in der Politik nur einige CDU-Agrar-Politiker für uns. Wir kämpfen um eine Vergütung, die sich nach dem CO2-Verbrauch beziehungsweise der Einsparung richtet!"

Wirtschaftliche Sorgen bekommt das SWR-4-Team zu hören. Doch auch viel hautnahes aus der Arbeit der Familie Vees. Reporterin Gronau: "Hier werden nicht die Kühe gefüttert, sondern die Maschine. Ein Energiehof funktioniert so ähnlich wie ein Kuhmagen. Ich habe schon zugeschaut, wie Winfried Vees Mikroben füttert. Die Suppe im Fermenter sieht aus wie heiß gekochter Spinat! Und ich habe das Gefühl, dass die Arbeitszeit von Vees 23,5 Stunden am Tag ist."

Vees: "Das stimmt nicht. Oft muss man einfach die Anlage kontrollieren. Ich habe letzte Nacht auf dem iPad am Bett Alarm bekommen, dass etwas nicht läuft. Da konnte ich eine halbe Stunde nicht schlafen, weil ich mir überlegt habe, wie man es richten kann. Ansonsten drücke ich ein paar Knöpfchen, aber diesmal war es schlimmer. Ein Schieber ist gebrochen. Mein Assistent musste elf Tonnen Mais und Mist von Hand wegschaufeln – damit wir den Schieber schweißen können." Doch jetzt läuft die Anlage wieder – und das SWR-Team sammelt fleißig O-Töne für die nächste Sendung um 17 Uhr vom Energiehof Weitenau.

Erster Besuch in der aktuellen Reihe: "Tag des offenen Hofes"

Und damit hat das Radio- und Videoteam gestern den ersten Tag des SWR-4-Regionenchecks gemacht im Energiehof Weitenau. Das Thema: "Tag des offenen Hofes". Weitere Stationen sind eine Bioland-Gärtnerei in Heilbronn, der Hof Bürkle in Loßburg-Ursental im Landkreis Freudenstadt am Mittwoch – der erste High-Tech Hof im Ländle für Milchvieh. Auf der Internetseite www.swr.de/swr4/bw/programm/regionencheck-bester-hof können die Hörer auch über den besten Hof abstimmen.

Auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) freut die neue Aktion des SWR: "Die Hofwoche soll die Menschen informieren und so unsere heimischen Erzeuger und die Verbraucher im Land näher zusammenbringen."

Radio-Reporterin Gronau: "Wir reden nicht über die Bauern, sondern mit den Bauern. Das ist schon beeindruckend, wie unser Besuch bei Familie Vees zeigt!"