Julia Friedrichson Foto: Oehler Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Bestattermeisterin Julia Friedrichson über ihre Preispolitik bei der Grabherstellung und die Reaktionen der Eutinger Räte

E utingen/Horb. In den Eutinger Ortschaftsratssitzungen und im Gemeinderat Anfang der Woche wurde über die Vergabe von Friedhofsarbeiten entschieden.

D ie Gremien äußerten sich dabei teilweise stark negativ über die angeblich zu hohen Preissteigerungen des einzigen Bewerbers Friedrichson Bestattungen aus Horb von weit mehr als 30 Prozent. Am Ende akzeptierten sie das Angebot aber trotzdem. Wir haben uns mit Bestattermeisterin Julia Friedrichson über das Gräbermachen und ihre Preispolitik unterhalten.

Frau Friedrichson, auf den Ratssitzungen in Eutingen Anfang der Woche gab es Kritik an den aufgerufenen Preisen zur Grabherstellung. Was sagen Sie dazu?

Zuerst einmal sind wir natürlich froh, dass wir auch ein weiteres Mal den Zuschlag von der Gemeinde erhalten haben. Andererseits wundern mich die Aussagen der Räte doch. Ich glaube, dass hier ein grundsätzliches Missverständnis vorliegt.

Welches Missverständnis?

Unser Angebot ist ganz bestimmt nicht teuer. Wir liegen sogar unter den marktüblichen Preisen der Konkurrenz. Beispielsweise kostet die Herstellung eines Einzelgrabes in Waldachtal 588 Euro. In Eutingen liegen wir bei 391 Euro. Das Angebot war nur eine Annäherung an diese Preise, denn nicht nur Bestattungsunternehmen können bei den Gemeinden Angebote abgeben. Prinzipiell kann sich jedes Bauunternehmen und jeder Landschaftsgärtner bewerben, der das nötige Know-how mitbringt.

Und es gibt niemanden, der Ihnen die Aufträge streitig macht?

Nachdem sich niemand sonst auf die Eutinger Ausschreibung beworben hat, wohl nein. Gerade darin sehen wir auch eine Bestätigung unserer Preise. Scheinbar gibt es hier kein Unternehmen, das unsere Preise unterbieten will und kann. Zudem kommt: Kaum ein Bestatter hat heute noch die nötige Ausrüstung, um Gräber zu machen.

Trotzdem erscheinen die Preissteigerungen teilweise beträchtlich, einige Räte hatten bis zu 40 Prozent Erhöhung ausgerechnet.

Wenn man die Beträge aus dem Zusammenhang gerissen betrachtet, stimmt das natürlich. Hier muss man aber auch bedenken, dass es seit sieben Jahren keine Erhöhung gab und dass das Angebot die Preise für die kommenden fünf Jahre festschreibt. Erst dann gibt es wieder Anpassungen. Den steigenden Kosten müssen wir natürlich Rechnung tragen und haben für die fünf Jahre schon vorgeplant. Man kann also sagen, dass nicht das Sterben teurer wird, sondern das Leben, und wir müssen steigende Personal- und Maschinenkosten verzeichnen. Wenn wir alles zusammen rechnen, bleibt am Ende aber trotzdem nicht viel hängen. Eigentlich hätten wir es einfacher, wenn wir keine Gräber machen würden.

Wie kann das sein?

Lassen Sie mich ein kleines Rechenbeispiel durchführen: Für das Öffnen und Schließen eines Erdgrabs brauchen zwei Mitarbeiter insgesamt sechs Stunden, also zwölf Mannstunden. An großen Gerätschaften brauchen die beiden einen Lastwagen und einen Grabbagger, für die auch beträchtliche Kosten anfallen sowie etliches Material zur Verschalung und Sicherung. Für die ganze Aktion berechnen wir der Gemeinde dann 391 Euro. Bei den derzeitigen Personalkosten von 35 bis 40 Euro pro Stunde kann sich jeder ausrechnen was übrig bleibt – nämlich nichts.

Dann hätten Sie also eigentlich noch mehr aufschlagen müssen?

Ja, tatsächlich, aber wir sind schon seit den 70er-Jahren in Eutingen und den umliegenden Gemeinden mit dem Grabmachen betraut. Da hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, denn die Gemeinden brauchen einen verlässlichen Vertragspartner, der an ihrer Stelle die Beerdigungen durchführt und betreut. Es ist sozusagen unsere Familien- und Unternehmenstradition, und ich hoffe, die Gemeinden wissen auch, was sie an uns haben.

 Die Fragen stellte Michael Oehler