Bei den "Mobilen Legenden" ist ein Fallschirmspringer ums Leben gekommen. Die Veranstaltung wurde daraufhin beendet. Foto: Feinler

Fallschirmspringer aus dem Kreis Rottweil stürzt bei Ergenzingen in den Tod. 12.000 Besucher müssen Gelände verlassen.

Eutingen - Ein tragischer Unfall hat am Sonntag das Oldtimer- und Luftfahrtfestival "Mobile Legenden" überschattet: Ein 64-jähriger Fallschirmspringer aus dem Kreis Rottweil ist abgestürzt und ums Leben gekommen. Die Veranstaltung wurde daraufhin beendet.

Wie erste Ermittlungen der Polizei ergaben, hatte sich der Hauptfallschirm des 64-Jährigen verdreht. Der Mann schnitt den Schirm ab und stürzte in ein Maisfeld bei Ergenzingen, etwa 200 Meter vom Flugfeld entfernt.

Wieso der Notfallschirm nicht geöffnet wurde, kann sich die Polizei zum momentanen Zeitpunkt nicht erklären. Das örtlich stationierte DRK und der Rettungswagen waren sofort vor Ort, doch jede Hilfe kam zu spät. Der Fallschirmspringer starb noch am Unfallort.

SWR-Sequenz dokumentiert Unfall

Das Kunstflugprogramm war nach der Mittagspause umgeplant worden. Normalerweise hätte zuerst der Schulgleiter 38 starten sollen, doch Romeo Adaci mit seiner Zlin 526 wurde vorgezogen.

Was dann gegen 14.04 Uhr vor den Augen Tausender von Zuschauern am Himmel über Eutingen und Ergenzingen geschah, dokumentiert eine Filmsequenz des SWR, der einen Beitrag über das Festival drehte, der noch am selben Nachmittag ausgestrahlt wurde: Die vier Fallschirmspringer gleiten aus dem Flugzeug. Kurz darauf fällt auf, dass etwas nicht stimmt. An einem der Fallschirme hängt niemand, minutenlang gleitet der Schirm durch die Luft.

Am Boden werden Rettungskräfte alarmiert. »Plötzlich fuhr die Polizei durch das Gelände«, berichten Augenzeugen. Am Ausgang in Richtung Ergenzingen schicken die Security Besucher zum anderen Ausgang, mit der Begründung: »Wir können ihnen gerade nichts anderes sagen. Bitte nehmen Sie den anderen Ausgang.«

Auch die Oldtimerfreunde, die das Gelände verlassen wollen, wurden zum Ausgang in Richtung Eutingen umgeleitet. Über die Lautsprecher-Anlagen verkündeten die Moderatoren dann, dass ein Unglück geschehen ist und dass bitte alle das Gelände verlassen sollen. »Was ist denn jetzt los?«, wollen Besucher wissen, die gerade noch bei der Preisverleihung der Oldtimer waren.

12.000 Besucher müssen Gelände verlassen

Fluchtartig gehen einige der Oldtimerfreunde zu ihren Fahrzeugen und versuchen, das Gelände zu verlassen. Unruhe kommt auf, Beobachter sprechen von Chaos. Dann wieder eine Lautsprecherdurchsage, in der von einem »tragischen Unglück« die Rede ist. Rund 12.000 Personen sind laut dem Veranstalter MPS zu dieser Zeit auf dem Gelände. Gerüchte verbreitetn sich, dass einer der Fallschirmspringer verunglückt ist. MPS gibt keine Informationen heraus, die Mitarbeiter haben mit den sich beschwerenden Gästen zu tun, die zum Teil ihren Eintritt zurückverlangen.

Auch unter den Mitgliedern der Eutinger Fluggemeinschaft breiten sich Gerüchte aus. »Wir sind schockiert, wenn das stimmt, was hier erzählt wird«, meint Thomas Haller, Vorsitzender des Flugsportvereins Rottenburg-Horb. Deren Pressesprecherin Rebecca Singer hat alle Hände voll zu tun, denn die Medien wenden sich an die junge Fliegerin. »Wir sind nicht die Veranstalter«, hörte man sie immer wieder sagen.

In der Zuschauermenge kommt es zunehemend zu panikartigen Reaktionen. Immer mehr Besucher stürmen regelrecht vom Gelände. Weil die Straßenränder der Bundesstraße beim Fluggelände verbotenerweise zugeparkt sind, bildet sich eine Schlange. »Da können wir jetzt erst mal nicht mehr raus. Wir warten«, waren sich die Eutinger Oldtimerfreunde einig. Einige von ihnen haben erst später von dem Unglück erfahren, weil sie weiter von den Lautsprechern entfernt waren. »Wir bedauern, was passiert ist und sind sprachlos«, wollen sie die Hiobsbotschaft erst gar nicht glauben.

Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle (die Gemeinde ist Mitorganisator bei den Mobilen Legenden) wird auf das Flugfeld gerufen. Mit der Polizei vor Ort bespricht er das weitere Vorgehen. Die Polizisten sowie MPS wollen sich noch immer nicht zum Vorfall äußern. Der Verunglückte war ein erfahrener Fallschirmspringer, nähere Informationen zum bleiben bis gestern weiterhin offen.

Eine traurige Bilanz musste der Veranstalter ziehen, der mit den hohen Besucherzahlen aufgrund des guten Wetters mehr als zufrieden war. Bereits vor der Veranstaltung wurde spekuliert, dass es die "Mobilen Legenden" in Eutingen dieses Jahr zum letzten Mal geben könnte. Der tragische Unfall könnte daraus nun erst machen.