Am Neckar, an der Eyach und der Glatt leben inzwischen wieder Biber. Fotos: ANV/Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Spuren am Gewässerrand können Anwesenheit verraten / Tier prägt und reguliert ganze Lebensgemeinschaften

Derzeit wird der Biberberater des Landkreises Freudenstand, Harald Dold vom Angel- und Naturschutzverein Weitingen, regelmäßig mit Fragen zum Biber und dessen Aufenthalt kontaktiert. Das Interesse an den neuen Bewohnern an Neckar und Glatt scheint groß und viele wollen wissen, wo sich die Biber befinden und ob es in ihrer Nähe auch welche gibt.

Eutingen-Weitingen/Region. Da Harald Dold diese Tätigkeit ehrenamtlich ausübt, ist er nicht für jeden Ortstermin zur Bibersuche in der Lage. Der Zeitaufwand für telefonische Anfragen sei bereits jetzt erheblich. Deshalb gibt er ein paar Tipps zur Bibersuche.

Jetzt in den Wintermonaten sei die beste Zeit, um nach Bibern Ausschau zu halten, erklärt der Biberbeauftragte. Denn sie sind überwiegend nachtaktiv und eigentlich nur selten bei Tag zu sehen. So würden derzeit angenagte Bäume die Anwesenheit von Bibern verraten, und sollte es noch einmal schneien würden auch die Spuren im Schnee darin darauf hinweisen. Bei Schneespuren könne man sogar zwischen Jung- und Alttieren unterscheiden, sagt Dold.

Markant an den Schneespuren im Winter ist laut dem Experten der Umstand, dass die Hinterbeine des Bibers, zwischen den Zehen Schwimmhäute haben. Die Spuren seien denen von Enten ähnlich, nur dass bei Bibern vier bis fünf Zehen mit Schwimmhäuten erkannt werden können und diese Spur bis zu zehn Zentimeter breit ist (fast so groß wie eine Handfläche). Zwischen den Spuren der Hinterbeine gebe es zusätzlich auch noch Wischspuren die durch den Schwanz, der übrigens Kelle genannt wird, verursacht werden.

Reine Vegetarier

"Im Sommer sind diese Spuren nur manchmal am Gewässerrand, wenn die Biber die Böschung hochklettern, zu sehen", sagt Dold. Dann würden auch keine Bäume angenagt werden. "Vom Grundsatz her sind die Biber ja reine Vegetarier und fressen mehr als 300 Pflanzenarten und Feldfrüchte, auch Gemüse aus dem Garten, wenn dieser zu nah am Gewässer ist", berichtet der Biberbeauftragte. Der gesetzliche Uferrandstreifen betrage innerorts fünf und außerorts mindestens zehn Meter. Die ortsansässigen Biber seien meist in diesem Uferrandstreifen unterwegs.

Derzeit sei die Paarungszeit der Biber, erklärt Dold, und die Jungbiber, die vor zwei Jahren auf die Welt gekommen sind und dieses Jahr schon fortpflanzungsfähig werden, würden jetzt erbarmungslos von ihren Eltern verstoßen. Dold erläutert: "Sie müssen sich jetzt ein eigenes Revier suchen und diese Suche ist für die Biber lebensgefährlich. Wenn die Jungbiber in ein fremdes Revier kommen, kommt es dort nicht selten zu Revierkämpfen bei denen sie getötet oder verletzt werden. Der Biber selbst ist der größte Feind des Bibers."

900 Gramm Rinde täglich

Zu ihrem eigenen Schutz würden die Biber in dieser Wanderphase, die durchschnittlich 25 Kilometer beträgt aber auch bis zu 100 Kilometer lang sein kann, sehr oft den Landweg nehmen – fernab vom Gewässer. "Da kann man einem Biber dann auch öfters tagsüber auf der großen Wiese oder im Wald begegnen. Im schlimmsten Fall liegt er überfahren an der Straße, so wie es regelmäßig im Donaubereich passiert", berichtet der Biberbeauftragte.

Pro Tag verzehre ein Biber durchschnittlich rund 900 Gramm Rinde – auf die fünf Wintermonate aufgerechnet sind das für einen erwachsenen Biber rund 135 Kilogramm im Jahr. Eine fünf- bis sechsköpfige Biberfamilie fälle so rund 50 Bäume. "Hört sich viel an, ist aber nur ein Bruchteil von dem, was die Wasserwirtschaft abholzt und verwertet. Diese massiven Holzentnahmen sind schwer zu erkennen, da dieses Holz gleich verarbeitet und mitgenommen wird", erklärt Dold. Die von den Bibern gefällten Bäume seien meist deutlich sichtbar und täuschten so optisch eine große Menge vor. Das liegengebliebene Totholz werde aber für viele Lebensgemeinschaften überlebenswichtig.

"Bei seiner Tätigkeit schafft sich der Biber unaufhaltsam und ohne Gnade wieder seinen eigenen Urwald und eine natürliche Landschaft. Durch die Gehölzentfernung und Verjüngung, seine Fress-Plätze im Sommer, den Bau von Burgen und Fluchtröhren gestaltet er die Uferbereiche neu und erlöst sie von der menschlichen Ordnung, mit der die Gewässer in verbaute, meist unnatürlich begradigte Uferbereiche umgestaltet wurden", sagt der Experte. Gleichzeitig schaffe das Tier damit neue Lebensräume für viele Pflanzenarten, Wildbienen, Säugetiere, Fische, Libellen, Schmetterlinge, Amphibien sowie Reptilien und viele mehr. Fast immer seien bei diesem Zuwachs an Flora und Fauna andere stark gefährdete Arten weitere Gewinner der neuen Lebensräume, erläutert Dold: "Nicht umsonst nennt man den Biber auch ›Schlüsselart‹!"

Nahrungsfloße zu erkennen

Mit dem Biber sei somit eine Schlüsselart für Landschaften in und am Neckar, der Eyach und der Glatt zurückgekehrt. Als Schlüsselart werden Arten bezeichnet, von denen das Überleben vieler anderer Arten abhängt. Durch ihre Lebensweise prägen und regulieren sie ganze Lebensgemeinschaften.

Oftmals könne man auch ein Nahrungsfloß im Gewässer erkennen. Der Biberbeauftragte dazu: "Das sind mehrere Äste die der Biber in die Uferzone rammt und als Nahrungsvorrat vorhält. Selbst wenn das Gewässer dann zufriert kann der Biber unter der Eisschicht die frischen Zweige fressen."

Bei Gefahr könne das Tier problemlos bis zu 20 Minuten unter Wasser bleiben, dort auch fressen und nagen. Meist verstecke es sich dann in sogenannten Fluchtröhren – das sind in die Ufer gegrabene Röhren, deren Eingang sich unter Wasser befindet. "Biber sehen schlecht, hören und riechen aber hervorragend. Meist hört man nur ein lautes Platschen, wenn der Biber mit seiner Kelle aufs Wasser klatscht und seine Familienmitglieder vor Feinden warnt damit diese sofort unter Wasser verschwinden."

Weitere Informationen: Gesichtete Biber und Biberspuren können per E-Mail an anvdold@t-online.de gemeldet werden.