Bürgermeister Armin Jöchle (Mitte) durfte mit Gemeinderat Horst Niessner (links) die historischen Gewehre von Alfred Bailer, mehrmaliger Weltmeister und Europameister im Vorderladerschießen, unter die Lupe nehmen. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Schießen: Zwei Besucher im Hause Bailer / Historische Gewehre haben es den Gästen angetan

Stundenlang sitzen Achim und Alfred Bailer vor dem so genannten Gussofen und produzieren ihre eigenen Kugeln. Welchen Aufwand die mehrmaligen Meister betreiben, zeigten sie nun Bürgermeister Armin Jöchle und Gemeinderat Horst Niessner.

Eutingen. Beim vergangenen Meisterempfang im Rathaus hatte Alfred Bailer Interessierte zu sich nach Hause eingeladen. Bürgermeister Armin Jöchle und Gemeinderat Horst Niessner machten sich nun ein Bild von der umfangreichen Arbeit, die erfolgen muss, bevor das Hobby gelebt werden kann. Denn Stunden gehen für die Produktion des Schießmaterials drauf.

In seiner Werkstatt zeigte Bailer, wie Kugeln mühevoll gegossen werden. So genannte Schlacke-Reste werden im Gussofen erhitzt. Die passende Zange werde ebenso erhitzt und dann könnten die Kugeln gegossen werden. "Jedes Gewehr hat eine eigene Zange", erklärte Bailer.

Niessner fragte nach, wer solche Zangen herstelle. Es gebe nur wenige, die das noch können würden, sagte Bailer. Man könne die Munition auch kaufen, aber sie sei teuer, weshalb er und sein Sohn stundenlang diese selbst gießen. Nach einer Weile fragte Jöchle bezüglich der Kugeln nach: "Die glänzen jetzt nicht mehr so stark. Was ist der Grund?" Bailer merkte an, dass die Zange rund 400 Grad warm sein sollte. Sie kühle mit der Zeit aber ab. Er empfahl den beiden Zuschauern nicht, die frisch gegossenen Kugeln zu berühren, denn sie könnten bis zu 200 Grad warm sein.

Jöchle wollte wissen, wie viele Kugeln man für eine Weltmeisterschaft pro Gewehr brauche. "Das kommt ganz drauf an, wie das Training läuft. Etwa 30 bis 50", antwortete Alfred Bailer.

Nachdem die Gäste die Produktion der Munition gesehen hatten, nahmen sie die Gewehre unter die Lupe. Das Percussions-Gewehr sei etwa von 1780, wobei das Holz unter dem Holm gespalten war.

Der Eutinger habe es hergerichtet und damit schon Gold- und Bronzemedaillen geholt. Auf das historische Gewehr folgte die Lunte, die eine Reproduktion sei. Mit der Muskete sei er deutscher Meister geworden, zog Bailer dieses Geschoss hervor.

"Darf ich die mal halten?", fragte der Bürgermeister an, als Bailer ein originales Dienstgewehr von 1863 aus Amerika beschrieb. Weitere originale Gewehre und Reproduktionen zeigte der Schütze den Gästen.

Einige Informationen hatten die Gäste erhalten, doch Bailer wusste noch mehr und zeigte, wie Pulver abgefüllt wird. Beispielsweise werde für eine Muskete rund 86 Grain, was 5,5 Gramm entspricht, in ein Röhrchen gefüllt. Jeder Schütze habe dann noch ein Geheimrezept, womit er zum Erfolg komme. Alfred Bailer setzt auf Weichweizen-Gries für die Muskete.

Interessiert schauten sich die Gäste die Scheiben von den Meisterschaften an, wie die von 2002 von der Weltmeisterschaft in Luca. "Respekt, das ist eine Wissenschaft für sich", dankte Jöchle für die Erklärungen und die Einführung in das aufwendige Hobby. Zusammen mit Niessner wünschte er dem Ausnahmetalent und dessen ebenso talentiertem Sohn viel Erfolg und hoffte, beide bald wieder mit einem Titel im Rathaus begrüßen zu dürfen.