Die Eltern der Eutinger Grundschüler mussten sich bei "Mein Körper gehört mir!" in die Rolle ihres Nachwuchses hinein versetzen und mitmachen. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Schule: Theaterstück zeigt Probleme auf

Eutingen. Mehr als 70 Anmeldungen von Eltern gingen für die Vorstellung des interaktiven Theaterstücks "Mein Körper gehört mir!" ein, das der Schulförderverein an die Grundschule Eutingen holte.

Bereits vor zwei Jahren hatten Philipp Nägele und Maria Vrijdaghs von der "theaterpädagogischen Werkstatt" das Projekt in Eutingen umgesetzt, das nun erneut an drei Freitagen den Dritt- und Viertklässlern zugute kommt.

Bei diesem Präventionstheaterstück rund um das Thema "Sexuelle Gewalt" lernen die Schüler, "Nein" zu sagen und sich zu wehren. Anhand von Beispielen wird das Stück kindgerecht aufgearbeitet, wovon sich die Eltern im Musiksaal ein Bild machen konnten.

Rektor Jürgen Sroka beglückwünschte alle Teilnehmer, denn wer nicht komme, habe schon etwas verpasst. Laut einer Studie der Uni Ulm leide jedes siebte Kind in Deutschland unter sexuellen Übergriffen, weshalb das Thema des Stücks aktuell sei.

Das unterstrich auch Knut Maier vom Förderverein der Grundschule, der Spenden für das Stück gesammelt hatte. Er dankte seiner Stellvertreterin, die sich stark für das Projekt eingesetzt habe.

Philipp Nägele und Maria Vrijdaghs von der "theaterpädagogischen Werkstatt" forderten die Eltern auf, sich in die Rolle ihrer Kinder zu versetzen und den Dreiteiler mitzuerleben. Beispiele wurden aufgeführt und besprochen.

Immer ging es um das Thema, Kinder präventiv über sexuellen Missbrauch aufzuklären. Seit einigen Jahren steht das Duo aus Freiburg und Konstanz mit dem Programm auf der Bühne.

Das Projekt "Mein Körper gehört mir!" wurde 1994 von der "theaterpädagogischen Werkstatt" zusammengestellt und seither immer wieder optimiert. Das Stück wird mit einem Lied umrahmt, sodass sich die Kinder das Thema auch bildlich verinnerlichen.

Immer wieder sollen diese erfahren: "Mein Körper gehört mir. Niemand kennt meinen Körper so wie ich es tu!" Mit Theater-Szenen veranschaulichte das Duo Themen wie "Nein/Ja-Gefühle", Selbstbewusstsein und sexueller Missbrauch. Mit Beispielen zeigen sie auf, was gut und was verboten ist. Die Kinder sollen Erfahrungen sammeln und können sich einbringen.

Diesen Part mussten die Eltern bei der Projektvorstellung übernehmen. "Da können die Kinder schon mal sieben Minuten und mehr Beispiele aufzählen", warf Philipp Nägele ein.

Von Alltagszenen, wie sich Freunde begegnen, aber auch bis zu härteren Szenen, wo Kinder unangenehm berührt werden, zeigten die beiden Schauspieler das Spektrum auf.

Eine Szene blieb den Zuschauern besonders im Gedächtnis: Ein Junge wird von seinem Bruder sexuell missbraucht und vertraut sich mehr Erwachsenen an, doch keiner unternimmt etwas. "Das kommt leider häufig vor. Laut Statistik braucht es sechs bis acht Anlaufstellen", erklärte Maria Vrijdaghs.

Auch die Chatroom-Szene beschäftigte die Eltern. Bei dieser trifft ein Kind eine Internetbekanntschaft, die es ins Gebüsch ziehen will. Die drei Regeln der Schauspieler fanden die Eltern anschaulich. Diese besagen, dass Kinder auf ihr Ja-/Nein-Gefühl hören sollen und selbst entscheiden, was sie wollen. Zum anderen, dass eine Vertrauensperson weiß, wo sie sind und was sie machen. Und zu allerletzt, dass sie jederzeit Hilfe bekommen können.

"Es ist ein umfangreiches Projekt, aber wir müssen auch bedenken, dass wir heute die komprimierte Aufführung zu sehen bekommen haben", erklärte Jürgen Sroka.