Der neu aufgestellte Zigarettenautomat in unmittelbarer Nähe zu der auf Atemwegserkrankungen spezialisierten Espan-Klink (links) ist für viele ein Affront. Die Bad Dürrheimer Stadtverwaltung überprüft nun, ob er weg muss.  Foto: Rainer Bombardi

Bei der Espan-Klinik besteht jetzt die Möglichkeit, sich mit Kippen einzudecken. Das ist für die Verwaltungsleiterin eine „Frechheit“ und für den Bürgermeister in moralischer Hinsicht ein Skandal. Die Stadt prüft, welche Schritte sie dagegen unternehmen kann.

„Es ist auch für unsere Patienten eine Frechheit, auf dem Gehsteig gegenüber der Espan-Klink einen Zigarettenautomaten aufzustellen“, ärgerte sich Verwaltungsleiterin Kerstin Biedehorn von der unter anderem auf Atemwegserkrankungen spezialisiertenBad Dürrheimer Reha-Klinik im Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss.

Sie sah auch die Anstrengungen einer Projektgruppe torpediert, die sich seit Monaten für eine kippenfreies Bad Dürrheim einsetzt. Bürgermeister Jonathan Berggötz stimmte ihr zu und sprach in moralischer Hinsicht von einem Skandal.

Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann erinnerte daran, dass es nicht möglich sei, im kompletten Stadtgebiet das Rauchen zu verbieten. Sollte der Zigarettenautomat auf privatem Grund stehen, seien der Stadt die Hände gebunden, eine Entfernung des Zigarettenautomaten nicht einfach möglich.

Hoch gekocht war das Ärgernis in Zusammenhang mit der Präsentation einer Erfolgsbilanz der rund 15 Ehrenamtliche starken Projektgruppe „Bad Dürrheim kippenfrei – sei dabei“. Matthias Ranzenberger vom Amt für Sicherheit und Ordnung präsentierte die bislang umgesetzten Aktionen. Sie betreffen die wiederkehrende Aufklärung über die Folgen der illegalen Entsorgung von Zigarettenkippen in der Umwelt durch die Verwaltung, die Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen und der Stadtjugendpflege sowie die Anbringung von auffallenden Aschenbechern vor den Eingängen von Arztpraxen und Einrichtungen mit Publikumsverkehr.

Einsatz von Ansprechpartnern aus der Verwaltung

Vorschläge betreffend einer optimierten Zusammenarbeit betrafen den vermehrten Einsatz von Ansprechpartnern aus der Verwaltung, die als Vermittler zwischen Schulen, Vereinen und Behörden dazu beitragen, den Kommunikationsfluss zu vertiefen. Die regelmäßige Sensibilisierung des Gemeindeverwaltungsdiensts bezüglich weggeworfener Zigaretten und präventive Aufklärung sind weitere Möglichkeiten, die den Weg zu einer kippenfreien Stadt ebnen sollen.

„Es ist erschreckend zu sehen, wie viel Kippen immer noch auf dem Boden landen“, setzt Bürgermeister Berggötz darauf, dass durch Sensibilisierung der Gesellschaft das Abfallproblem durch Kippen mittelfristig deutlich abnimmt. Auch soll der Verkauf von Taschenaschenbechern und die Aufstellung speziell ausgestalteter Mülleimer im Stadtgebiet dazu beitragen.

Lob für Zivilcourage

Ratsmitglied Hans Lohrer lobte die Projektgruppe, die bereits zahlreiche Ideen umgesetzt hat. „Nun müssen wir alles daransetzen, damit das Projekt nicht im Sand verläuft.“ Reinhard Lindenhahn lobte die Zivilcourage der Bürger. Er plädierte für die zusätzliche Verteilung von Bußgeldern durch den Ordnungsdienst und das vermehrte Aufstellen von Schildern, die auf den Missstand der unerlaubten Kippenentsorgung hinweisen.

„Immer mit Bußgeld zu agieren, ist wenig effizient“, plädierte Berggötz, die von der Projektgruppe bisher definierten Schritte zu unterstützen. Diesem Vorschlag stimmte der Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss einstimmig zu.