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Niemand muss mehr frieren. In der vom Erdbeben zerstörten Region Abruzzen hat mittlerweile Jeder ein Dach über dem Kopf. Viele Kirchen aber sind zerstört.

L'Aquila - Niemand muss mehr frieren. In der vom Erdbeben zerstörten Region Abruzzen hat mittlerweile Jeder ein Dach über dem Kopf. Doch um das Seelenheil der Menschen ist es schlecht bestellt. Viele Kirchen sind zerstört. Gottesdienste finden unter freiem Himmel statt.

"Nicht nur die Gläubigen in meiner Gemeinde, sondern alle Gläubigen unserer Region wünschen sich, dass sie zu Weihnachten in ihren traditionellen Kirchen den Gottesdienst feiern können". Don Mauro spricht von einem Traum, der nicht in Erfüllung gehen wird. Denn die Kirchen des Ortes drohen einzustürzen.

Ocre, einige Kilometer von l'Aquila entfernt, ist eine Geisterstadt: kaputte Häuser und gesperrte Straußen. Am Ortsrand in Fahrtrichtung Berge blockieren immer noch riesige Felsbrocken die Straße. Sie waren in der Nacht vom 4. auf den 5. April bei den schweren Erdstößen ins Tal hinabgestürzt. Ein Spaziergang durch den einstmals pittoresken Ort mit seinen alten Häusern und schmalen Gassen ist nicht mehr möglich. Hinweisschilder warnen vor einem Rundgang. Die breiten Risse in vielen Fassaden wirken nicht gerade einladend.

Don Mauro ist katholischer Geistlicher in Ocre. Genauer: Er war es. Denn in seine Kirche darf er nicht mehr. "Einsturzgefahr", steht in großen Buchstaben auf einem Schild am Hauptportal des Gotteshauses. Und die Einwohner von Ocre? Seit wenigen Tagen müssen sie nicht mehr in Zelten campieren. Jetzt leben sie in relativ bequemen Wohncontainern. Die bieten besseren Schutz vor dem kalten Winterwetter - mehr aber auch nicht. Nicht nur in Ocre hat sich was getan. Keines der Erdbebenopfer in den Abruzzen muss zur Weihnachtszeit in Zelten hausen. Die Regierung hat in nur wenigen Monaten dutzende von neuen Mehrfamilienhäusern bauen lassen. Für tausende von Obdachlosen stehen mittlerweile Wohncontainer bereit. Komplett eingerichtet mit allem, was eine Familie so braucht: einem Wohnzimmer, einer Wohnküche, zwei Schlafzimmern und einem Bad mit Toilette; sogar an Toilettenpapier wurde gedacht. Niemand muss mehr frieren. Doch immer noch leben rund 14000 Menschen in Hotels und Pensionen. Wie lange, das ist unklar. Hotelbesitzer machen Druck auf die Regierung. Sie befürchten, dass sie ihre Hotels auch in der kommenden Frühlingssaison wieder nicht öffnen können.

Bis Weihnachten, so versprach im April Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, "wird jeder Obdachlose ein Dach über dem Kopf haben". Das Versprechen hat er eingehalten, aber die zugesagten neuen Wohnungen für alle Obdachlosen konnten nicht in so kurzer Zeit gebaut werden.