Foto: Mutschler

Petra Nych tritt bei nächster Bürgermeisterwahl in Enzklösterle nicht mehr an und blickt zurück auf Arbeit.

Enzklösterle - Petra Nych wird bei den Wahlen im nächsten Jahr in Enzklösterle nicht mehr antreten. Nach acht Jahren wird sie ihre Tätigkeit als Bürgermeisterin beenden. Das gab sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt. Im Gespräch mit unserer Zeitung nennt sie Gründe und blickt zurück.

Die Umstellung des Gemeinde-Haushaltes auf das neue kommunale Haushaltsrecht (Doppik), Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen – in Enzklösterle ist im nächsten Jahr einiges los. Auch deshalb wollte Nych frühzeitig Klarheit schaffen. Der Gemeinderat war bereits nicht öffentlich informiert, als Nych bekannt gab, dass sie nicht mehr antreten werde und nun informierte sie auch die Bevölkerung.

Als Hauptgrund nennt sie ihr "eigenes Anspruchsdenken". Denn neben der ehrenamtlichen Tätigkeit als Bürgermeisterin arbeitet sie noch in einem Büro für Netzwerktechnik und "auf lange Sicht wird es zu anstrengend, beides in dieser Form, wie ich es mache, weiterzumachen", sagt sie. Diese zeitliche Belastung sei der einzige Grund, "denn ich mache das gerne", fügt Nych an.

Wie ist das denn eigentlich mit dem zeitlichen Aufwand? Ehrenamtliche Bürgermeister werden von ihrer eigentlichen Arbeit zu 30 Prozent freigestellt, bei Nych sind das 30 Prozent von einer regulären 40-Stunden-Woche, also zwölf Stunden. Die Wirklichkeit sehe aber etwas anders aus. Denn: "Das reicht mir nicht." Diese Zeit brauche sie allein schon für ihre repräsentativen Pflichten in einem touristischen Dorf, "und dann habe ich ja noch nichts gemacht". Ihren wirklichen Zeitaufwand kann sie nicht genau beziffern, schätzt ihn aber auf etwa 40 Stunden pro Woche. Das sei immer noch deutlich weniger als bei einem hauptamtlichen Bürgermeister wie Klaus Mack, wo sie den Zeitaufwand auf rund 60 Stunden schätzt. Allerdings kämen bei ihr ja noch die Stunden ihres normalen Jobs dazu. Zum Glück sei sie da so flexibel, dass sie ihre Arbeit für die Gemeinde erledigen kann. Aber: "Irgendwann kommt der Punkt, an dem es zu viel wird." Sie müsse nun irgendwas reduzieren "und da geht meine reguläre Arbeitsstelle vor". Wenn sie aber den Aufwand für die Bürgermeisterstelle "radikal reduzieren" würde, wäre ihrer Meinung nach jemand anders "besser geeignet, der sich voll einbringen kann".

Als sie ihr Amt antrat, sei sie nicht blauäugig an die Sache heran gegangen. Schließlich sei sie davor bereits Gemeinderätin und zweite stellvertretende Bürgermeisterin gewesen und habe so auch Einblicke in den Haushalt der Gemeinde und die Arbeit im Rathaus bekommen. Zudem habe sie bereits als ehemalige Vorsitzende des Gesamtelternbeirates ein gutes Netzwerk gehabt, das sie nun ausbauen konnte. "Meine Befürchtungen haben sich bestätigt, die positiven wie die negativen. Aber die positiven überwiegen", sagt sie schmunzelnd.

Bereits jetzt – und obwohl noch viele Dinge auf ihrer Prioritätenliste stehen – zieht sie ein positives Fazit ihrer Arbeit. "Es hat fast alles geklappt, was ich mir vorgenommen hatte", sagt sie. Das oberste Ziel sei der Breitbandausbau, was gleichzeitig auch die schwierigste und größte Aufgabe gewesen sei. Außerdem seien Brücken und die Simmersfelder Steige saniert worden. Dazu sei im Ort vieles umstrukturiert worden, "das ist manchem sauer aufgestoßen", sagt sie. So etwa die Profilierung als Heidelbeerdorf, oder die Tatsache, dass es keinen eigenen Geschäftsführer für die Touristik mehr gebe, sondern dieses Fachwissen in Bad Wildbad "eingekauft" werde. Als weitere Themen nennt sie den Ausbau des Kindergartens, die Sanierung des Feuerwehrhauses oder die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen, mit der man "im Kreis vorne dabei" gewesen sei. Auch die Gründung der "Helfenden Hände", ein Verein für hauswirtschaftliche Hilfe, und des Arbeitskreis Soziales fiel in ihre Amtszeit. Unter vielen anderen Punkten nennt sie auch noch die Wiedereinführung der Busverbindung auf den Kaltenbronn.

Aber noch stehen einige Aufgaben auf der Agenda. So sollen die Räume der Touristinfo renoviert und im Rathaus bestehende Strukturen geändert werden. Während die Sanierung des Fußwegs an der Friedenstraße bereits läuft, sollen noch neue Bauplätze geschaffen werden. Und auch das Thema Arztsuche dürfte Nych bis zum Ende ihrer Amtszeit weiter beschäftigen.

Und wie geht es in Enzklösterle weiter? Die Wahlen werden wohl im März sein. "Im Moment laufen alle Überlegungen", sagt Nych. Bleibt es beim ehrenamtlichen oder soll es wieder einen hauptamtlichen Bürgermeister geben? Oder geht es gar in Richtung Eingemeindung nach Bad Wildbad? "Das ist nicht der Wunschtraum", stellt sie auf diese Frage schnell klar. Man arbeite zwar gut mit den Nachbargemeinden zusammen und wolle dennoch selbstständig bleiben. Auch Nych selbst habe, bereits als Gemeinderätin, "immer für die Selbstständigkeit Enzklösterles gekämpft und gearbeitet" und wünscht sich auch, dass die Gemeinde weiter selbstständig bleibe.

Aus diesen Entscheidungen, wie es weitergehen soll, will sie sich raushalten: "Das ist Sache des aktuellen Gemeinderates." Bange ist ihr aber nicht. Bei ihrer Wahl habe es insgesamt sechs Kandidaten gegeben und sie geht davon aus, dass sich auch im kommenden Jahr Kandidaten finden werden. "Es ist ja auch etwas sehr Schönes. Das Amt des Bürgermeisters hat schon was, bei aller Kritik, die dazu gehört. Aber man kann etwas bewegen", zieht sie ein positives Fazit. Zu dem gehöre auch die gute Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und der Verwaltung.

Apropos Gemeinderat. Für die Kommunalwahl im Mai will sie sich ebenfalls nicht zur Wahl stellen. Auch wenn sie früher Gemeinderätin gewesen sei, als Bürgermeisterin "war ich zu tief drin. Das tut nicht gut", ist sie sich sicher.

Dafür freut sich die Familie mit vier eigenen Kindern und einer Pflegetochter, dass Nych bald wieder mehr Zeit für die Familie haben wird. "Das war immer sehr zerrissen", bedauert sie. Auch an Feiertagen habe immer etwas stattgefunden, man sei immer zumindest stundenweise nicht dagewesen. Bis es aber soweit ist, stehen auf ihrer Agenda noch einige Punkte, die es abzuarbeiten gibt.