Bereits am Nachmittag bereiteten Helfer Zelte für die von der Räumung Betroffenen vor. Übernachtungsmöglichkeiten wurden dann aber in Altburg geschaffen. Foto: Steffi Stocker

Nach stundenlangem Einsatz beim Dehoga-Campus auf dem Wimberg gibt Calws Oberbürgermeister am späten Abend endlich Entwarnung. Die Gas-Tanks seien gesichert. Die Flüchtlinge der nahen Unterkunft mussten dennoch über Nacht ausquartiert werden.

Nervenaufreibende Stunden liegen hinter zahlreichen Einsatzkräften, die bereits am Freitag um die Mittagszeit zu einem Gas-Alarm auf dem Wimberg ausgerückt waren.

Eine Betonwand war dort im Zuge von Abbrucharbeiten beim Dehoga-Campus auf einen von zwei alten 120 000-Liter-Gas-Tank gekippt. Ein Gas-Stutzen riss ab – und aus dem riesigen Behälter, der eigentlich leer sein sollte, strömte überraschend Gas.

Mehrere Gebäude geräumt

Die Einsatzkräfte riegelten das Gelände weiträumig ab, räumten die Berufsschule, den Dehoga-Campus, das Gebäude von Forst BW und die Flüchtlingsunterkunft. Doch was genau gegen das Gas unternommen werden könnte, blieb bis zum Abend unklar.

Calws Stadtbrandmeister Marcus Frank kontaktierte unter anderem zwei Fachfirmen, die sich mit der Reinigung und dem Rückbau von Tanks beschäftigen. Beide lehnten ab – weil die Lage zu gefährlich sei.

Pfropfen entfernt, Gas ausströmen lassen

Gegen 23 Uhr gab Calws Oberbürgermeister Florian Kling schließlich Entwarnung: Die Feuerwehr habe sich mit dem Flüssiggas-Notdienst sowie weiteren Experten abgestimmt und einen Druckausgleich hergestellt.

Konkret: Die Einsatzkräfte entfernten den Pfropfen, der auf das Leck gesteckt wurde, und warteten ab, bis nichts mehr ausströmte. Als Messungen das bestätigten, sei das Ganze wieder verschlossen worden. Damit sei die Gefahr durch das austretende Gas gebannt.

Spezialfirma muss jetzt ran

„Jetzt muss eine Spezialfirma die Tanks ordnungsgemäß und sicher reinigen, damit keine Reststoffe mehr drin sind“, erklärte Kling. Das werde aber zu einem späteren Zeitpunkt geschehen. Erst danach könne dort weitergebaut – oder abgerissen – werden.

Beim Gas-Alarm, der im September die Menschen in der Innenstadt aufschreckte und bei dem ebenfalls ein Gas-Tank im Bereich der Bahnhofstraße eine Rolle spielte, habe die Feuerwehr das selbst übernehmen können, da der Behälter nur fünf Kubikmeter fasste. Die beiden Tanks auf dem Wimberg haben aber ein Volumen von 240 Kubikmetern.

Das Technische Hilfswerk (THW) habe die Gastanks noch mit Zäunen abgesichert, ergänzt Kling.

Betten für 80 Menschen hergerichtet

Da völlig unklar war, wie lange der Einsatz noch andauern würde, wurde für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft an der Berufsschule indes eine alternative Übernachtungsmöglichkeit geschaffen – für insgesamt 80 Menschen, darunter 23 Kinder.

Die Bewohner wurden über Nacht in der Schwarzwaldhalle untergebracht. Im evangelischen Gemeindehaus gab es noch ein Abendessen, bis das DRK die Halle mit Feldbetten vorbereitet hatte. Am Samstag, so berichtete der Oberbürgermeister, dürften sie nach dem Frühstück werden zurück in ihre Unterkunft.

„Tolle Leistung von Feuerwehr, DRK und THW“, freute sich Kling am Abend nach dem gemeisterten Einsatz. „Wieder mal haben alle Rädchen ineinander gegriffen und die Krise schnell gelöst.“ Stadtbrandmeister Marcus Frank bilanzierte in einer Pressemitteilung: "Die Kompetenz unserer Freiwilligen Feuerwehr ist so hoch, dass sie einem solchen, sehr herausfordernden Einsatz begegnen können." Und weiter: „Wie ungewöhnlich dieser Einsatz war zeigt auch, dass Fachfirmen sich nicht in der Lage sahen, vor Ort zu helfen.“

Aufwand war gerechtfertigt

„Die Zusammenarbeit der beteiligten Blaulichtorganisationen hat sehr gut funktioniert, auch die Unterbringung der Flüchtlinge geschah in enger Abstimmung“, zieht Kreisbrandmeister Dirk Patzelt sein Fazit zu einem Einsatz, in dem nie eine konkrete Gefahr bestand, wie man im Nachgang feststellte. Demnach seien Unterlagen aus dem 1994 aufgetaucht, die bescheinigen, dass die Tanks so genanntes Inertgas enthalten, das keine Wirkung hat und unter Überdruck stehen. Allerdings war dies der Feuerwehr nicht bekannt. „Vor diesem Hintergrund war der Aufwand gerechtfertigt“, so Patzelt.