Alfred T. Ritter Foto: dpa

Alfred T. Ritter, der Chef von Ritter-Sport, über umweltfreundliche Schokoproduktion.


Herr Ritter, die Industrie macht derzeit massiv Front gegen zu hohe Strompreise infolge der Energiewende. Wie sehen Sie das?
Das Klagen ist völlig übertrieben, zumal die Industrie ja gerade eben auf Kosten der Normalverbraucher bei den Strompreisen entlastet wurde. Es gibt so wenige Industriebetriebe, bei denen die Stromkosten mehr als drei bis fünf Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Auch eine 20-prozentige Erhöhung der Strompreise würde bei den meisten völlig im Grundrauschen untergehen. Meist sind ganz andere Kostenblöcke entscheidend.

Welche denn?
Na zum Beispiel die Rohstoff- und Materialkosten. Bei uns schwanken die Preise für Zucker, Kakao oder Nüsse extrem. Andere Betriebe, die auch Grundstoffe verarbeiten, etwa im Metall- oder Chemiesektor, haben genau das gleiche Problem, nur eben mit ihren Rohstoffen. Da reden wir über ganz andere Kosten-Dimensionen als bei den Strompreisen.

Wie ist die Lage in Ihrer Firma Ritter?
Eine Schokoladenfabrik ist eine Energievernichtungsmaschine. Wir machen pro Jahr Zehntausende Tonnen Schokolade. Die müssen mehrmals erwärmt und wieder heruntergekühlt werden. Wir brauchen riesige Elektromotoren zum Rühren und Walzen der Schokomasse. Die ganze Fabrik muss klimatisiert werden. Das alles verbraucht sehr viel Strom. Wir sind ein energieintensives Unternehmen im klassischen Sinne.

Trotzdem lässt Sie das Thema Energiepreise einigermaßen kalt?
In Deutschland trifft die Thematik erst einmal alle, insofern gibt es keinen Wettbewerbsnachteil. Wenn man auf den internationalen Märkten aktiv ist, sieht das natürlich anders aus. Da kommt es darauf an, dass man die Weichen richtig stellt. Wir haben das früh getan, weil wir erkannt haben, dass die wahre Kostenexplosion vom immer teurer werdenden Öl und Gas ausgeht. In unserer Branche sind wir heute wahrscheinlich eines der energieeffizientesten Unternehmen, die es gibt.

Was macht Ritter denn so effizient?
Wir haben bereits vor über einem Jahrzehnt ein Blockheizkraftwerk gebaut. Wir produzieren also unseren eigenen Strom und verwerten zusätzlich die Abwärme. Den restlichen Strom beziehen wir vom Öko-Anbieter EWS in Schönau. Preismäßig ist das bisher sehr in Ordnung. Zusätzlich haben wir an unglaublich vielen kleinen Schräubchen gedreht. Wir haben in der ganzen Firma ein intelligentes Netz. Alle Verbraucher werden zum Beispiel automatisch abgeschaltet, wenn sie nicht benötigt werden. Maschinen laufen nur dann, wenn Strom billig ist. Die riesigen Schokoladenkühlschränke haben wir zusätzlich isoliert, die Klimatisierung ist hochmodern. Das sind alles keine großen Sachen, aber in der Summe machen sie richtig was aus.

Lohnen sich die Ausgaben auch irgendwann? Immerhin müssen Sie Gewinne machen.
Je höher die Energiepreise steigen, desto mehr lohnt sich alles. Die Kosten für unser eigenes Blockheizkraftwerk sind zum Beispiel längst wieder drin. Einige, die uns damals belächelt haben, machen jetzt lange Gesichter.