Wie werden die Doppelstädter künftig heizen müssen? Das soll der kommunale Wärmeplan regeln. (Symbolbild) Foto: © Andrey Popov – stock.adobe.com

Der kommunale Wärmeplan für VS bietet nicht nur Zündstoff, sondern auch viel Unsicherheit – nicht nur für Bürger, sondern auch für Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeiter.

Der FDP-Stadtrat Frank Bonath hatte vor einem Schnellschuss gewarnt und einen entsprechend veränderten Beschluss vorgeschlagen.

Oberbürgermeister Jürgen Roth gab zu, nach der Vorberatung im Technischen Ausschuss habe man meinen können, „wir haben einen guten Entwurf, lasst uns den auf den Weg bringen“ – aber Bonath habe zu Recht „auf ein gewisses Dilemma“ hingewiesen. Das Dilemma sind noch laufende Beratungen auf Bundesebene, Gesetze in der Pipeline und auch ein noch unklares Vorgehen des Landes Baden-Württemberg zum möglichen Ausscheren, der vor allem das Gasnetz beträfe.

Da war guter Rat teuer, auch wenn die Klimafreundlichkeit in VS schon seit Jahren, und durch viele verschiedene Entscheidungen manifestiert, beschlossene Sache ist.

Der OB also rief zum Kompromiss auf, wonach die Wärmeplanung tatsächlich noch nicht beschlossen, sondern nur als Entwurf zur Kenntnis genommen werden sollte. Im November solle erneut beraten werden.

Gülpen: „Noch alles im Fluss“

Auch Stadtwerke-Chef Gregor Gülpen gab zu, es sei, „noch alles im Fluss“. Dennoch könne er zumindest schon jetzt eine Tendenz erkennen und die lautet: Aktuell müsse man für ein Haus mit alter Gasheizung und 18 000 Kilowattstunden Stromverbrauch etwa 2500 Euro jährlich an Heizkosten bezahlen – „in der neuen Welt“ werde das, so oder so, teurer. Gaspreis und neue Heizung schlagen nach Berechnungsbeispielen der SVS, die lediglich exemplarischer Natur waren, künftig mit 4000 Euro zu Buche, die Teilnahme am Wärmenetz je nach Kosten des Einsatzstoffs (beispielsweise 25 oder 30 Cent je Kilowattstunde) mit 4000 bis 4750 Euro und die Wärmepumpe ohne Renovierung mit 4100 Euro, mit Renovierung mit 4340 Euro. „In der neuen Welt bewegen sie sich immer ungefähr bei 4000 Euro“, prognostizierte der SVS-Chef, aber: „Jeder Fall muss einzeln, für sich betrachtet werden“ und: „Es kann sich alles ändern“, beispielsweise wenn in Berlin neue Fördertöpfe aufgemacht würden.

Der veränderte Beschlussvorschlag der Verwaltung sah auch vor, dass das Gremium die Verwaltung mit der Prüfung der Wärmeversorgung mit verschiedensten Energieträgern als Option beauftragen sollte. Das aber ging Bonath nicht weit genug: Er forderte am Ende erfolgreich, das Thema „Wasserstoff“ oder zumindest „klimaneutrale Gase und anderes“ müsse drin stehen, auch im Sinne der Industrie, für die genau das so wichtig sei, „sonst haben wir gar nicht mehr die Möglichkeit, das in VS zu machen“. Und er stellte klar: „Wasserstoff können wir nur bekommen, wenn wir ein Gasnetz haben.“

„Ich kann auch nicht in der Glaskugel lesen“

Stand kurz der Vorwurf im Raum, das Oberzentrum sei nicht technologieoffen, betonten die Redner der Verwaltung unisono, dass die Technologieoffenheit vielleicht nicht explizit als solche erwähnt worden sei, man aber immer entsprechend gedacht habe.

Und dass Bonath mit seinem spät geäußerten Einwand – fand doch die vorbereitende Beschlussfassung im Technischen Ausschuss längst statt (Grünen-Stadtrat Joachim von Mirbach: „Aber die FDP glänzte mit Abwesenheit!“) – nicht ganz falsch lag, zeigte auch die Einlassung von Petra Neubauer, die die Stabsstelle Klimamanagement bei der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen verantwortet: „Ich kann auch nicht in der Glaskugel lesen, aber wir haben einen Auftrag zu erfüllen“, sagte. Und dieser Auftrag sei es nun mal, einen kommunalen Wärmeplan fertigzustellen. Der Zeitplan sei eng, die Bürgerbeteiligung solle deshalb schon jetzt, am Donnerstag, gestartet werden. Ein Vorhaben, dem auch die mehrheitliche Zustimmung am Ende nicht entgegen stand.