Aktenzeichen 2 Ds 26 Js 4045/19. Foto: dpa

Schmodo-Prozess vor Amtsgericht. Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung. Prügelei um Putin-Masken.

Horb/Empfingen - US-Präsident Donald Trump polarisiert. Provoziert. Und manche finden ihn einfach lustig. Andere befürchten, dass Trump zum großen Knall führen könnte. Das ist in Empfingen passiert – beim Schmotzigen Donnerstag.

Der Schmodo 2019. Sechs Männer mit ihren Frauen ziehen gegen 21 Uhr los – rein in den Fasnets-Wahnsinn. Die sechs Männer – alle mit Trump-Masken und dem klassischen Zweireiher des US-Präsidenten. Sorgt für Lacher, Aufsehen. Bis sie vor der Hexenbar auf zwei Putin-Fans treffen: Die Deutsch-Russen Erwin und Jonas L. (Name geändert). Einer ruft: "Masken ab, sonst gibt es Schläge!" Die Antwort: "Ich find ihn auch einen Idioten. Aber ich muss erst mal mit Putin telefonieren."

Doch statt Lacher von den Deutschrussen flogen gleich die Fäuste.

Aktenzeichen 2 Ds 26 Js 4045/19. Kleinlaut sitzen Erwin (41) und Jonas (38) ohne Anwalt auf der Anklagebank. Die Anklage: gefährliche Körperverletzung. Die Prügelei um die Putin-Masken.

Albrecht Trick, Direktor des Amtsgerichts Horb, hat es leicht bei dem Versuch, Licht in das Dunkel um die Prügelei wegen der Trump-Masken zu bringen.

Jonas schildert seine Sicht der Dinge: "Ich habe meinem Vater auf dem Sterbebett im vergangenen Jahr versprochen, mich wieder mit meinem Bruder zu versöhnen. Deshalb waren wir auch bei der Fasnet in Empfingen. Als ich gesehen habe, dass er geschlägert hat, wollte ich ihm helfen."

Ganz so war es dann doch nicht. Der letzte Trump der Sechser-Gruppe – ein 42-jähriger Angestellter – erzählt folgendes: "Wir haben uns getroffen, haben ein bis zwei Bier getrunken. Aus dem Nichts kamen dann die beiden Herren – zeigt auf die Angeklagten – und schlugen auf uns ein."

Einer von den vorderen Donalds: "Von unten aus der Hexenbar kamen drei Typen. Die haben uns angepöbelt: "Masken ab, sonst gibt es Schläge!"

Der nächste Trump-Maskierte – ein verheirateter Industriemechaniker: "Die beiden standen vor uns. Einer sagte: "Maske runter, Trump wollen wir hier nicht. Dann ging es gleich los mit dem Geschucke und Handgreiflichkeiten!" Erwin zog ihn an seiner Präsidenten-Krawatte, schleuderte ihn so hin und her.

Der vorderste Donald – ein 30-jähriger Krankenpfleger: "Einer stand vor mir, da hatte ich schon die Faust im Gesicht. Ich sagte: Was soll das? Er schrie: Setz die Maske ab, setz die Maske ab. Ich sagte: Wieso? Wir wollen den Trump doch auch beschämen. Da hatte ich schon die zweite Faust im Gesicht."

Verprügeltes Trump-Double 

Das verprügelte Trump-Double: "Er gab mir noch mal eine. Dann spürte ich einen starken Schmerz im Rücken, fiel hin und zog den Angreifer mit. Ein Fuß traf mich am Hals. Ich habe gesehen, wie meine Jungs seinen Bruder weggezogen haben." Ich sagte zu dem unter mir: "Hör auf, ich habe keine Lust, mich zu schlagen." Der sagte: "Wir hassen Trump." Ich antwortete: Wir auch."

Beide standen auf. Das Opfer: "Ich schaute nach hinten. Da stand der Angreifer wieder und schlug mir die Faust ins Gesicht."

Das Opfer der deutschrussischen Trump-Hasser ging nach dem Schmodo ins Krankenhaus, erstattete Strafanzeige, hatte anderthalb Wochen Schmerzen.

Klar, dass der Richter wissen will, was die Beteiligten so intus hatten. Erwin – nach eigenen Angaben zwischen zehn und 15 Wodka Lemon. Jonas – Cola-Weizen – "mehr als zehn Flaschen bestimmt".

Der Staatsanwalt plädiert dann auf jeweils zehn Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für beide.

Erwin letztes Wort: "Wenn ich nicht betrunken gewesen wäre, wäre mein Bruder nicht in diese Lage gekommen."

Jonas: "Ich bin zwar nicht zu hundert Prozent einverstanden, was die Zeugen gesagt haben. Aber ich sehe meine Schuld ein!"

Richter Trick zieht sich kurz zurück, spricht dann das Urteil: Jeweils Geldstrafen mit Tagessätzen à 10 Euro.

30 Tagessätze für Erwin, 50 für Jonas. Trick: "Es war ein sehr dynamisches Geschehen. Ein gemeinsamer Tatentschluss beider Angeklagten ist so nicht herauszulesen." Er halte sich deshalb an die Tatsachen aus den Aussagen, die er "im Kasten" hat.

Erwin hat sein Opfer an der Krawatte "im Viereck" rumgezogen". Jonas seinem Kontrahenten in der Trump-Maske vier bis fünf Faustschläge ins Gesicht verpasst.

Zwar sind beide einschlägig vorbestraft, die letzten Urteile bei Körperverletzungsdelikten bei Erwin sind aber von 2007, bei Jonas von 2013.

Erwin ist seit Anfang des Monats in einer "Lebensschule" in Hessen, die ihn von der Sucht befreien soll. Bisher macht er sich dort gut, so bescheinigt die Einrichtung schriftlich.

Richter Trick: "Bei beiden ist seit Jahren Ruhe. Sie machen heute einen guten Eindruck."

Weil beide derzeit arbeitslos beziehungsweise kurz vor dem Abschluss der Umschulung sind, sei diese Geldstrafe angemessen. Trick erwähnt noch, dass die Tagessätze auch durch gemeinnützige Arbeit (vier Stunden pro Tagessatz) erledigt werden könnten.

Um noch mal zum US-Präsidenten Donald Trump zu kommen, der das ganze in Empfingen irgendwie ausgelöst hat: Der wäre bestimmt härter als der Richter gewesen, wenn man seinen Tweets und Verlautbarungen glaubt...

Kein Wunder, das Erwin und Jonas vor dem Amtsgericht sagen: "Wir akzeptieren das Urteil. Wir werden keine Revision einlegen."