Die Dokumentation "Das Dorf der Stille" zeigt authentisch das Leben in einem Taubblindendorf nahe Hannover. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Der Filmemacher berichtet über die Kommunikation mit taubblinden Menschen

Der Dokumentarfilmer Bernd Umbreit kommt nach Empfingen. Er stellt bei einem ökumenischen Kreuzwegeabend seinen Film "Das Dorf der Stille" (2015) vor. Im Interview mit unserer Zeitung erzählt er von den aufwendigen Dreharbeiten in einem Taubblindendorf bei Hannover, in dem er mit seiner Frau Heidi ein ganzes Jahr verbracht hat.

Sie zeigen an dem Kreuzwegabend den Film "Das Dorf der Stille". Warum denken Sie, dass gerade dieser Film in die Passionszeit passt?

Menschen, die taubblind geboren sind, unsere Welt nie gesehen, nie gehört haben, haben ein besonderes Kreuz zu tragen. Und sie können das nicht alleine. Sie brauchen Menschen, die ihnen dabei helfen.

Ein Jahr lang haben Sie in dem Taubblindendorf Menschen kennengelernt. Was war das für Sie für ein Gefühl, von Menschen umgeben zu sein, mit denen Sie gar nicht so kommunizieren können wie gewohnt?

Es war eine total neue Erfahrung. Und auch die Erfahrung, dass vieles möglich ist, was man gar nicht für möglich hält, auch an Kommunikation. Um miteinander in Kontakt zu kommen, ist es unerlässlich, sich berühren, betasten, befühlen zu lassen. Da mussten wir uns schon erst mal daran gewöhnen – irgendwann war es dann normal.

Worin bestand die größte Herausforderung, ihr Erlebtes in einen Film zu packen?

Die größte Herausforderung waren natürlich die Dreharbeiten, weil keine Regieanweisungen möglich waren. Von daher sind die Aufnahmen natürlich auch absolut authentisch. Die taubblinden Bewohner haben sich nicht von ihrer "besten Seite gezeigt", sie  sind einfach wie sie sind. Taubblinde Menschen verharren oft sehr lange in der gleichen Position und sind dann in ihrer eigenen Welt. Da brauchte es sehr viel Geduld für jede einzelne Szene. Wenn eine Szene dann nicht so optimal geklappt hat, war es natürlich auch nicht möglich, sie zu wiederholen.

Ein Jahr hört sich nach einer langen Zeit an.

Es war einfach vieles nicht planbar und es war uns, also meiner Frau und mir, einfach auch wichtig, Beziehungen aufzubauen und die Bewohner und auch Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum mit der Kamera zu begleiten. Wir haben dabei natürlich auch die Erfahrung gemacht, dass das Leben dort im Taubblindendorf tatsächlich so ist, wie es im Film gezeigt wird. Noch ein Grund, warum wir so viel Zeit im Taubblindendorf verbracht haben: Es war für uns so unglaublich und faszinierend, mit wie viel Liebe und Aufmerksamkeit die Mitarbeiter den taubblinden Menschen begegnen. Im "Dorf der Stille" weht ein ganz besonderer Geist. Auch deshalb denke ich, dass dieser Film in die Passionszeit passt.

Pfarrer Christoph Gruber hat uns erzählt, dass Sie meist noch viel mehr erzählen können, als im Film vorkommt. Können Sie uns schon einen Vorgeschmack darauf geben, was die Besucher an dem Kreuzwegabend von Ihrer Seite aus erwartet?

Natürlich gibt es viele kleine Erlebnisse zwischen den Dreharbeiten, die sich wunderbar erzählen lassen. Vieles zum Schmunzeln und vieles zum Staunen. Dann natürlich die Reaktionen auf den Film, und nicht zuletzt werde ich erzählen, wie es zu diesem Film kam. Für mich und meine Frau kann ich nur sagen – dieser Film und die Begegnung mit den Mitarbeitern und Bewohnern im Taubblindendorf war ein Highlight in unserem Filmschaffen. Ich denke, dass die Besucher des Kreuzwegabends einige Gedanken und Bilder in die Ostertage mitnehmen werden, die sie nicht mehr so schnell loslassen.

  Die Fragen stellte Daniel Begemann.

Die Filmemacher Heidi und Bernd Umbreit sind beim ökumenischen Kreuzwegeabend am Freitag, 7. April, im evangelischen Gemeindehaus zu Gast. Sie zeigen ihre 60-minütige Dokumentation "Das Dorf der Stille" und erzählen auch Hintergründe zu dem Film. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.