"Dodokay" auf der Bühne: Besucher beim Antenne 1-Festival können sich auf schwäbische Stand-Up-Comedy freuen. Foto: Pietschmann Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Komiker Dodokay tritt am 21. September in Empfingen beim Antenne 1-Festival auf

Empfingen. Dominik Kuhn, alias Dodokay, wird am 21. September beim Antenne 1-Festival in Empfingen auftreten. Warum unter den gefühlten 1000 Jobs, die Kuhn schon gemacht hat, "Dodokay" so durch die Decke ging, und wie sexy er schwäbisch in Wirklichkeit findet, verrät er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Hallo Herr Kuhn, viele kennen Sie als Komiker "Dodokay". Sie sind aber auch Regisseur, Event-Planer, Übersetzer, Buchautor, Sprachkünstler und Musiker. War das Ihr Plan?

Das einzige, was nie ein echter Plan war, war Komiker zu werden. Das kam zufällig, als ich 2006 meine erste schwäbische Synchronisation auf YouTube hochgeladen habe. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass von all dem Kram, den ich mache, das der Hit wird, dann hätte ich ihn ausgelacht.

Haben Sie Ihren Weg jemals bereut?

Ich habe in der Tat keinen Teil meiner Berufswahl jemals bereut. Ich war schon immer in der Entertainment-Branche – egal ob vor oder hinter der Bühne – und das wird wohl immer so bleiben.

Welchen Job machen Sie am liebsten?

Ich bin mit Leib und Seele Filmer. Die Leute wundern sich ja, warum ich nicht noch mehr Comedy im Internet und auf der Bühne mache – aber das liegt daran, dass ich nach wie vor mit Filmprojekten beschäftigt bin. Ich habe ewig Werbefilm gedreht und die letzten Jahre geht es in Richtung Spielfilm. Ich finde meine Comedy-Karriere absolut toll und sie macht mir unendlich viel Spaß, aber müsste ich wählen, dann würde ich mich für den Film entscheiden.

Klappt das mit der Work-Life-Balance?

Ja, weil ich komplett abschalten kann. Von mir denken alle, ich wäre ein ›Workaholic‹, das ist aber falsch. Ich arbeite nur lauter Sachen, die ich sowieso machen würde, wenn ich reich wäre. Und wenn ich mit Freunden unterwegs bin, lese, einen Film schaue oder sonst etwas, dann tue ich auch nur das – und glotze nicht nebenher ins Handy. Und zwar null.

Warum sind Sie so erfolgreich?

Oh je. Das ist sicher nicht in einem Satz zu erklären. Ich habe mich das auch selbst gefragt, dabei herausgekommen ist ein neuer Vortrag, den ich an Unis und passenden Veranstaltungen halte. Der heißt "Overnight succes takes 20 years" ("Ein Überraschungserfolg dauert 20 Jahre"). Und der Titel sagt es auch: Es dauert ewig. Und ich habe halt auf dem Weg dahin immer konsequent gearbeitet, habe in jedem Bereich versucht, die beste Qualität abzuliefern, war immer zuverlässig und dabei hoffentlich kein Arschloch. Ein großes Problem heutzutage ist die Vorstellung, man würde super erfolgreich werden, wenn man jeden Tag drei Fotos auf Instagram hochlädt. Aber so einfach ist es nicht.

Haben Sie langsam die Nase voll vom Showbusiness?

Null Komma null null null.

Gibt es "den Schwaben" eigentlich?

Nein, weil die Mentalitäten aus vielen Gründen schon innerhalb des Gebiets ›Schwaben‹ sehr unterschiedlich sind. Das sieht man ja schon am Dialekt: Es gibt, glaube ich, über 80 Mundarten, die dem Schwäbischen zurechenbar sind. Meine Figuren sind ein Derivat aus vielen unterschiedlichen Schwaben-Mentalitäten, natürlich mit einer Betonung auf meinen heimatlichen Mitmenschen, weil ich die am besten kenne. Und paar dämliche Klischees gehören natürlich in die Comedy dazu. Lustig ist wahrscheinlich, dass mich Kehrwoche, Maultaschen und ›Häuslebauereien‹ als Thema ja zu Tode langweilen und meine Comedy eher ein Ventil ist, um drüber lästern zu können.

Was war Ihr krassestes Erlebnis, was dann zu einem Sketch  geworden ist?

Meine Nachbarin hat mich mal auf der Straße erst beim zweiten Hinschauen erkannt und sagte: ›Ah, hau Sie arsch gar edd kennt.‹ Genau. Es hat sicher 20 Sekunden gedauert, bis ich kapiert habe, dass ›arsch‹ die sehr verschliffene ultra-schwäbische Version von ›zuerst‹ ist. Der Spruch ist die Pointe in meiner Antenne 1-Comedy ›Der SV49‹ und das meistverkaufte T-Shirt in meinem Shop.

Was sagen Sie zu Leuten, die Sie nicht witzig finden?

Gar nichts, weil ich das völlig okay finde. Niemand muss irgendetwas oder irgendjemanden witzig finden. Mir macht das nichts aus, weil Humor Geschmackssache ist. Wenn Leute mir das allerdings ungefragt sagen, dann finde ich das schon lustig – weil sie gar nicht schnallen, wie sinnlos das ist.

Ist schwäbisch sexy?

Jetzt verliere ich wahrscheinlich elf Millionen Fans, aber ich finde es in der Tat nur mittelsexy. Schwäbisch ist nicht geeignet, um ›Ich liebe dich‹ oder andere Dinge mit Weltbedeutung zu sagen. Darum geht es auch in meiner Show. Es finden ja auch ganz viele Leute schrecklich, dass ich im richtigen Leben sehr viel hochdeutsch rede – nicht, weil ich mich meines Dialekts schäme, sondern weil ich es sinnlos finde, einen Kölner Kollegen ›zuzuschwäbeln‹ und der mich ›arsch‹ gar nicht versteht. Aber daheim ›schwädds‹ ich natürlich schwäbisch.

Haben Sie eine Frau und Kinder?

Beides nicht, weil meine Partnerinnen und ich meistens verrückt miteinander werden. Ich hatte schon ganz tolle Beziehungen in meinem Leben, finde das Single-Dasein aber auch prima. Insofern ist das jetzt nicht als schlimm anzusehen.

Wie kam der Auftritt beim Antenne 1-Festival in Empfingen zustande?

Ich bin der Haus- und Hof-Comedian von Antenne 1. Die Antennler präsentieren meine Tour, meine Comedy ›Der SV49‹ läuft wöchentlich und seit ewigen Zeiten der ›Schwäbman‹, in dem ich drei Rollen spreche. Da war es ja klar, dass ich in Empfingen auch auf die Bühne komme.

Auf was können sich die Besucher bei Ihrem Auftritt freuen?

Schwäbische Stand-Up-Comedy und natürlich synchronisierte Filmchen auf der Leinwand, wobei ich immer auch exklusive Sachen zeige, die nicht auf YouTube stehen. Ich habe ja leider ›nur‹ eine halbe Stunde Zeit, aber am 21. März 2020 komme ich mit der kompletten Show erneut nach Empfingen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Ich drehe gerade einen ziemlich komplizierten Kurzfilm. Der ist nicht schwäbisch und nicht lustig. Aber keine Sorge: Ich schreibe gerade am Drehbuch zu einem Kinofilm, und der wird tatsächlich eine schwäbische Comedy. Natürlich geht es immer weiter mit dem Dodokay. Ich habe schon neue Synchronisationen auf der Festplatte und bin auf jeden Fall bis Ende 2020 auf Tour.   Die Fragen stellte Lisa Herfurth