Diese Buchsbäume auf dem Friedhof sind den Raupen bereits zum Opfer gefallen. Foto: Gerhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Pflanzen: Buchsbaumzünsler befällt Buchsbäume in Empfingen / Uneinigkeit über bestes Gegenmittel

Die Buchsbaumzünsler-Plage ist in Empfingen angekommen. In Horb hat man bereits seit Anfang des Sommers mit dem Schädling zu kämpfen (wir berichteten), in Empfingen fingen die Probleme erst vor etwa drei Wochen an. Ob die Gegenmaßnahmen der Gemeinde wirken, muss sich noch zeigen.

Empfingen. "Betroffen sind Grünanlagen in ganz Empfingen", sagt Ortsbaumeister Jochen Seibold. "Wir haben Schäden an Buchsbäumen auf dem Friedhof, am Rathaus und an der Tälesee-Halle. Außerdem rufen immer mehr Privatleute bei uns an, deren Gärten befallen sind."

Auch Alexander Gerhardt, Inhaber des Blumengeschäfts Gerhardt Blumen verzeichnet Verluste. In seiner Baumschule züchtet er Buchsbäume, deren Zweige er für Blumensträuße verwendet. Die befallenen Pflanzen musste er auf 15 bis 20 Zentimeter zurückstutzen – bis sie wieder nachgewachsen sind, werden sie für die nächsten Jahre als Schnittgrün ausfallen. 1500 bis 2000 Euro Schaden seien ihm dadurch entstanden.

Die betroffenen Büsche bis auf den Stumpf zurückzuschneiden ist für die Gemeinde meist keine Option. Einen kleinen Baum habe man am Rathaus vollständig entfernt, berichtet Seibold, aber am Tälesee und auf dem Friedhof seien die Bäume fast mannshoch. Gift kommt für ihn zunächst genauso wenig in Frage: "Wir verstehen uns als Kommune als Vorreiter darin, nicht gleich Gift zu spritzen. Abgesehen davon, dass es schädlich für Pflanzen und andere Insekten ist, müssten wir großräumig um die Pflanzen herum absperren, damit Spaziergänger oder Hunde das Gift nicht einatmen."

Stattdessen haben Mitarbeiter des Baubetriebsamts vergangene Woche am Tälesee Buchsbäume mit einem Dampfstrahler von den Raupen befreit. Am Friedhof wiederum konnten Passanten jüngst beobachten, wie die Pflanzen mit Algenkalk bestäubt wurden. Dieser wird aus Ablagerungen von Rotalgen gewonnen, schädigt keine Pflanzen oder Insekten, soll aber – so die Theorie – den Schädlingen den Appetit am Buchsbaum verderben. Mit den ersten Ergebnissen zeigt Seibold sich zufrieden: Nach Auftragen des Algenkalks sei die Ausbreitung des Schädlings an den befallenen Pflanzen stagniert.

Gerhardt hingegen ist skeptisch. Die Erfahrungen von Blumenhändlern, die schon länger mit dem Buchsbaumzünsler zu tun hätten, würden zeigen, dass der Algenkalk nichts bringe. Seine Kollegen und er setzten deswegen auf ein biologisches Insektizid, bei dem ein Bakterium die Raupen befällt und abtötet. Gerhardt betont, dass es für den ökologischen Landbau zugelassen und nicht bienenschädlich sei: "Ich würde nie ein Mittel spritzen, das alle Insekten kaputt macht. In dem Fall wäre der Buchsbaum dann doch zweitrangig für mich".

Die Gemeinde bleibt trotzdem erst einmal beim Algenkalk als Erstmaßnahme. Zu sehr gingen die Meinungen anderer Betroffenen – auch anderer Kommunen – darin auseinander, was das beste Mittel gegen die Raupe sei. Zunächst müsse man den Schaden minimieren, die Bäume beobachten und dann weitersehen, erklärt Seibold. Vor dem Winter und im Frühling werde man noch einmal Algenkalk verstreuen und hoffen, dass die Bäume wiederkommen.

Der Buchsbaumzünsler ist ein Falter aus Ostasien, der seine Eier in Buchsbäumen ablegt und dessen Raupen die Bäume vollständig zerstören können. Meist beginnt der Befall an den unteren und inneren Ästen und wird daher erst spät bemerkt. Betroffene Pflanzen sind beige-gelblich und von der Raupe eingesponnen. Die Raupen sind etwa fünf Zentimeter lang und grün mit schwarzen Punkten. Der Befall muss nicht unbedingt zum Tod des Buchsbaumes führen. Wird der Schädling bekämpft, erholt sich die Pflanze oft wieder.