Einmal ein paar Zigtausend in der Hand halten: Leas Taschengeld in der Währung Won ist bereits angekommen. Foto: Schwarzwälder Bote

Reise: 17-jährige Empfingerin will für ein Jahr bei Gastfamilie in der Metropole Daegu leben

Lea Zimmermann bereitet sich auf einen einjährigen Aufenthalt in Südkorea vor – 17 Flugstunden von Deutschland entfernt. Ihren Reiseplan verfolgt sie seit eineinhalb Jahren. Angefangen hat alles mit koreanischer Popmusik.

Empfingen. Die Vorbereitungen der Südkorea-Reise sind so gut wie abgeschlossen: Der Geldkurier hat vor wenigen Tagen Scheine der koreanischen Währung Won vorbeigebracht, das Visum ist angekommen und Lea Zimmermann paukt noch mal Koreanisch. Die 17-jährige Empfingerin wird ein Jahr lang in Südkorea leben und zur Schule gehen. Los geht’s am Sonntag in einer Woche.

Viele Jugendliche steuern Amerika, Neuseeland, Australien als Ziele an – aber Südkorea? "2016 habe ich angefangen koreanische Musik zu hören", erzählt Lea Zimmermann. In sozialen Netzwerken war sie auf eine Band gestoßen, die 2015 in einer koreanischen Castingshow zusammengestellt und seitdem mit sogenanntem K-Pop, koreanischem Pop, berühmt wurde. "Die Sprache hört sich mega-schön an", sagt Lea Zimmermann. Im vergangenen Jahr war sie sogar für das einzige Deutschland-Konzert der Koreaner mit ihrer Mutter in Berlin.

Die Kombination aus den hübschen jungen Männern, dieser interessanten Sprache und ihrem Fernweh ließen den Plan reifen, dass sie ihren Auslandsaufenthalt in Südkorea verbringt. Was sie sich inzwischen über die Kultur angelesen hat, fasziniert sie: Es herrsche großer Respekt vor älteren Menschen, und in den Schulen gehe es viel disziplinierter zu als in Deutschland, berichtet sie.

Seit mehreren Wochen schreibt Lea über eine Messenger-App mit der vierköpfigen Gastfamilie, die ihr eine Organisation vermittelt hat. Ihre Gastgeschwister sind 18 und 22 Jahre alt. An diesem Wochenende wollen sie erstmals miteinander telefonieren. Lea ist aufgeregt.

Sie hat sich über Apps und Videos im Internet koreanische Schriftzeichen beigebracht. "Lesen kann ich schon", sagt sie. Aber ob sie sich mit der Gastmutter beim Telefonieren verständigen kann, weiß sie noch nicht.

Lea wird ein Jahr lang in Daegu im Süden des Landes leben. Die Stadt hat 2,5 Millionen Einwohner. "Und das von Empfingen weg, das ist schon extrem!", sagt Daniela Zimmermann, Mama von Lea. Zu ihrer Schule soll sie aber auch in dieser Metropole, der viertgrößten Stadt Südkoreas, zu Fuß gehen können. Sie besuche dort den normalen Unterricht, bekomme aber auch extra Unterricht von einem privaten Sprachlehrer.

L ea selbst wirkt mutig. Obwohl ihre weiteste Reise mit den Eltern bisher nach Gran Canaria führte und sie noch nie länger als eine gute Woche alleine unterwegs war, freut sie sich auf die Reise. Ihre Familie, ihre Hasen und ihren Hund werde sie vermissen. Um kein Heimweh zu schüren, ist von der Reiseorganisation vorgegeben, dass die eigenen Eltern erst gegen Ende des Jahres zum Abholen in Südkorea auftauchen sollten.

Die Berichte, die rund um die Olympischen Winterspiele in Südkorea im Fernsehen kommen, tragen dazu bei, dass sich Sorgen bei Eltern und Großeltern legen. "Mein Mann sagt: Das ist ihr großer Traum, dann soll sie auch gehen", berichtet Daniela Zimmermann.

Die weltpolitische Lage, in der es immer wieder zu Zwist zwischen Nordkorea und den USA kommt, sieht Lea Zimmermann nüchtern: "Wenn eine Atombombe hochgeht, sind wir hier genau so dran wie dort."

Wenn sie ihren Koffer packt, wird sie auch Gastgeschenke einpacken – die Gastfamilie hat sich Pyjamas im selben Look für alle gewünscht – auch für Lea. Optisch werden sie dann vom ersten Morgen an eine Familie sein.