Trafen sich zur Segnung des Feldkreuzes (von rechts): Bürgermeister Albert Schindler, Dekan Alexander Halter und der evangelische Pfarrer z.A. Christoph Gruber. Fotos: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Dekan Alexander Halter und Pfarrer Christoph Gruber segnen restauriertes Feldkreuz / Neuer Standort

Empfingen (jb). Wenn man am Ortsausgang von Empfingen Richtung Dettensee den Weg neben der Dettenseer Straße einschlägt, kommt man an einem restaurierten Kreuz vorbei. Es wurde am 17. Juli 2013 dort aufgestellt. Am Montag wurde das "abgehauene" Kreuz feierlich gesegnet.

Vorab nahmen sich Günther Reich, Dieter Reich, Roland Walter mit Ehefrau Anne und Fridolin Briegel die Zeit, um am ehemaligen Standort des Kreuzes eine Erinnerungsstelle aus Eichenholz zu setzen mit der Aufschrift auf der Tafel: "Beim abgehauenen Kreuz Anno 2013 Empfinger Bürger errichteten 1662 ein Spanisches Kreuz zur Andacht und Segen der Früchte der Felder. Adam Heinrich von Schleitheim von Dettensee begang die frevelhafte Untat und ließ es niederhauen."

Anschließend ging es zum neuen Standort, sollte doch das neue Kreuz den kirchlichen Segen von beiden Pfarrern, Dekan Alexander Halter und Pfarrer z.A. Christoph Gruber, erhalten. Einige Empfinger Bürger waren gerne gekommen, um dieser doch besinnlichen Stunde beizuwohnen.

Bürgermeister Albert Schindler begrüßte. Ziel der Gemeinde Empfingen sei es, die Feldkreuze zu erhalten. Auf der Gemarkung Empfingen gibt es 34 Feldkreuze. Er dankte allen, die an der Sanierung und Restaurierung dieses Feldkreuzes mitgewirkt haben. Dekan Alexander Halter sprach seine Freude darüber aus, dass auch die Kirchen zu dieser Segnung eingeladen worden sind. Es sei nicht mehr selbstverständlich, ein Kreuz in einer säkularisierten Welt zu segnen.

Der evangelische Pfarrer Christoph Gruber erinnerte an manche Diskussionen um die Kreuze in Schulen. "Ich find es gut, dass wir immer wieder durch solche Kreuze eingeladen werden über das, was Jesus Christus am Kreuz für uns getan hat, zu sinnieren", so Gruber. Anschließend segnete Dekan Halter das Kreuz mit Weihwasser.

Warum handelt es sich um ein abgehauenes Kreuz? Ein Rückblick: Dieses neu renovierte Kreuz stand im Gewann "beim abgehauenen Kreuz" an der Gemarkungsgrenze zwischen Empfingen und Dettensee. Dort ist es seit Jahren vor sich hingerostet. Auch der Steinsockel verwitterte. Zudem muss ein Bauer das Kreuz angefahren haben. Günther Reich hatte Bürgermeister Albert Schindler darauf angesprochen, sollte doch dieses Kreuz gerettet werden. Die Gemeinde Empfingen hat sich vor Jahren entschlossen, jedes Jahr ein Feldkreuz zu restaurieren. So war es selbstverständlich, auch für dieses Kreuz das "ja" zu geben.

Die Firma Hellstern & Kessler hat das Kreuz 2012 abgeholt und mit der Restaurierung begonnen. Das eiserne Kreuz selbst wurde nach Sulz zum Abstrahlen gebracht, ein Korrissionsschutz aufgebracht und lackiert. Von Susanne Kleindienst aus Glatt wurde die Vergoldung vorgenommen. Danach ging es nur noch darum, in Empfingen einen würdigen Platz zu finden. Dieter Reich schlug den Platz Ausgangs Empfingen Richtung Dettensee im Gewann "Zeisel" am Dommelsberger Weg vor.

Warum heißt der alte Standort des Kreuzes "Beim abgehauenen Kreuz"? Dazu gibt es eine Sage, die auf einer wahren Gegebenheit beruhen soll. Im Dettenseer Schloss wohnte der Oberist Keller von Schlaitheim. Er war im Dreißigjährigen Krieg Oberst der kaiserlichen Armeen und einige Zeit Stadtkommandant von Konstanz. Demnach war er ein ganz gestrenger Herr, der äußerste Disziplin verlangte. Mit der Gemeinde Empfingen lag er immer im Streit, denn die Felder bis zur Anhöhe vor Dettensee gehörten zur Empfinger Gemarkung, sie waren aber im Besitz von Dettenseern Bürgern. Das ärgerte den Herrn von Schlaitheim, da er davon keine Steuern und Zehntabgaben von den Bauern erhalten konnte. Deshalb war Keller von Schlaitheim im Dauerstreit mit den Empfingern. Eines schönen Tages im Jahr 1662 haben fromme Empfinger Bauern an dem Wege nach Dettensee ein hölzernes spanisches Kreuz errichtet. Die Besonderheit und der Standort in der Nähe seines Ortes Dettensee hat ihn in Wut gebracht. Er schickte seine Knechte los, um das spanische Kreuz abzuhauen. Diese Freveltat war Anlass für einen Streit, der erst 1838 vor dem Gericht in Sigmaringen zu Gunsten von Empfingen endete.