Kindergartenkinder hatten für den Erhalt ihres Kindergartens gesammelt (von links): Christine Schäfer und Joachim Gfrörer (IG) überreichten Bürgermeister Albert Schindler den gesammelten Betrag im Sparschwein samt einer Unterschriftenliste. Foto: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunalpolitik: Geburtenzahlen rückläufig / Einrichtungen in Empfingen haben Plätze frei / Spezialisierung als mögliche Chance

Von Jürgen Baiker

Empfingen-Wiesenstetten. Ein nahezu voll besetztes Dorfgemeinschaftshaus zeigte, dass die Wiesenstetter bereit sind, für ihren Kindergarten zu kämpfen. Auch den Kindern ist der Erhalt ihrer Betreuungseinrichtung offenbar wichtig: Einige gingen von Haus zu Haus um für den Kindergarten zu sammeln.

Ins DGH eingeladen hatte die Interessengemeinschaft Erhalt Kindergarten. Joachim Gfrörer und sein Team legten mittels einer detaillierten Präsentation dar, wie sie sich den zukünftigen Betrieb des Kindergartens vorstellen. Über 100 Stunden hatten sie in die Vorbereitung gesteckt, sich ausgetauscht und Ideen gesammelt.

Bürgermeister Albert Schindler hatte der IG bei einem Gespräch im April bereits signalisiert, dass die Gemeinde grundsätzlich bereit sein, den Kindergarten zu erhalten. Was die IG nun brauche, so Gfrörer, sei ein klares Bekenntnis der Gemeinde zum Erhalt der Einrichtung bis September 2019.

Diese Zeit, so der Tenor, brauche die IG um die angedachten Kindergartenmodelle, etwa das eines integrierten und integrativen Naturkinderkartens, weiter zu vertiefen. Gemeinsam mit Kindergartenleitung und Elternschaft wolle man ein Konzept ausarbeiten und versuchen, andere Institutionen als Unterstützer mit ins Boot zu holen.

Die Grundlagen für einen integrativen Kindergarten seien jedenfalls vorhanden. Im Fall eines Kindes würde dies bereits gelebt, so das Fazit der IG. Die auch in Sachen Öffnungs- und Ferienzeiten noch Verbesserungspotenzial sah.

Bürgermeister Albert Schindler zeigte sich von soviel Engagement beeindruckt. IG und Gemeinderat lägen in ihren Zielsetzungen nicht weit auseinander, so der Bürgermeister. Bestehende Einrichtungen wolle man wenn möglich erhalten – soweit pädagogisch sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar. Denn die Gemeinde müsse auch auf die Finanzen schauen.

Blicke man auf die aktuelle Entwicklung, gehe die Zahl der Kinder in Wiesenstetten und Empfingen zurück. Und die Kindergärten in Empfingen hätten noch Plätze frei. Ist es kommunalpolitisch vertretbar, wegen zehn Kindern einen einzügigen Kindergarten zu betreiben, wenn es in zwei größeren Einrichtungen genügend Reserven gibt, fragte Schindler in die Runde.

Die Verwaltung prüfe die Situation, sei im Gespräch mit anderen Behörden und habe auch größere Unternehmen im Ort in der Sache angefragt. Diese hätten aber keinen zusätzlichen Bedarf an Kindergartenplätzen gemeldet.

Hinter Schindlers Fazit stand denn auch ein Fragezeichen: Wo sollen die Kinder herkommen, die den Kindergarten Wiesenstetten so auslasten, dass der Erhalt nachhaltig vertretbar ist? Diese Frage müsse der Gemeinderat in den nächsten Monaten beantworten, so Schindler.

In der anschließenden Diskussion gab es nur zwei Wortmeldungen. Doris Travnicek-Schneider, von Beruf Bewegungstherapeutin und damit sehr erfahren in der Arbeit mit behinderten Kindern, meinte überzeugt "Inklusion ist das Zauberwort für Wiesenstetten." Sie appellierte für den Erhalt des Dorfkindergartens. Wie es jetzt mit dem Wiesenstetter Kindergarten weitergeht, ist offen. Gemeinde und IG wollen im Gespräch bleiben und gemeinsam an einer zukunftorientierten Konzeption arbeiten. Wann dann der Gemeinderat entscheiden wird, ist offen.