Infrastruktur: Interessengemeinschaft aus Wiesenstetten wehrt sich gegen Schließung des Kindergartens

Widerstand formiert sich in Wiesenstetten gegen die Pläne der Empfinger Gemeindeverwaltung, den Wiesenstetter Kindergarten zu schließen. Eine Interessengemeinschaft fordert, dass der Gemeinderatsbeschluss von November 2016, nach dem der Kindergarten erhalten bleiben soll, aufrechterhalten bleibt.

Empfingen. Die Interessengemeinschaft "Erhalt Kindergarten Wiesenstetten", bestehend aus rund 20 Bürgern, ist schockiert von den neuen Plänen aus dem Empfinger Rathaus. Am 15. November 2016 hatte der Gemeinderat beschlossen, den Kindergarten Wiesenstetten zu erhalten. Denn die Tendenz geht hin zu geburtenstärkeren Jahrgängen. Damals hatte es geheißen, dass ohne den Kindergarten im Jahr 2019 mindestens 20 Betreuungsplätze fehlen würden.

Die Pläne von Bürgermeister Ferdinand Truffner sind nun aber, den Wiesenstetter Kindergarten aufgrund von baulichen Mängeln bis spätestens Januar zu schließen und abzureißen. Als Ersatz soll eine Modul-Anlage aus Containern am Kindergarten Reichenhalden in Empfingen aufgebaut werden (wir berichteten).

Viele offene Fragen

Nun versteht die Interessengemeinschaft aus Wiesenstetten die Welt nicht mehr. In einem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es: "Ein Ingenieurbüro untersuchte 2017 die Bausubstanz und kalkulierte zwei Möglichkeiten, eine Sanierung für 430 000 Euro und ein Neubau für 530 000 Euro. Leider passierte aufgrund des anstehenden Bürgermeisterwechsels nichts Substanzielles mehr in der Sache." Eine Mängelbeseitigung an Dach, Heizung, Beleuchtung und Dämmung würde nach Schätzung eines Architekturbüros nur rund 30 000 Euro kosten. Ein weiterer Baustein der Argumentation für eine Schließung sei in der Vergangenheit auch eine sinkende Kinderzahl gewesen. Das Problem habe sich jedoch erledigt. Die Interessengemeinschaft meint: "Die Tendenz steigender Kinderzahlen hält oder steigt die nächsten Jahre eher noch an, wenn man den Bauboom junger Paare und Familien im aktuellen Bauabschnitt sieht. Die Erschließung des dritten Bauabschnitts ist deshalb aktuell in Planung."

Für die Wiesenstetter stellen sich nun einige Fragen, beispielsweise: "Warum kostet ein Neubau in Wiesenstetten jetzt plötzlich 1,4 Millionen Euro, wenn er 2016 noch mit 530 000 Euro veranschlagt wurde?"; "Wo bleiben die Hauptpersonen in dieser Geschichte: die Kinder? Und hier geht es nicht nur um die Wiesenstetter und Dommelsberger Kinder, sondern auch um die Kinder aus Empfingen: Ist die Lösung überhaupt von den Eltern erwünscht?"

Große Enttäuschung

Auch Enttäuschung und Frustration klingt bei dem Schreiben durch, wenn es heißt: "Vielleicht ist es in der heutigen Zeit naiv zu denken, dass man als einfacher Bürger noch etwas bewegen oder mitgestalten kann. Auf jeden Fall merkt man, dass das, was gerade passiert, einfach nicht in Ordnung ist. Denn kann es sein, dass erst wenn die Kindergartenschließung beschlossen ist, ein großer Bürgerdialog stattfinden soll – ist das cleveres Kalkül oder einfach nur Ignoranz?"

Die Interessengemeinschaft fordert "mehr Fairness und Transparenz", die Aufrechterhaltung des Gemeinderatsbeschluss vom 15. November 2016, die Umsetzung der notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Kindergarten in Höhe von nur 30 000 Euro, keine voreilige Beschlussfassung des Gemeinderats am Donnerstag 26. Juli, einen offenen Dialog mit Bürgerbeteiligung und der Interessengemeinschaft zur gemeinsamen Entscheidungsfindung, eine Bewertung und Entscheidung ohne Zeitdruck und keine weitere Schwächung der Infrastruktur von Wiesenstetten und Dommelsberg.

Die nächsten Termine zur Zukunft der Kindergartenlandschaft in Empfingen sind eine Bürgerinformation am Mittwoch, 25. Juli, um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Wiesenstetten und eine Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 26. Juli, um 19 Uhr im Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr in Empfingen. Bei dieser Sitzung soll die Schließung des Wiesenstetter Kindergartens und die Zusammenlegung der Kindergärten Wiesenstetten und Reichenhalden beschlossen werden.