Vollzugsbedienstete aus dem Kreis Freudenstadt kritisiert Bürgermeister Schindler für flapsige Aussage.

Was muss man können, um ein Knöllchen auszustellen? Eigentlich nicht viel, meint der Empfinger Bürgermeister Albert Schindler – und polarisiert kräftig mit dieser flapsigen Bemerkung. Kritik kam prompt – nun auch von einer Vollzugsbeamtin aus dem Kreis Freudenstadt.

Empfingen. Wahrscheinlich war die flapsige Bemerkung des Empfinger Bürgermeisters gar nicht so gemeint. Monatelang suchte seine Gemeinde jemanden fürs Strafzettel verteilen, da sich die bisherige Vollzugsbedienstete im Mutterschutz befindet. Ein Nachfolger wurde zwar vorerst gefunden, der schmiss allerdings umgehend wieder hin – als zu gravierend empfand er die Anfeindungen, die ihm Parksünder entgegenbrachten. Lange gingen dann keine Bewerbungen mehr im Empfinger Rathaus ein. Nun hat man mit Arthur Höhn doch wieder einen Vollzugsbediensteten. Seit dem 1. Dezember wacht der 52-Jährige über die Ordnung in der hohenzollerischen Gemeinde.

Allerdings: Zuvor war die Stelle seit dem 31. Mai unbesetzt. Knöllchen wurden nicht mehr verteilt, was vor allem im Gewerbegebiet an der ehemaligen Kaserne zum Park-Chaos führte. Das trieb den verzweifelten Empfinger Bürgermeister Albert Schindler wohl zu der Aussage: "Wenn sich jemand meldet, kann er gleich am nächsten Tag anfangen." Schließlich müsse er ja nicht viel (an Wissen) mitbringen.

Und genau das sei ein gewaltiger Irrtum, kritisiert nun Andrea Wagner. Sie ist seit 1999 Vollzugsbeamtin im Kreis Freudenstadt – und von Schindlers flapsiger Aussage geradezu empört. Sie sei "eine Unverschämtheit, Fahrlässigkeit und Missachtung des Berufs, die Tür und Tor eben genau den ›Meckerern‹ öffnet", schimpft Wagner.

Im Gespräch mit unserer Zeitung betont die Vollzugsbeamtin: Ganze zwei Monate lang habe sie 1999 ihren Vorgänger begleitet, um sich zumindest ein Basiswissen anzueignen. Hinzu kamen Seminare an der Verwaltungsschule in Karlsruhe, die sie seither alle zwei Jahren auffrischen muss. Dauer allein dafür: drei Tage à acht Stunden. Wagner unterstreicht, dass das auch notwendig sei: "Es gibt immer wieder Autofahrer, die gegen einen Strafzettel vorgehen. Vor Gericht muss man dann zu 100 Prozent Ahnung haben, sonst nimmt einen der Anwalt auseinander."

Kein Geheimnis macht Wagner daraus, dass ihr Job kein Zuckerschlecken ist, denn nicht jeder Parksünder akzeptiere es, wenn sie einen Strafzettel an den Scheibenwischer pinnt. Anfeindungen, Beleidigungen, manchmal sogar Handgreiflichkeiten – damit hatte auch Höhns Vorgänger zu kämpfen. "Und das wird schlimmer. Die Hemmschwelle sinkt bei den Autofahrern immer mehr", sagt Wagner, die sich mehr Akzeptanz und Verständnis für ihren Beruf wünscht – gerade von einem Bürgermeister. "Aber wenn renitente Autofahrer so eine Aussage lesen, dann werden sie doch sogar noch dazu angespornt, sich uns gegenüber so zu verhalten", schimpft Wagner, die sich mit dem neuen Empfinger Vollzugsbediensteten solidarisch zeigt: "Das geht ja auch gegen unsere Berufsehre."