Ob als "Osterbachmännle", "Schantle", Garde-Mädchen, "Ruaßhexe, "Saiwaldhexe" oder "Bajass" – verkleidet hatten die Kinder großen Spaß. Fotos: Moser Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Werner Baiker und Werner Eggenweiler vermitteln Traditionen an die Empfinger Grundschüler

Es ist ihr erklärtes Ziel, die Fasnet als Kulturgut an die kommende Generation weiterzugeben. Deshalb besuchen die "Fasnetsprofessoren" Werner Baiker und Werner Eggenweiler die Kinder der Empfinger Grundschule, die sich darüber sichtlich freuen.

Empfingen. "Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz’. Und wenn die Katz’ it hoorig isch, dann frisst sie koine Mäus", hallt es durch die Grundschule Empfingen. "Und noch mal", fordert Werner Baiker, der mit seinem Waschbrett den kleinen Umzug anführt, die Kinder auf. Dieser Bitte kommen die Grundschüler nur allzu gerne nach, und schon erklingt der Spruch wieder – vielleicht sogar noch etwas lauter als zuvor.

Hinter Baiker läuft ein Mädchen in traditioneller Garde-Montur, nach ihr folgen "Osterbachmännle", "Ruaßhexe", "Schantle", "Saiwaldhexe" und "Bajass". Werner Eggenweiler im Häs des Elferrats und die restlichen Schulkinder sowie einige Lehrer bilden den Schluss des Miniatur-Umzugs. Fast fühlt man sich ob der Szenen, die sich in der Grundschule abspielen, als wäre schon Fasnetssonntag in Empfingen.

Bis zum großen Fasnetssonntag-Umzug durch Empfingen sind aber noch etwas mehr als zwei Wochen Zeit. Für das bunte Treiben in der Empfinger Grundschule muss es also eine andere Erklärung geben – und die gibt es: Mit Baiker und Eggenweiler waren am Donnerstag die Empfinger "Fasnetsprofessoren" zu Gast in der Grundschule. Zusammen wollen sie für die Schüler erfahrbar machen, "was es an der Fasnet in Empfingen denn so alles gibt" und wieso man in den Wochen vor Aschermittwoch "so viel lustiger und verrückter ist als sonst", erklärt Schulleiterin Susanne Kökert den Kindern zu Beginn.

Kökert ist den beiden "Fasnetsprofessoren" für ihr Engagement dankbar. Ihrer Meinung nach ist es wichtig, dass die Grundschüler die örtliche Kultur kennenlernen. "Wir haben ja so ein reiches Brauchtum hier"; da fände Kökert es schade, diese Traditionen nicht weiterzutragen. "Wir wollen auch, dass die Kinder die Scheu vor der Fasnet verlieren", fügt sie hinzu. Und das funktioniere am besten, indem man den Schülern die Chance gebe, eigene Erfahrungen zu sammeln. Das sieht Eggenweiler ganz ähnlich: "Fasnet muss man schon hautnah miterleben."

Die Möglichkeit dazu bot sich insgesamt 48 Grundschülern – aufgeteilt in zwei Gruppen – beim Besuch der "Fasnetsprofessoren". Und die wollten sich zunächst einmal ein Bild davon machen, wie viel die Anwesenden denn schon über das Empfinger Brauchtum wussten – so einiges, wie sich herausstellte. Zum Beispiel welche Fasnetsfiguren es in Empfingen gibt, dann nur Jungen ins "Ruaßhexen"-Häs schlüpfen dürfen und dass die Garde-Mädchen im Umzug ganz vorne mitlaufen. "Als ich noch klein war, hat mich mal eine Hexe mitgenommen", erzählt ein Schüler. Ja, die Empfinger Narren würden an der Fasnet den ein oder anderen Schabernack mit ihren Zuschauern treiben, bestätigt Baiker. Aber er betont: "Man muss sich als Narr an Regeln halten. Man darf zum Beispiel nichts tun, was den Zuschauern weh tut."

Als es dann daran geht, die Häser und Masken anzuziehen, schießen zwanzig Kinderhände in die Höhe. Baiker wirft einen Blick hinter sich auf die kleine Bühne, wo fünf Kostüme auf ihren Einsatz warten. Am Ende dürfen die Kinder sich verkleiden, die noch keine Erfahrungen als Narr gesammelt haben. "Wir wollen ja gerade auch auf die Kinder eingehen, die die Fasnet noch nicht so gut kennen." Er habe schon erlebt, dass Kinder sich vor den Narren, die sie oft nur aus Erzählungen kannten, fürchteten. "Aber in 15 Jahren gab es noch kein Kind, das enttäuscht war. Jeder, der die Maske aufgesetzt hat, war danach begeistert."

Allgemein ist es den "Fasnetsprofessoren" wichtig, Negativ-Vorurteile gegen die Fasnet abzubauen. "Fasnet ist mehr als nur eine Gaudi – und auf jeden Fall mehr als nur saufen", betont Baiker. Die Empfinger Fasnet sei ein Teil der hiesigen Kultur – das wollen die "Fasnetsprofessoren" der nächsten Generation vermitteln. Und das mit Erfolg, wie Baiker berichtet: Er spüre, dass sich die Kinder stärker mit der traditionellen Fasnet auseinandersetzen, und mehr darüber wüssten als noch vor 15 Jahren – "mittlerweile leben die Schüler das".