Genuss: Ralph Munz gibt Expertentipps zu einer besonders intensiven Verkostung von Tee

Welcher Tee ist der Richtige für mich? Laien fällt es oft schwer, zwischen Hunderten von Tees eine Wahl zu treffen. Einfach macht es sich der Empfinger Teehändler Ralph Munz auch nicht. Sein Testverfahren gleicht einer außergewöhnlichen Teezeremonie.

Empfingen. "Wenn ich Tees probiere, ist das eine sehr geräuschvolle Angelegenheit", sagt Teehändler Ralph Munz. Er steht in der Versuchsküche seines Empfinger Oasis-Versands. Seit 31 Jahren handelt Munz nicht nur mit Tees aus aller Welt, sondern kreiert auch eigene Mischungen.

Auf einem Tisch vor ihm steht Test-Geschirr. Ein Set besteht aus einer kleinen Schale für das Wasser und einer Tasse. Wenn Munz sein Teegefäß an den Lippen ansetzt, folgt ein sehr kurzes und intensives Schlürfen. Dabei ist schlürfen aber eher eine Untertreibung. Das Gefäß leert sich so schnell und geräuschvoll, als würde die Flüssigkeit von einem Turbo-Staubsauger angesaugt werden. Munz sagt: "Das Wasser soll im Mund zerbersten." Denn er möchte in jedem Tee so viele Noten wie möglich erkunden. Viel aufschlussreicher als der Geschmack sei dabei aber der Geruchssinn. Deshalb atmet Munz, nachdem er den Tee aufgenommen hat, in "retro-nasaler" Art durch die Nase aus. Er sagt: "Der Mensch kann fünf Geschmacksrichtungen, aber etwa 3000 Gerüche wahrnehmen." Statt einen Tee zu schmecken, riecht Munz seinen Tee. Beim Probieren schluckt er ihn nicht einmal, die Test-Portion landet im Waschbecken.

Die Frage, was denn der beste Tee sei, würde Munz ganz einfach beantworten: "Derjenige, der Ihnen am Besten schmeckt." Wer auf der Suche nach dem richtigen Tee schon einmal eine grobe Richtung finden wolle, könne sich folgende Fragen stellen: Trinke ich den Tee gerne mit oder ohne Milch? Soll er Koffein enthalten? Kräuter ja oder nein?

Obwohl die Beliebtheit von Tee zunehme und der Tee beispielsweise als Bestandteil von Longdrinks Einzug in das großstädtische Nachtleben finde, sei es schwierig, gute Qualität zu verkaufen. Viele Konsumenten handelten laut Munz nach wie vor nach dem Grundsatz "Billig will ich". Glaubt man Munz, entgeht ihnen dabei aber vieles an Genuss. Zum Beispiel eine geschmackliche Weltreise. Der Tee-Experte erzählt, dass er es spannend finde, immer wieder neue Rohstoffe zu entdecken. Teeländer, die derzeit im Kommen sind, seien Ruanda und Vietnam – jeweils mit einem ganz eigenen Geschmack.

Munz denkt aber nicht nur global. An seine eigene Heimatgemeinde hat er ganz besonders mit seiner "Empfinger Haushaltsmischung" gedacht. Dabei handele es sich um einen Bio-Schwarztee für jeden Tag.