Als einzige Fünfjährige ist Larissa jünger als die anderen Kinder beim Ferienprogramm des Reit- und Fahrvereins Wehrstein. Bernhard Ullrich lässt sie erste Reiterfahrung auf dem Pony Joy sammeln. Fotos: Begemann Foto: Schwarzwälder Bote

Reiterferien: Kinder drehen schon nach der ersten Reitstunde alleine ihre Runden hoch zu Ross

Bernhard Ullrich hat 20 Jahre Erfahrung im Amateur-Reitrennsport. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er heute damit, Kindern das Reiten beizubringen – zum Beispiel bei den Reiterferien im Rahmen des Ferienprogramms.

Empfingen. "Pferde sind meine Passion. Da verzichtet man auch mal auf den Urlaub". Der Mann, der das sagt, ist Bernhard Ullrich, 68 Jahre alt, Reitlehrer und Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Wehrstein. Urlaub machen, das ist schwer möglich mit fünf Pferden auf der heimischen Koppel in Dommelsberg. "Shadow Hill", ein englisches Vollblut, hat eine Karriere im Galopprennen hinter sich und ist mit 15 Jahren der jüngste unter Ullrichs Wallachen. "Cyrano", 17 Jahre alt und als einziger kein Brauner, sondern ein Schimmel, war ebenfalls ein Turnierpferd, spezialisiert auf Galopp und Dressur. "Chipsi" (24) und "Joy" (28) sind als Ponys die kleinsten der Herde und schließlich gibt es noch den Westfalen "Firlefanz" (28), den alle nur Franz nennen.

Viermal die Woche machen die fünf Wallache einen Ausflug mit ihrem Besitzer von Dommelsberg zum Reitplatz des Reitvereins in der Wehrsteiner Straße. Weil immer nur zwei Pferde in den Hänger passen, fährt Ullrich die etwa sieben Kilometer eben dreimal – und abends wieder dreimal zurück. Auf diese Weise bietet er seit seiner Pensionierung als Postmitarbeiter vor sechs Jahren jeden Mittwoch bis Samstag ab 14 Uhr Reitstunden für Kinder an. "In den vergangenen zwei Jahren ist der Verein ganz schön gewachsen. 40 bis 50 Kinder kommen inzwischen regelmäßig zum Reitunterricht", berichtet er stolz. An den Gebühren, die er dafür verlangt, verdient er nichts – sie sind nur ein Beitrag zum Futter und zur Pflege der Tiere.

Diese und vergangene Woche waren Ullrich und seine tierischen Partner sogar je einen Tag mehr auf dem Reitplatz anzutreffen: Erst fanden fünf Tage lang die Reiterferien für Vereinskinder statt, jetzt haben auch andere Kinder von Montag bis Freitag im Rahmen des Empfinger Ferienprogramms die Chance, sich in den Sattel zu schwingen. Einige der zwölf Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren saßen schon öfter auf einem Pferderücken – sie sind leicht zu erkennen an ihren Reiterhosen und -helmen. Die absoluten Anfängerinnen sind mit Fahrradhelmen zu den Reiterferien erschienen. "Gerade die Ponys sind so brav und zuverlässig, dass man die Kinder auf sie setzen kann und sie von selbst ihre Runden auf dem Reitplatz drehen. So können die Kinder schon von der ersten Stunde an eigenständig reiten", sagt Ullrich. Um den Mädchen den richtigen Sitz im Sattel, die verschiedenen Gangarten sowie Hufschlagformen beizubringen, widmet er jedem Kind einzeln Zeit und nimmt das jeweilige Pferd an die Longe. "Mir ist es wichtig, dass sie sicher sitzen und ein Gefühl für verschiedene Pferde entwickeln", erklärt er. Insgesamt kommt jedes Mädchen zweimal am Tag zum Zug, sowohl vormittags als auch nachmittags für 20 bis 30 Minuten.

Dass es ihnen in der Zwischenzeit nicht langweilig wird, dafür sorgen zwei Betreuerinnen, die ebenfalls im Reitverein sind. Sie spielen mit den Mädchen Gesellschaftsspiele, basteln Pferdekopf-Lesezeichen, verzieren Hufeisen und malen Window-Colours. Auch der Unterricht auf festem Boden kommt nicht zu kurz: Putzen, Sattelpflege und die Anatomie des Pferdes stehen hier auf dem Programm.

Ullrich saß ebenfalls als Kind zum ersten Mal im Sattel – mit 13 Jahren, um genau zu sein, auf einem Pony. Bei einer Runde auf dem Reitplatz blieb es aber nicht: Er wurde Mitglied in einem Verein, entdeckte das Vielseitigkeitsreiten für sich, das die Disziplinen Dressur, Springen und Geländeritt umfasst, und landete schließlich beim Galopprennen, Turniere inklusive. Vielleicht wird eines Tages auch das ein oder andere Mädchen bei Turnieren mitreiten, das Bernhard Ullrich beim Ferienprogramm zum ersten Mal auf "Shadow Hill", "Cyrano", "Chipsi", "Joy" oder "Franz" gehoben hat.