Kultur: Märchenerzählerin Sigrid Maute versetzt Zuhörer im Empfinger Seeblick ins Staunen

Die professionelle Märchenerzählerin Sigrid Maute war zu einem Märchenabend mit Drei-Gänge-Menü im Empfinger Restaurant Seeblick zu Gast.

E m pfingen. Es ist ein großer Unterschied, ob man selbst in einem Märchenbuch liest, ob man Märchen vorgelesen bekommt oder ob ein Märchen erzählt wird, dies mit einer sehr lebendigen Stimme und der dazugehörigen Gestik. Sigrid Maute ist eine zertifizierte professionelle Märchenerzählerin. Schon immer hat sie gerne Märchen gelesen. Zuhause hat sie mehrere Meter an Märchenbüchern im Bücherregal stehen. 130 Märchen hat sie in ihrem Erzähl-Repertoire. Bei Märchenabenden mit Menüs muss sie auch mal nach einem neuen Märchen suchen, um das Menü und die Märchen in Einklang zu bringen.

Märchen sind nicht einfach Geschichten, sondern sie wollen auf etwas hinweisen, über etwas nachdenklich machen. Vor jedem der drei Menü-Gänge trug Sigrid Maute ein Märchen vor, passend zum Menü.

Zu Beginn gab es einen Gruß aus der Küche. Dann trug Sigrid Maute das Märchen vom Bauern und dem Teufel vor, dies in schwäbischer Sprache. Vorab wollte sie wissen, ob alle Zuhörer die schwäbische Sprache verstehen. Wer zeigte sich listiger, der Bauer oder der Teufel? Ein altes Bäuerlein sah auf seinem Feld eine Anhäufung aus rot glühenden Kohlen, darauf ein kleiner schwarzer Teufel. Was er da tue – einen Schatz bewachend. Dies sei auf seinem Feld und gehöre ihm, so der Bauer. Man einigt sich. Was unter dem Boden wächst gehört dem Bauer, was über dem Boden, ist des Teufels. Der Bauer pflanzt Rüben an. Diese Rüben sind natürlich unter dem Boden, so gewinnt der Bauer. Der Teufel will einen neuen Vertrag, bei dem es umgekehrt sein soll, denn er will gewinnen. Der Bauer pflanzt diesmal Weizen an. Der Teufel sah sich wieder überlistet und verschwand ärgerlich. Dem Bauern gehörte der Schatz.

Als Suppe gab es eine Steckrübensuppe. Das nächste Märchen handelte von dem Falken Finist. Es ist ein russisches Märchen, bei dem es um die Liebe geht. Ein Vater hat drei Töchter, die beiden älteren eitel mit sich selbst beschäftigt, während die jüngste bescheiden und fleißig war. Eines Tages fährt er in die Stadt und fragt die Töchter, was er ihnen mitbringen soll. Die beiden älteren wünschen sich Kleiderstoffe. Die jüngste aber wünscht sich eine Purpurblume.

Der Vater kann die Wünsche seiner beiden älteren Töchter erfüllen, aber nicht den Wunsch der Jüngsten. Als der ein drittes Mal in die Stadt fährt, trifft er einen alten Mann mit einer Purpurblume. Diese sei nicht verkäuflich. Erst auf das Versprechen, dass die jüngste Tochter Finist den Falken heiratet, gibt er die Purpurblume her. Die Purpurblume wird ans Fenster gestellt. In der Nacht kommt der Falke Finist durch das offene Fenster und verwandelt sich in einen jungen Mann. Die beiden anderen Schwestern merken dies und sorgen dafür, dass sich der Falke verletzt und nicht mehr kommen kann. Die jüngste Schwester muss nun auf die Suche gehen nach dem Falken Finist, der ihr Liebster ist. Dabei muss sie drei eiserne Schuhe durchtragen, drei eherne Wanderstäbe verbrauchen und drei steinharte Opferbrote. Zudem muss sie dreimal neun Länder und dreimal zehn Zarenreiche durchlaufen. Am Ende findet sie ihren Liebsten und kann ihn heiraten. Mit ausdrucksstarker Gestik verstand es Maute, in dieses Märchen viel Spannung einzuarbeiten. Nach diesem Märchen gab es als Hauptgang Schweinefilet in Blätterteig.

In einem weiteren Märchen ging es um Frau Holle und ihren Apfelgarten, dem sich ein Bratapfel-Nachtisch anschloss. Mit einem weiteren Märchen endete ein kleiner aber feiner Märchenabend im Nebenraum des Seeblicks.