Ein 1,90 großer Säulenkaktus ist in Holger Dopps Kakteen-Klinik eingeliefert worden. Foto: Dopp Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Der Empfinger Holger Dopp pflegt 35 Jahre alte angeschlagene Pflanze gesund

Empfingen. Die Dopp’sche Kakteen-Klinik in Empfingen ist immer wieder für eine Überraschung gut. So wurde von einem an Pflanzen begeisterten Ehepaar aus Pfinztal ein etwa 1,90 Meter hoher und etwa 50 Kilogramm schwerer Säulenkaktus (Cereus peruvianus f. monstrosus) in Empfingen eingeliefert, der bei seinen Besitzern in den vergangenen Monaten arge Sorgenfalten ausgelöst hatte.

Prozedere erfordert zunächst viel Zeitaufwand und auch große Geduld

Ma n hat diesen gewaltigen Kaktus seit 35 Jahren gehegt und gepflegt und zudem immer kräftig gegossen und gedüngt – augenscheinlich wohl des Guten  erheblich zu viel – denn plötzlich stellte das dornige Prachtexemplar das Wachstum ein und bildete Hunderte von deutlichen Flecken und weichen Fäulnisstellen. Und nachdem sich zudem einige der Triebe seltsam verfärbt haben, haben die beiden Pflanzenfreunde aus Pfinztal in verschiedenen Blumenfachgeschäften und Gärtnereien Rat einholen wollen, der sie aber keineswegs  weiterbrachte. In ihrer Verzweiflung haben sie auch eine der größten Kakteengärtnereien um fachmännischen Rat gefragt, allerdings empfahl man dort, die Pflanze lieber zu entsorgen und eine neue, gesunde Pflanze zu kaufen.

Durch Zufall entdeckte dann das besorgte Ehepaar im Internet unter dem Suchwort Kakteen-Klinik die Anschrift des Empfingers Holger Dopp, den man sofort anrief und um Rat fragte. Und nachdem Dopp erfahren hatte, dass man sich nur sehr ungern von diesem alten "Familien-Kaktus" trennen wolle, war er bereit, sich um dieses Prachtexemplar zu kümmern. Und so liegt jetzt dieser Riesenkaktus auf zwei Böcken, damit man sozusagen von allen Seiten an ihm arbeiten kann. Nach gründlicher Überprüfung sieht der Kakteen-Experte große Chancen, einige Teile der Pflanze zu erhalten, indem er die noch gesunden Triebe herausschneidet und nach einem mehrwöchigen fachgerechten Abtrocknen der Schnittstellen vorsichtig neu bewurzelt. Dieses Prozedere erfordert zunächst viel Zeitaufwand und auch große Geduld, denn zu frühes Angießen der abgetrockneten Stecklinge kann wieder zum raschen Verlust der Pflanzen führen.

Der Empfinger hat sich in vielen Jahrzehnten bereits mit den schwierigsten Rettungsaktionen von Kakteen befasst und kennt deshalb alle relevanten Probleme, die es zu beachten gilt. Dass man diesen Riesen-Patient mehr als 20 Jahre in einem viel zu kleinen Topf kultiviert hat, ohne ihn umzutopfen, zeigt, dass Kakteen eigentlich äußerst robuste Pflanzen sind, die manchen Pflegefehler tolerieren können, bis zu jenem Augenblick, der ein "weiter so" unmöglich macht. In diesem Zusammenhang erklärt Dopp, dass es durchaus ein halbes Jahr dauern kann, bis feststeht, welche der abgetrennten Triebe wieder bewurzelt sind und dann in idealem Kakteen-Substrat weiterwachsen. Dopp wird die Besitzer dieser Prachtpflanze stets über den Fortgang des Geschehens informieren, ein Service, den er zugesagt hat.

Eine andere um Hilfe suchende Kakteenfreundin aus Tönisvorst (Landkreis Viersen) bedankte sich bei dem Empfinger und schreibt unter anderem in einem Brief: "Auch wenn meine Euphorbia nicht mehr zu retten ist habe ich selten so einen hilfsbereiten Menschen wie Sie kennengelernt." Dopp möchte sich auch in Zukunft bemühen, seinen Erfahrungsschatz einzusetzen, um erkrankte Kakteen und auch andere sukkulente Pflanzen zu behandeln und zu retten.

Dopp bittet dringend darum, dass ihm in dieser frostigen Jahreszeit keine erkrankten Kakteen kommentarlos vor die Haustür gestellt werden, denn nach einer einzigen Frostnacht wäre jede Behandlung sinnlos. In dieser Jahreszeit blühen nur Kakteen, die sich entsprechend ihrer Heimat in Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus wohlfühlen.