Bei der Preisverleihung (von links): Thomas Weißhaar, Offizial und Domkapitular; WLSB-Präsident Andreas Felchle als Laudator, Gerald Asamoah, OB Stephan Neher sowie Innenminister Thomas Strobl. Foto: Baum

Einen solchen Preis habe sich der ehemalige Fußballnationalspieler Gerald Asamoah schon immer gewünscht, sagt er bei der Verleihung. Das Preisgeld möchte er in ein Projekt investieren.

Verdienten Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Gesellschaft oder jetzt mit Gerald Asamoah aus dem Sport wurde der Eugen-Bolz-Preis verliehen. Rottenburgs OB Stephan Neher überreichte den Preis im Namen der Eugen-Bolz-Stiftung.

Stellvertretender Ministerpräsident Thomas Strobl hält eine Rede.

Vor der Preisverleihung sprach der stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl (CDU). „Eine Demokratie ohne engagierte Demokraten wird nicht überleben“, betont Strobl, nachdem er erklärt hatte, welche Gründe zum Scheitern einer Demokratie führen können – etwa, weil diese zu hart bekämpft wird oder weil es zu wenige Menschen gibt, die bereit sind, für Demokratie einzustehen und zu kämpfen. Strobl sagt: „Ich bin bestürzt, wenn ich sehe, wie leichtfertig manche Menschen mit der Freiheit umgehen, die unsere freiheitliche demokratische Grundordnung bietet.“ Man müsse die Demokratie gegen Feinde verteidigen, „wir brauchen eine wehrhafte Demokratie.“

Gerald Asamoah trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Rottenburg ein. Foto: Baum

Ein würdiger Preisträger

So sei es nur gut und richtig, den Eugen-Bolz-Preis an Gerald Asamoah zu verleihen. Auch er stehe für Gerechtigkeit und Demokratie ein und sei ein würdiger Preisträger. Am Anfang seiner Ansprache sagte Strobl: “Wir sind beisammen in einer Zeit, in der die Welt von fürchterlichen Verbrechen der Hamas erschüttert ist – die Welt hat schon einmal, in der Nazi-Zeit damals, solch ein fürchterliches Schänden und Schlachten an Jüdinnen und Juden gesehen.“ Und: „Wir alle dachten, dass so etwas nie wieder geschehen könnte – ein Massenmord an Juden.“ Der Terror der Hamas, der über Israel und die Menschen dieses Landes hereingebrochen sei, „lässt jedem Freund Israels und jedem menschlich fühlenden Wesen das Herz brechen“.

Erinnerung an das Leben von Eugen Bolz

Asamoah bei der Dialog-Laudatio, moderiert von Birgit Reinke und WLSB-Präsident Andreas Felchle. Foto: Baum

Erinnerung an Eugen Bolz

Strobl würdigte den Eugen-Bolz Preis – er erinnerte an das Aufstehen von Eugen Bolz, dem Staatsmann, der den Mut hatte, gegen die Nationalsozialisten aufzustehen und als Märtyrer von den Nazis getötet, hingerichtet und in Berlin-Plötzensee enthauptet wurde. Der Preis ehre „Verdienste um unsere Gesellschaft, Verdienste um die Werte, die Eugen Bolz gelebt hat – und für die er gestorben ist“. Eugen Bolz starb „für Freiheit und Menschenrechte, für die Demokratie, für die Würde des Menschen und für die Würde jedes Einzelnen“.

Erfahrungen mit Rassismus

Vor der Festansprache von Strobl hielt Neher seine Ansprache, in der er sagte, dass sich Gerald Asamoah, der früher in der Fußball-Nationalmannschaft viele Tore erzielt und beim FC Schalke 04 gespielt hat, schon früh gegen Rassismus wehren musste. Neher führte aus, dass Rassismus in der Gesellschaft keinen Platz haben dürfe. „Es ist wichtig, sich für Demokratie einzusetzen. Rassismus und anderes Außenseitertum – Richtung AfD – hat hier keinen Platz. Wir müssen den Kreislauf von Gewalt und Rassismus durchbrechen.“

Viele Prominente Preisträger

Eugen-Bolz-Preisträger waren unter anderem der Politiker Robert Antretter, der es sich nicht nehmen ließ, in der Festhalle am Samstagabend mitzufeiern. Zudem Angela Merkel, die Band Silbermond und jetzt Gerald Asamoah, der als Sportler in der heutigen Gesellschaft für jüngere Menschen sicher ein größeres Vorbild sei als Künstler, Politiker oder Bands. Neher erklärte, „Rassismus herrscht schon, wenn Meinungen nicht akzeptiert werden, wenn es aufgrund von Hautfarbe oder anderer politischer Meinung wie etwa bei Asamoah und Eugen Bolz Übergriffe gibt. Diese könnten tödlich enden, wie das tragische Schicksal von Eugen Bolz zeigt.

Domkapitular und Offizial Thomas Weißhaar begrüßte insbesondere die Angehörigen der Familien Bolz und Rupf-Bolz als Nachfahren des von den Nazis getöteten Märtyrers Eugen Bolz.

Zahlreiche Länderspiele

Die Dialog-Laudatio hielten Moderatorin Birgit Reinke als Sprecherin der Stadt Rottenburg und WLSB-Präsident Andreas Felchle gemeinsam mit Gerald Asamoah. Dieser ist gläubiger Christ und holte mit dem FC Schalke 04 zweimal den DFB-Pokal. Schalke 04 habe schon früh das fußballerische Talent von Asamoah erkannt – als Nationalspieler bestritt er über 43 Länderspiele, stand mit der Nationalmannschaft 2002 im Finale der Fußball-WM. In 323 Bundesligaspielen kickte Asamoah für seinen Verein.

Gerald Asamoah signiert vor dem Festakt in der Festhalle Bälle von jungen Fußballspielern. Foto: Baum

Emotionale Preisverleihung

In der Laudatio, in der Birgit Reinke und Andreas Felchle den Fußball-Profi in die Zange nahmen und auch nach seiner Kindheit in Ghana befragten, schilderte Asamoah Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung – er fühle sich heute akzeptiert. Und kurz bevor Stephan Neher ihn mit dem mit 5000 Euro dotierten ehren konnte, wurde Asamoah sehr emotional und bewegend. „Dies und solch einen Preis habe ich mir immer schon gewünscht.“ Und unter Tränen: „Ich habe viele Sachen erlebt, es passiert sehr viel. Wir haben drei Kinder, es ist mir eine Ehre.“ Der 45-Jährige unterhält eine Stiftung für herzkranke Kinder, zudem engagiert er sich als Pate bei der bundesweiten Aktion „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage.“ Hier wird er auch das Preisgeld investieren.

Im Anschluss an den Festakt trug sich der ehemalige Fußballprofi in das Goldene Buch der Stadt ein. Musikalisch wurde der Abend von der Band Sunrise der Musikschule und Schülern der Eugen-Bolz-Schule umrahmt.