Mächtig Betrieb herrschte in Köln vor dem Tor der Schwenninger Wild Wings. Foto: Eibner

Eishockey: Emotionaler Tiefpunkt der Schwenninger manifestiert sich in Köln. Mit Kommentar

Es gibt nichts schönzureden bei den Schwenninger Wild Wings. Das DEL-Schlusslicht steckt in einem tiefen Loch – und aus diesem, sagt Manager Jürgen Rumrich, kann sich die Mannschaft – und das Team hinter dem Team – nur selbst herauskämpfen.

Hängende Köpfe, enttäuschte Gesichter, ein erstes Drittel zum Vergessen. Was die Wild Wings am Sonntagabend gegen die Kölner Haie erlebt haben, glich einem Schlag ins Gesicht. Wieder einmal. Nur war es noch bitterer als zuletzt – denn von den Lichtblicken, die es in der Partie gegen Berlin noch gegeben hatte, fehlte in diesem ersten Drittel in Köln jede Spur.

Zwei Gegentreffer in sechs Minuten, kaum Aktionen in der Angriffszone und nur zwei zaghafte Schüsse auf das Tor von Haie-Goalie Gustaf Wesslau. So lautete die bittere Bilanz nach den ersten 20 Minuten. Ein Auftritt, der nach Erklärungen verlangt – für den aber nur schwer Erklärungen zu finden sind.

"Ich hatte schon die ganze Woche über Sorge", gibt Coach Pat Cortina zu. "Das Team war müde – mental wie emotional. Besonders nach der Partie gegen Berlin, in der wir wieder nicht für das belohnt wurden, was wir kreiert haben. Deshalb war ich auch nicht sehr überrascht, dass das erste Drittel in Köln so lief." Doch das Team daran zu messen, empfindet Cortina als unfair. Für ihn sei in diesem Moment wichtig gewesen, dass die Mannschaft eine Reaktion zeigt. "Da ging es nicht mehr so sehr um das Ergebnis, sondern um den Stolz. Das kann etwas freisetzen", sagt er. Und prompt traf Anthony Rech für die Schwenninger.

Doch Tatsache bleibt: Sieben Tore aus neun Spielen und drei Punkte sind kein Maßstab – auch nicht für die Wild Wings. In den vergangenen fünf Spielzeiten gab es in der DEL keinen schlechteren Start als diesen. Die niedrigsten Schwenninger Werte aus den ersten neun Partien liegen in der Saison 2015/16. Damals standen sie mit 24:32 Toren und acht Punkten auf Rang 13. Und auch DEL-übergreifend liegen die Tiefstwerte der vergangenen fünf Jahre nach neun Spielen bei 16 Toren und fünf Punkten.

Ob eine schnelle Neuverpflichtung, nach der die Wild Wings offenkundig suchen, Abhilfe schaffen könnte? Daran glauben weder Pat Cortina noch Jürgen Rumrich. Man suche – aber einen Schnellschuss wird es nicht geben. "Was wir jetzt brauchen, ist ein Spieler, der zu uns passt. Es hilft uns nicht, auf Teufel komm raus jemanden zu holen. Das könnte die Situation sogar verschlimmern", meint Cortina. "Wir müssen den Prozess im Auge behalten und nicht nur die Ergebnisse. Das ist es auch, was wir den Spielern vermitteln. Diese Situation zwingt uns dazu, zusammenzurücken und den Druck von außen zu blocken."

Doch eben dieser Druck wird immer größer, die Stimmen der Fans lauter. Cortina glaubt dennoch weiter an seine Jungs. Auch wenn es nach einer Durchhalteparole klingen mag – Cortina scheint es genau so zu meinen. "Wir werden niemals aufgeben", betont er.

Kommentar: Jedes 53. Mal

Von Gunher Wiedemann

372 Mal zielten die Wild Wings in neun DEL-Spielen in Richtung gegnerisches Gehäuse. Dabei sprangen sieben Treffer heraus. Klartext: Schwenningen braucht gut 53 Versuche, bis die Hartgummischeibe im Netz zappelt. Die logische Konsequenz dieser unterirdischen Quote ist der letzte Platz. Dabei war es das große Ziel von Coach Pat Cortina, nach der Qualifikation für die Pre-Play-offs nun mehr Tordrang zu entwickeln. Doch das Gegenteil ist der Fall. Und dies liegt eben nicht nur an den Abgängen der Torjäger Acton und Fleury. Zu viele der letztjährigen Leistungsträger rufen nicht ihr Potenzial ab, die Neuzugänge stechen nicht. Es fehlt einfach an der Qualität der Offensive. Ein Knipser muss also her. Doch dieser kostet viel Geld. Und dieses haben die Wild Wings eben nicht. Ohne Erfolgserlebnisse gehen aber die Zuschauerzahlen zurück. Ein Teufelskreis.