Verteidiger Mirko Sacher kehrt nach zwei Jahren in der DEL2 zu den Schwenninger Wild Wings zurück. Foto: Eibner

Eishockey: Schlüsselwort lautet Kontinuität. Rumrich über Ausländerlizenzen, Rückkehrer und Etat. Mit Interview

50 Tage sind seit dem letzten Saisonspiel der Wild Wings vergangen. Manager Jürgen Rumrich hat diese Zeit genutzt. Er war in Nordamerika, hat dort nicht nur viele Spieler beobachtet. Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät er, was einen Profi interessant macht, welche Typen der Mannschaft noch fehlen und welche Erwartungen er in die Neuzugänge setzt.

Jürgen Rumrich, zuletzt waren Sie in Nordamerika. Welche Städte haben Sie sich angeschaut?

Das möchte ich nicht sagen. Ich war an vielen verschiedenen Orten und habe mir persönlich ein Bild gemacht – vor allem von der AHL (American Hockey League) und der ECHL (East Coast Hockey League). Dann war ich auch noch bei einem NHL-Spiel.

Und welche Eindrücke haben Sie dabei gewonnen?

Dass die guten Mannschaften der AHL den DEL-Teams immer noch einen kleinen Schritt voraus sind. Es wird ein anderes Eishockey geboten. Durch das engere Feld geht alles schneller zu. Es wird auch körperbetonter gespielt.

Haben Sie sich dabei auch speziell einzelne Spieler angeschaut?

Nein, man bekommt immer viele Spieler angeboten. Deshalb ist es so wichtig, sich persönlich vor Ort zu informieren. Prinzipiell sind für uns die Spieler interessant, die ihre Hoffnung auf die NHL aufgegeben haben oder keine Lust mehr haben, zwischen den Ligen hin und her geschoben zu werden.

Bisher stehen fünf Ausländer im Kader. Neun Kontingentstellen dürfen auf einem Spielberichtsbogen verteilt werden. Wenn man sich den bisherigen Kader anschaut, fehlt es vor allem in der Abwehr.

Richtig. Mindestens zwei dieser Lizenzen wollen wir auf jeden Fall noch für die Defensive vergeben. Diese Spieler sollten bestenfalls erfahren sein, nicht das erste Mal im Ausland sein und mit viel Eiszeit umgehen können. Dazu sollten sie stark in den Zweikämpfen sein und einen guten ersten Pass spielen können. Weiter suchen wir auch den ein oder anderen deutschen Spieler.

Es scheint, Sie sind fündig geworden. Der Name Dominik Bittner wird seit Wochen häufig gehandelt.

Fakt ist, dass Dominik Bittner in Mannheim noch einen Vertrag bis 2018 hat. Also sind wir darauf angewiesen, wie seine sportliche Situation dort weitergeht. Wenn die Adler ihn freigeben, werden wir versuchen, ihn nach Schwenningen zu holen.

Und wie ist es um die Zukunft von Tim Bender bestellt, der weiterhin bei München unter Vertrag steht?

Beide Seiten sind daran interessiert, dass Tim noch eine weitere Saison bei uns bleibt. München hat bis gestern die Finals gespielt. Da ist es verständlich, dass für sie die Zukunft von Tim Bender nicht an oberster Stelle stand. Jetzt werden wir uns aber zeitnah zusammensetzen.

Mirko Sacher haben Sie zurückgeholt. Was erwarten Sie sich in Zukunft von ihm?

Ich habe Mirko vor zwei Jahren geraten, dass er "einen Schritt zurück" machen – also in die DEL2 gehen soll, um viel Eiszeit zu bekommen. Er hat sich in Dresden super entwickelt, war in dieser Saison der beste Verteidiger der Liga. Nun war der perfekte Zeitpunkt, ihn zurückzuholen. Es waren auch viele andere Teams an ihm interessiert. Aber er hat sich für uns entschieden.

Dazu kommt mit Kyle Sonnenburg aus Krefeld ein defensiver Verteidiger?

Er ist in meinen Augen ein guter Allrounder. Es stimmt schon, dass seine Aufgabe vor allem ist, uns in der Defensive Stabilität zu verleihen. Durch seine läuferischen Fähigkeiten kann er uns aber auch im Offensivspiel weiterhelfen.

Sie sehen also vor allem in der Abwehr Verbesserungspotenzial?

Wenn man unseren Tabellenplatz anschaut, haben wir überall noch Luft nach oben.

Im Angriff setzen Sie aber bisher auf Kontinuität.

Allgemein ist es unser Ziel, auf Kontinuität zu setzen. Wenn wir einen Spieler haben, der zu uns passt und von dem wir überzeugt sind, wollen wir ihn auch halten. Es ist schwierig, jedes Jahr zehn bis zwölf neue Spieler zu integrieren. Wolfsburg ist hier ein sehr gutes Beispiel. Sie halten den Kern ihres Kaders seit sieben oder acht Jahren weitestgehend zusammen – und man sieht ja, wo sie jetzt stehen.

Punktuell werden Sie auch im Sturm nachlegen. Was für Spieler wünschen Sie sich noch für die Offensive?

Wenn es möglich ist, dann noch einen starken Rechtsschützen, der hart in die Zweikämpfe geht und nach Möglichkeit auch noch scoren kann. Zunächst haben aber die Abwehrspieler Priorität. Im Angriff sind wir schon ziemlich weit.

Das sind Sie auch bei den Torhütern. Ist das Duo Strahlmeier/Wölfl nicht sehr riskant?

Was heißt schon Risiko? Das hat man vor jeder Saison. In der vergangenen Spielzeit hat uns zum Beispiel Joey MacDonald ungefähr die Hälfte gefehlt. Wir wollten auf jeden Fall zwei deutsche Torhüter haben, um auf dem Feld mehr Optionen zu haben. Und Marco hat sich in Freiburg gut entwickelt. Dies gilt auch für Strahli, dem viele diesen Schritt nicht zugetraut hätten. Und auch er hat noch Luft nach oben.

Joey MacDonald bleibt in der Region. Sollte etwas auf der Torhüterposition passieren, wird er dann reaktiviert?

(lacht). Solche Gedankenspiele gibt es nicht. Aber man soll im Sport nie etwas ausschließen. Wir müssen auf jeden Fall noch einen dritten Goalie lizenzieren. Dies wird ein junger deutscher Torwart sein.

Sie werden Ihre Scouting-Tour nun sicher bei der Weltmeisterschaft im Mai fortsetzen?

Auf jeden Fall. Bei Teams wie Slowenien, Italien oder Dänemark gibt es Spieler, die in Zukunft vielleicht interessant werden können. Außerdem sind alle wichtigen Leute im Eishockey vor Ort. Man kann also gute Kontakte knüpfen und bestehende pflegen.

Und danach ist der Kader komplett?

Mal schauen, auf jeden Fall wollen wir schon sehr weit sein. Dabei müssen wir aber immer die Finanzen im Blick haben.

Wie sieht es denn mit dem Etat aus?

Diesen konnten wir leicht erhöhen.  

Fragen von Gunter Wiedemann und Kevin Schuon